Täuschend echt: ein Bagger aus der Werkstatt der IG Truckmodellbau Foto: Gottfried Stoppel

Verkaufen? Niemals! Ihre selbst gebauten, detailgetreuen Modelle von Baggern, Lastwagen und Kränen liegen den Mitgliedern der IG Rems-Murr Truckmodellbau so sehr am Herzen wie Babys. Im Waiblinger Schlosskeller haben sie ihren Fuhrpark gezeigt.

Waiblingen - Ein besseres Wetter hätten sich die Waiblinger für ihren Martinimarkt kaum wünschen können: Bei Sonnenschein und blauem Himmel sind der Marktplatz und die Altstadtgassen rundum am Sonntagnachmittag rappelvoll gewesen. So mancher Standbesitzer wäre über ein paar Grad Celsius weniger aber vermutlich froh gewesen – bei T-Shirt-Wetter finden Wollfäustlinge, Kunstfellmützen, Schals und Lammfellhausschuhe nun mal keinen reißenden Absatz.

Vergleichsweise kühle Temperaturen herrschten im Schlosskeller, wo die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Truckmodellbau Rems-Murr auf einem Parcours mit Brücken und einem eigens aufgeschütteten Erdhügel ihre ferngesteuerten Lastwagen, Schaufelbagger, Radlader und Kräne in Aktion präsentierten. Rund 20 aktive Mitglieder aus dem Rems-Murr-Kreis und der Region Stuttgart werkeln in dem Club, der seit 21 Jahren besteht.

Nichts für Menschen mit zwei linken Händen

Reiner Weiger aus Waiblingen-Hegnach war von Anfang an dabei und ist ein stolzer Besitzer von zwölf Modellen der Marke Eigenbau. Echte Prachtstücke, an denen jedes Detail, vom Außenspiegel über die Scheibenwischer bis hin zur Firmenaufschrift, realen Fahrzeugen nachempfunden ist. Wenn der Nachbau so exakt gelinge, dass man auf einem Foto den Originallastwagen nicht vom Zwerg im Maßstab 1:16 unterscheiden kann, dann sei man als Modellbauer happy, erzählt Reiner Weiger, der von Beruf Mechanikermeister ist und somit das nötige handwerkliche Geschick für das zeitaufwendige Hobby mitbringt.

„Wer nicht praktisch veranlagt ist, kann es vergessen“, sagt er. Um beispielsweise den grünen Unimog mit Kettenantrieb zusammenzubauen, der dank eines Elektromotors durch den Schlosskeller rattert, hat Weiger sechs Jahre in seinem Keller gesessen und getüftelt. Verkaufen würde er den Unimog oder seine anderen Modelle niemals. „Die sind ja wie ein Baby für mich“, sagt Weiger, der aus diesem Grund schon so manches Verkaufsangebot ausgeschlagen hat, das ihm Zuschauer bei Vorführungen wie der am Wochenende gemacht haben. Solche öffentlichen Demonstrationen stehen bei der IG Rems-Murr nur etwa drei bis vier Mal im Jahr auf dem Programm. „Wir fahren nicht so oft, bei uns geht es vor allem ums Bauen“, erklärt Reiner Weiger.

Marke Eigenbau statt teurer Bausätze

Wie seine Mitstreiter hat er den Ehrgeiz, nicht auf die für teures Geld erhältlichen Bausätze zurückzugreifen, die locker bis zu 5000 Euro kosten können. Stattdessen wollen die Clubmitglieder möglichst viel selbst machen. Und so hat Reiner Weigle ein echtes Feuerwehrauto mit dem Meterstab vermessen, die Werte auf den Maßstab 1:16 heruntergerechnet und losgelegt.

Eine Kreissäge und eine kleine Fräsmaschine sind seine wichtigsten Hilfsmittel, um die Einzelteile für die Modelle aus Kunststoff, Aluminium oder Holz zuzuschneiden. Als Alternative dazu kaufen die Truckmodellbauer preiswerte Fahrzeuge, die eigentlich für Kinder gedacht sind, und rüsten sie mit allen Schikanen aus. So klingt es täuschend echt, als ein mit Erde beladener Lastwagen vorbeifährt – je schneller das Tempo, desto lauter röhrt der Motor.

Vor allem jetzt, im Winterhalbjahr, schlägt die Stunde der Modellbauer. „Die Frauenquote liegt eigentlich bei Null. Schade, aber so ist es halt“, sagt Reiner Weiger. Für die Ehefrauen sei das Modellbau-Hobby praktisch: Der Gatte nerve nicht, und man wisse immer, wo er steckt: „im Keller“.