Odeng singt ein Loblied auf den Trollinger Foto: privat

Sie besingen das rote Gold der Schwaben, den wunderbarsten Rebensaft oder das Württemberger Blut. An Kreativität mangelte es den Musikern nicht, als es galt, ein Loblied auf den Trollinger zu verfassen. Auch die Gruppe Odeng versuchte sich daran, dem Trollinger ein neues Image zu geben.

Stuttgart - Eine eigene Werbekampagne gibt es samt VW Bus, Cocktails für die Nachtschwärmer hat man entworfen, und nun trällert man dem Trollinger auch noch ein Loblied. Die Württembergischen Weingärtnergenossenschaften wollen mit ihrer Initiative T 2.0 den Trollinger retten und in die Neuzeit bringen.

Der jüngste Streich ist der Trollinger Song Contest: Insgesamt 6000 Euro Preisgeld lobten die Veranstalter für die drei besten Kunstwerke aus. Offenbar Ansporn genug für Bands, Rocker, Chöre, Musikvereine oder Solisten, Ideen zu entwickeln, wie man den wohl bekanntesten württembergischen Wein musikalisch und visuell in glänzendem Licht erstrahlen lassen könnte. 22 Beiträge sind bei den Initiatoren eingegangen. „Das Feedback von Musikern aus ganz Deutschland auf unsere Ausschreibung war überwältigend. Wir sind begeistert von der Qualität, Kreativität und Bandbreite der eingereichten Beiträge“, sagt Ulrich Breutner, Geschäftsführer der Werbegemeinschaft der Weinproduzenten,

„Zufällig aus dem Internet“ erfuhr auch die Stuttgarter Band Odeng von dieser Sache. Die Schwabenrocker hatten erst wenige Monate zuvor zusammengefunden. Im Frühjahr bastelten sie gerade ihr Bühnenprogramms. „Da kam der Trollinger Song Contest gerade recht, um schon mal eine erste Duftmarke zu hinterlassen“, sagt Gitarrist Thomas Walsdorff. Die Entscheidung, mitzumachen, sei „sehr schnell und spontan“ gefallen. „Und von dem Augenblick an haben wir Vollgas gegeben.“

Nur rund zwei Wochen benötigte die Band, um den von Walsdorff komponierten und von der Band im Arrangement verfeinerten Song einzuspielen und auch das Video zu drehen. „Wir wollten den Spagat zwischen schwäbischem Traditionsprodukt und Party-In-Getränk schaffen. Dieses Konzept haben wir dann musikalisch und videotechnisch umgesetzt“, erzählt Keyboarder Thomas Kinne, in dessen Produktionsstudio in Haiterbach Ton- und Videoaufnahmen entstanden – in „unzähligen Überstunden und Nächten“.

„Wir wollten mit dem Video eine eigene Geschichte erzählen, die die Kernaussage des Songs – Verjüngung des Trollingers – widerspiegelt“, erläutert Schlagzeuger Mike Kühner das Konzept, auch jungen Leuten den Wein schmackhaft zu machen.

Die Odeng-Musiker selbst hatten mit Wein und speziell Trollinger bisher nicht viel am Hut. „Das hat sich aber in den letzten Wochen geändert. Schon alleine dem Videodreh fielen einige Flaschen zum Opfer“, berichtet Bassist Olaf Ehmert, „und wir haben dabei festgestellt, dass das Zeug von Glas zu Glas immer besser schmeckt.“

Dabei hatte die Band ganz im Stil ihrer Eigenbeschreibung („Schwabenrock ond domms Gschwätz“) am Anfang des Wettbewerbs intern noch manch derben Spruch über die Veranstalter gerissen: „Jetzt brauchen die schon musikalische Unterstützung, um den Verkauf für die Plörre anzukurbeln, die eigentlich nur noch bei chronischen Prostataleiden verwendet wird.“ Damit trafen sie die Vorurteile der Zielgruppe ganz gut.

Bereits Mitte April reichte Odeng seinen Beitrag „Trollinger – guader Wein für guade Leut’“ ein. Mit gutem Gefühl. „Aber letztendlich ist alles Geschmackssache und wird eben von anderen bewertet. Dass es am Ende für einen der vorderen Plätze reicht, konnten wir nur hoffen“, so Gitarrist Olli Petersen. Um die erste Hürde zu nehmen, musste man beim Publikums-Voting zu den fünf Beiträgen mit den meisten Stimmen gehören. Mit Mund-zu-Mund-Propaganda, den sozialen Netzwerken im Internet mobilisierte Odeng bis Ende Juli 12 066 Stimmen und damit tatsächlich die größte Unterstützergemeinde aller 22 Bewerber. Eine von den Veranstaltern eingesetzte Jury aus den Bereichen Musik, Wein und Journalismus legte nach der Vorauswahl schließlich die Plätze eins bis drei fest. Originalität des Songtextes, musikalische Leistung sowie Performance und Gesamteindruck des Videos waren dabei die Parameter.

Dass es für Odeng am Ende doch nur zu Rang drei hinter Gewinner Wolfgang Kienzle alias Kay Double You („Dr Trollingerrock“) und Tresse Rose Schreiber („Trollinger on the Rockz“) reichte, hatten Walsdorff und Kollegen rasch verschmerzt: „Wir gratulieren sportlich den Mitbewerbern, die schon allein durch die Videoqualität zu Recht unter den ersten drei sind.“ Sich selbst sieht Odeng als „Sieger der Herzen“. Im März 2015 will die Band mit einem schwäbischen Abend ihr Liveprogramm starten. Und eine erste CD herausgeben. Das Loblied auf den Trollinger dürfte dort kaum fehlen.