Hautrötungen können auch alles andere als harmlos sein Foto: fotolia

Apfelbäckchen werden meist als Zeichen jugendlicher Frische gedeutet. Dass ständige Gesichtsröte aber auch krankhafte Ursachen haben kann, erkennen die Betroffenen meist erst spät. Spätestens wenn Pickel und Pusteln auftauchen, sollte ein Dermatologe aufgesucht werden.

Apfelbäckchen werden meist als Zeichen jugendlicher Frische gedeutet. Dass ständige Gesichtsröte aber auch krankhafte Ursachen haben kann, erkennen die Betroffenen meist erst spät. Spätestens wenn Pickel und Pusteln auftauchen, sollte ein Dermatologe aufgesucht werden.

Stuttgart - Es braucht keine peinliche Situation, nicht ein wütendes Wort. Die Röte steigt ihr einfach so zu Kopf. „Von einem Moment zum anderen beginnt mein Gesicht zu leuchten“, sagt die junge Lehrerin mit den dunklen Locken. Sie bemerkt es nie selbst. Immer nur an den Blicken der anderen – der Kollegen, der Schüler in ihrer Klasse oder der Leute, die ihr beim Einkaufen begegnen und irritiert ihr Gesicht betrachten. „Dann weiß ich, es ist wieder so weit.“

Der 38-Jährigen ist ihr plötzliches Erröten unangenehm. Und obwohl sie weiß, dass es sich dabei um die chronische Hautkrankheit Rosacea handelt, möchte die Lehrerin aus dem Remstal ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen und nennt sich daher Sabine. Aber aufklären möchte sie über diese Krankheit, die vielen unbekannt ist – obwohl in Deutschland etwa zwei bis fünf Prozent aller Erwachsenen davon betroffen sind. Bei ihnen sind die feinen Äderchen teils dauerhaft erweitert, was dem Gesicht die Dauerröte verleiht. „Die meisten Menschen nehmen die Rötungen einfach so hin und denken gar nicht darüber nach, dass es sich dabei um eine Krankheit handeln könnte“, sagt der Dermatologe Fabian Braun vom Haut-Therapie-Zentrum Stuttgart.

Zu einem Praxisbesuch kommt es meist erst, wenn sich weitere unangenehme Begleiterscheinungen der Rosacea bemerkbar machen: eitrige Pickelchen und kleine Knötchen, die viele für eine Erwachsenen-Akne halten – so auch Sabine. Mit speziellen Pflegeprodukten hat sie erst mal selbst versucht, die Pickelchen zu mindern: „Stattdessen ist es nur schlimmer geworden.“

Tatsächlich, so erklärt es der Hautexperte Braun, besteht zwischen Akne und Rosacea überhaupt kein Zusammenhang. Wer die Haut genauer betrachtet, sieht das auch: Denn bei der Akne sind die Pickel die Folge einer Verhornungsstörung im Haarapparat, es bilden sich Mitesser, die sich zu Pickeln entzünden. Bei der Rosacea dagegen sucht man diese Komedone vergeblich.

Warum die Haut dann dennoch mit einer solch heftigen Entzündung reagiert, können Mediziner bislang nur vermuten. Die anerkannte Theorie lautet, dass ein antientzündlicher Eiweißstoff in der Haut defekt ist. Verschiedene Reize wie Kälte, Wärme, Sonnenlicht sowie Alkohol und scharfe Speisen können nicht neutralisiert werden. Daher reagiert die Haut mit einer überschießenden Entzündungsreaktion. Im dritten Stadium der Rosacea beginnen dann das Bindegewebe und die Talgdrüsen verstärkt zu wuchern: Meist bei Männern kommt es dann zu knotigen Verdickungen, den sogenannten Rhinophymen. „Diese erinnern stark an Nasen, die man sonst nur als Folge von übermäßigem Alkoholkonsum kennt“, sagt Fabian Braun. Es gibt aber auch eine Form der Rosacea, bei der Augen betroffen sind. „Neben einer Trockenheit des Auges können verschiedene Augenentzündungen auftreten“, sagt Braun. Auch hier gibt es Schübe, die durch bestimmte Umweltfaktoren ausgelöst werden können.

Bei Sabine war es vor allem das Sonnenlicht, das ihrer Haut zu schaffen machte. Schon der kleinste Schluck Wein ließ ihr Gesicht glühen. „Und natürlich auch, wenn es in der Schule mal hektisch zugeht“, sagt die Lehrerin. Alles Faktoren, die die Durchblutung der Haut zusätzlich anregten und sie rot scheinen ließen. Heute versucht sie, so gut es geht, diese sogenannten Trigger zu umgehen: Sie verwendet Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, verzichtet auf Alkohol und hat sich mit Hilfe von autogenem Training Entspannungstechniken angewöhnt, mit denen sie stressige Situationen gelassener entgegentreten kann.

Das plötzliche Rotwerden lässt sich allerdings nie richtig verhindern – und schon gar nicht heilen. „Aber es gibt medizinische Therapien, die Rötungen und Entzündungen reduzieren“, sagt Fabian Braun. Bei leichten bis mittelschweren Symptomen eignen sich zur äußeren Behandlung antientzündliche Lotionen, Gele und Cremes – etwa mit dem Wirkstoff Metrodinazol. Sie können auch die Rötung reduzieren, indem sie die Gefäße dazu bringen, sich etwas zusammenzuziehen. „Wichtig ist auch eine gute Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 50“, so Braun. Auch sehr niedrig dosierte Antibiotika können helfen. Zwar spielen Bakterien bei der Rosacea keine Rolle, doch der Wirkstoff kann die entzündungshemmenden Eiweißstoffe in der Haut normalisieren – was somit die Rötungen und Pusteln beeinflusst.

Sabine hat sich zudem für eine Laser-Therapie entschieden, die zumindest von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt wird. In sechs Sitzungen ließ sie die Zahl der erweiterten Gefäße in der Gesichtshaut reduzieren: „Die Laserstrahlen zerstören die Äderchen, ohne das umliegende Gewebe zu verletzen“, sagt Braun. Allerdings sollte diese Behandlung nur während des Winters erfolgen, weil die Haut im Anschluss noch lichtempfindlicher ist als sowieso schon.

Sechs Monate ist die Behandlung nun schon her. Ein Bleichgesicht ist Sabine deswegen noch nicht. Die Gesichtsfarbe wirkt aber weitaus gesünder – wie nach einem Urlaub. „So kann ich mich sehen lassen.“

Weitere Infos über die chronische Hautkrankheit Rosacea und deren Behandlung gibt es im Internet auf der Homepage der Aufklärungskampagne „Aktiv gegen Rosacea“, www.rosacea-info.de.