Nur wenige Besucher schlendern am Samstag durch die Markthalle in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Trotz Corona und Regenguss: Obst und Gemüse vom Wochenmarkt bleiben Verkaufsschlager. In der Markthalle fehlen indes die Gelegenheitsbummler.

Stuttgart - Dauerregen, Wind, Temperatursturz: Allein schon wegen des miesen Wetters ist der Samstag ein Zuhausebleiben-Tag, wegen des Coronavirus sowieso. Auf der Königstraße aber wuselt’s. Der Wochenmarkt findet wie gewohnt statt, und die Leute kommen wie gewohnt. Mit einer kleinen Veränderung. „Die Stammkundschaft kommt im Moment früher“, sagt Dietmar Kurrle, ein Standbetreiber vom Rotenberg.

Auch Thomas Lehmann hat sich unter die Leute gemischt. Gemeinsam mit der Marktaufsicht schaut sich der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart GmbH an, ob sich Kunden und Händler an die neuen Spielregeln halten. Schildern mahnen: Abstand halten! „Unsere Mitarbeiter wurden darauf hingewiesen, auf Grüppchen zu reagieren“, sagt er. Mancher Händler ist erfinderisch. Am Stand von Gemüsebau Lang etwa werden die Kunden durch Kisten voneinander getrennt. Selbstbedienung ist dieser Tage verpönt. Die Standbetreiber tragen Handschuhe und reichen den Kunden die Waren. „Take what you touch“, gilt am Stand von Jochen Mayer aus Weinstadt, wie er lachend sagt.

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„Die Leute sind sehr vernünftig“, erklärt Timo Somnitz. Der Badener verkauft deutschen Spargel und Erdbeeren aus Italien. „Der eine oder andere macht ein Späßle“, gekauft werde das rote Obst aus der Krisenregion dennoch rege. Überhaupt ist Timo Somnitz zufrieden. „Ich war überrascht, dass so viel los ist“, sagt er angesichts des miesen Wetters. Thomas Lehmann spricht von einem „leicht erhöhten Umsatz“ auf den Wochenmärkten. Um die Nachfrage zu befriedigen und die Einkaufszeiten zu entzerren, wurden alle 13 Samstagsmärkte bis 15 Uhr verlängert. Zusätzliche Markttage seien indes nicht geplant. Zum einen müssten die Erzeuger ja in ihren Betrieben arbeiten, „man kann nur das ernten, was man sät“. Auch rechtfertige das kleine Umsatzplus dies nicht. „Mehr lohnt sich nicht“, stellt Thomas Lehmann klar. Hamsterkäufe sind an den Ständen ohnehin nicht zu beobachten. „Ich habe mein Konsumverhalten nicht verändert“, sagt eine Kundin im Vorbeigehen.

„Bummler am Nachmittag fehlen“

Laut dem deutschen Bauernverband wird es an Nachschub nicht mangeln. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist sichergestellt, teilt der Präsident Joachim Rukwied mit. Nur in einem Punkt gibt es aktuell Fragezeichen. „Baden-Württemberg ist ein Sonderkulturenland“, sagt Ariane Amstutz, Sprecherin des Landesbauernverbands, und bei der Spargel- und Erdbeerernte sei man auf Saisonarbeiter aus dem Ausland angewiesen. „Laut Bundesministerium kommen die durch“, sagt sie. Zudem meldeten sich bereits Studenten und Arbeitswillige aus stillgelegten Branchen zahlreich.

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Das Nachsehen haben die Händler in der Markthalle. In den engen Gängen shoppen an diesem Samstag sichtlich weniger Kunden. Seitdem die umliegenden Geschäfte geschlossen hätten, sei „deutlich“ weniger los, sagt der Chef eines mediterranen Feinkoststandes. „Die Bummler am Nachmittag fehlen“, sagt die Obst- und Gemüsehändlerin Dagmar Ragoßnig, morgens mache sie indes ein „sehr gutes Geschäft“. Die Stammkunden hielten ihr trotz Corona die Treue, und Berührungsängste mit Obst und Gemüse habe auch keiner.

Lebensmittel gründlich abwaschen

Das Landesministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz stellt klar: „Covid-19 kann nach derzeitigem Kenntnisstand nicht durch Lebensmittel oder bei Verwendung von Gegenständen des täglichen Bedarfs übertragen werden, sofern Sie die allgemeinen Empfehlungen zur persönlichen Hygiene einhalten.“ Ein Sprecher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nennt die erste Regel: „Hände waschen!“

Auch solle man Lebensmittel gründlich abwaschen, verschiedene Schneidbretter verwenden und diese gut reinigen. Das Erhitzen von Speisen bringe zusätzliche Sicherheit. „Die Hygiene findet zu Hause statt“, mahnt er. Zwar sei es grundsätzlich denkbar, dass sich Viren auf Früchten halten. Der BfR-Sprecher betont aber: Bislang sei kein Fall bekannt, dass sich eine Person über ein Lebensmittel mit dem Coronavirus infiziert habe.