Eine junge Frau kühlt ihre Füße im Becken des weltbekannten Trevi-Brunnens in Rom. Mehr Fotos des Brunnens finden Sie in der kleinen Bildergalerie. Quelle: Unbekannt

Der Trevi-Brunnen in Rom gilt als eine der Attraktionen der Stadt. Doch für die dringend nötige Restaurierung ist derzeit kein Geld da.

Rom - Ist die Stadt schon so pleite, dass sie sich nicht einmal mehr die Restaurierung des Trevi-Brunnens erlauben kann? Diese Frage stellen sich derzeit viele Römer. Vor kurzem erklärte Bürgermeister Gianni Alemanno, dass er keine zwei Millionen Euro habe, um den bekanntesten Brunnen der Welt zu restaurieren. Der Trevi-Brunnen, eine der Attraktionen Roms, droht zu verkommen. Kunsthistoriker fordern seit Jahren, dass Geld für eine Generalüberholung bereitgestellt wird. Doch nichts geschah.

Der Bürgermeister erklärte, dass das Kulturministerium für die Restaurierung verantwortlich sei. Kulturminister Lorenzo Ornaghi verwies darauf, dass sein Ressort, das mit nur rund einem Prozent am Gesamtregierungsbudget beteiligt ist, fast pleite ist. Und das angesichts der Tatsache, dass sich das weltweit größte Kulturerbe in Italien befindet. Erst vor wenigen Wochen hat Regierungschef Mario Monti dem Kulturministerium für 2013 50 Millionen Euro für Restaurierungsarbeiten gestrichen. Was tun?

In den Medien plädieren immer mehr Kunsthistoriker für die sogenannte Europa-Lösung. „Man könnte es doch wie im Fall Pompeji machen“, schlägt die römische Kunsthistorikerin Carla Pompeo vor. „Vor wenigen Monaten überwies Brüssel 105 Millionen Euro nach Italien, um die Ruinen von Pompeji endlich zu restaurieren.“ Rom, so Pompeo, „verfügt über das weltweit größte historische Stadtzentrum, und wie man ja sieht, kann ein Land allein sich nicht um dessen Erhalt kümmern“. Die „Europa-Lösung“ wird inzwischen von vielen Archäologen, Kunsthistorikern und Politikern begrüßt. „„Angesichts der immensen Vielfalt an Kulturgütern wäre es doch nur gerecht, wenn sich auch andere Länder darum kümmern würden“, meint Paolo Strinisi von der staatlichen Archäologiebehörde. Doch aus Brüssel kam bislang keine Reaktion.

Je mehr man die wichtigsten Kulturgüter herausputze, „umso mehr Besucher kommen“

Spricht man italienische Bürger auf Geld aus Brüssel für Italiens Kulturgüter an, hört man oft die Frage: „Sind wir denn schon so arm, dass wir uns noch nicht einmal mehr um unser wichtigstes Kulturerbe kümmern können?“ Viele Italiener finden es skandalös, dass Italien Geld von der EU nötig hat, um etwa Pompeji in Schuss zu halten. Auch Fachleute wie der Kunsthistoriker Salvatore Settis finden es „seltsam“, dass „es uns nicht gelingt, mit der größten antiken Stadt, die jemals ausgegraben wurde, wenigsten ein bisschen Geld einzunehmen“. Italien, so sein Fazit, „hat noch nicht begriffen, dass unsere Kulturgüter unser Petroleum sind“. Je mehr man die wichtigsten Kulturgüter herausputze, „umso mehr Besucher kommen“.

Italiens Kulturminister hofft, dass Unternehmer als Sponsoren auftreten könnten. Wie im Fall des Kolosseums. Der italienische Lederluxuswarenhersteller Diego Della Valle finanzierte die 25 Millionen Euro teure Restaurierung der bröckelnden Arena. Doch in wirtschaftlichen Krisenzeiten, befürchtet der römische Kunsthistoriker Claudio Strinati, „wird diese Geste wohl Seltenheitswert haben“. Es sei denn, Italiens Regierung werbe damit, „dass ausländische Milliardäre und Unternehmer in Restaurierungen in Italien investieren, um dann mit ihren Firmennamen an den auf diese Weise geretteten Monumenten zu werben“. Schon ist von, so die Tageszeitung „La Repubblica“, „viel Geld bringender Kommerzialisierung des italienischen Kulturerbes“ die Rede.

Genau das wollte bereits Regierungschef Silvio Berlusconi, und alle Welt protestierte. Genau das scheint auch Monti zu wollen. „Die Privaten sollen ihre Verantwortung angesichts unserer Kulturgüter erkennen“, meint Kulturminister Ornaghi. Doch in einem Land, in dem seit Beginn des Jahres allein in Rom rund 5000 Geschäfte schließen mussten, in dem die Rezession so dramatische Züge angenommen hat, dass nur noch 40 Prozent der Italiener in die Ferien fahren, ist es, klagt Settis, „nur ein frommer Wunsch, auf private Geldgeber zu setzen“. Settis ist davon überzeugt, dass, wenn die EU nicht hilft, „sogar die wichtigsten Kulturgüter vor die Hunde gehen werden“.