Die Tänzerinnen der Turngala feierten am Samstag in Schwenningen Premiere; am 3. Januar sind sie in der Porsche-Arena in Stuttgart. Foto: STB

Sie spielen nicht die Hauptrollen, gehören zu einer guten Show aber unverzichtbar dazu: Sarah Rapp und sieben weitere Tänzerinnen vom Performance-Team sind zwei Wochen lang mit der Turngala unterwegs. Völlig ehrenamtlich – aber trotzdem mit viel Engagement und Spaß.

Stuttgart - Dass Sarah Rapp dem Tourauftakt am vergangenen Samstag entgegenfieberte, ist nicht nur einem normalen Maß an Vorfreude zuzuordnen. Nach Wochen der Vorbereitung dürfte jeder Beteiligte den Tag herbeisehnen, an dem das einstudierte Programmteil endlich auch einem größeren Publikum präsentiert werden darf.

Aber bei Sarah Rapp ist der erste von 19 Auftritten zugleich die Rückkehr in ihre Heimat. Wenn sich am Samstag in der ausverkauften Schwenninger Deutenberghalle der Vorhang öffnet und die Künstler die Bühne betreten, wird Sarah bekannte Gesichter im Publikum suchen. „Die Familie kommt“, weiß die 22-Jährige.

Im zarten Alter von vier Jahren begann Sarah bei der TG Schwenningen mit Rhythmischer Sportgymnastik. Auch wenn die Anfänge lange zurückliegen, erinnert sie sich noch, dass sie im Lauf der Jahre mehr die tänzerische als die turnerische Linie verfolgte. Dem Sport blieb sie immer treu, er wurde für Sarah Rapp sogar mehr als eine reine Freizeitbeschäftigung. Vor drei Jahren hat sie in Stuttgart Sportökonomie zu studieren begonnen. Deswegen auch der Umzug von Schwenningen in die Landeshauptstadt. Es ist ein duales Fernstudium. Sarah arbeitet Vollzeit beim Schwäbischen Turnerbund, durchläuft alle sechs Monate eine andere Fachabteilung der STB-Zentrale und hockt in den sogenannten Präsenzphasen im Hörsaal. Zwei Semester hat sie bis zum Bachelor-Abschluss noch vor sich.

Wer so nah an der Quelle sitzt wie sie, der stößt mit der Nase schneller als andere auf sich bietende Möglichkeiten. Über die STB-Homepage und durch Mundpropaganda erfuhr sie von der Chance, Mitwirkende bei der Turngala werden zu können. „Ich habe mich gleich beim Casting beworben“, sagt sie. Jeder Bewerber musste eine vorgegebene Choreografie vortanzen. Diesmal waren es 25 junge Damen, die sich für acht Plätze im Performance-Team ins Zeug legten. Sarah Rapp hat es jedes Mal geschafft, den Regisseur und eine Jury von ihrer Darbietung zu überzeugen und damit ins Team zu kommen. „Theoretisch dürften da auch Jungs mitmachen, aber beim Casting war noch nie einer“, berichtet sie und lächelt.

Sarah Rapp ist diesmal die einzige Stuttgarterin im Performance-Team. Zwei junge Damen kommen aus Freiberg, eine aus Esslingen. Die anderen vier sind quer übers Land verstreut. Im Oktober haben sie in einem Trainingswochenende die Choreografien einstudiert. „Jede trainiert dann noch für sich zu Hause. Das hat die vergangenen beiden Jahre schon ganz gut funktioniert“, so Rapp.

Und was genau macht das Performance-Team während eines zweieinhalbstündigen Turngala-Abends eigentlich? „Wir haben zwei eigene kurze Auftritte während der Show und sind ansonsten bei der Eröffnung sowie im Übergang zwischen den Hauptacts auf der Bühne. Wir bieten alle Tanzstile“, versucht sich die 22-Jährige an einer Rollenbeschreibung.

Für die gut zwei Wochen hat sie Urlaub genommen. Täglich geht es vom gemeinsamen Tourhotel in Stuttgart mit dem Bus zur Aufführung in eine der 14 Städte. „Da wird man zur kleinen Familie, wenn man gefühlt 24 Stunden am Tag zusammen in seiner eigenen kleinen Welt ist.“ Sarah Rapp genießt die Nähe zum gesamten Tross, auch zu den großen Künstlern und Stars. „Da zieht sich kaum einer mal richtig zurück, man kann viele neue Leute aus aller Welt kennenlernen“, ist eine ihrer unbezahlbaren Erfahrungen der ersten beiden Jahre. Aber es ist auch stressig. Frei hat sie diesmal nur an den Tagen, an denen nicht gespielt wird, also am 31. Dezember und 7. Januar. „Die meisten feiern auch zusammen Silvester.“

Wenn sich die Wege nach dem 11. Januar trennen, werden bestimmt Tränen fließen. „Am Ende ist es immer auch ein wenig traurig“, weiß Sarah Rapp.

Langeweile kommt auch nach zwei Jahren bei der 22-Jährigen nicht auf. „Es gibt ja immer ein neues Programm, andere Künstler“, ist die internationale Show aus Turnen, Gymnastik, Tanz und Akrobatik für Sarah Rapp eine klasse Sache, die sie gerne noch eine Weile begleiten will.

Das Tourprogramm: 27.12. Schwenningen, 28.12. Freiburg (zwei Shows), 29.12. Konstanz, 30.12. Ravensburg, 1.1. Aalen (zwei Shows), 2.1. Ulm, 3.1. Stuttgart (Porsche-Arena; zwei Shows), 4.1. Tübingen, 5.1. Karlsruhe, 6.1. Mannheim, 8.1. Friedrichshafen, 9.1. Ludwigsburg, 10.1. Göppingen (zwei Shows), 11.1. Heilbronn (zwei Shows).

Die Vorstellungen beginnen um 18.30 Uhr; bei zwei Shows findet der erste Auftritt um 14 Uhr statt. Karten kosten zwischen 8 und 28 Euro, sie gibt es online oder über Telefon 07 11 / 2 80 77 - 277.

       www.turngala.de