Dan Fries (links) und Lukas Teichmann studieren Luft- und Raumfahrttechnik und träumen von einem Flug zum Mars Foto: ppfotodesign

In nur vier Jahren soll es möglich sein, auf den Mars zu fliegen. Die Stiftung Inspiration Mars hat dazu einen weltweiten Wettbewerb ausgeschrieben.

Stuttgart - „Es geht darum zu beweisen, dass ein bemannter Marsflug technisch möglich ist.“ So bringt Dan Fries das Projekt auf den Punkt, an dem er seit September arbeitet. Zusammen mit Lukas Teichmann leitet der 26-jährige Student die Projektgruppe Mars 18 an der Universität Vaihingen. Sie nehmen an einem internationalen Wettbewerb der amerikanischen Stiftung Inspiration Mars teil. Um zu gewinnen, müssen die Studenten einen sogenannten Mars Flyby (auf Deutsch: Vorbeiflug) planen, der im Jahr 2018 umsetzbar sein soll.

Treibende Kraft hinter Inspiration Mars ist der amerikanische Millionär Dennis Tito. 2001 machte er Schlagzeilen, als er als erster Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation (ISS) flog. Er war es, der Inspiration Mars gegründet hat. Erklärtes Ziel der Stiftung: Am 5. Januar 2018 soll eine Raumfähre zum Mars aufbrechen, den Roten Planeten umrunden und den Schwung ausnutzen, um sicher auf die Erde zurückzukehren. An Bord der Raumkapsel sollen sich zwei Menschen befinden: ein Mann und eine Frau. „Frauen verkraften die Strahlung im All besser als Männer“, sagt Fries, „deswegen ist es wichtig, dass beide die Mission überleben. Dann sieht man, dass auch Männer für solche Flüge infrage kommen.“

Der Starttermin ist bewusst auf das Jahr 2018 gelegt. In vier Jahren soll der Mars besonders nahe an der Erde sein und die Sonne gleichzeitig relativ wenig schädliche Strahlung ins All senden. Da die nötige Technik allerdings noch nicht bereit ist, wurde 2013 der Wettbewerb ausgeschrieben. „Davon profitieren beide Seiten“, sagt Dan Fries, „Die Studenten lernen, ihr Wissen in einem großen Projekt praktisch anzuwenden, und können auf sich aufmerksam machen. Und Inspiration Mars kommt günstig an frische Ideen.“

Bei der Planung gibt es einiges zu beachten, das über die technischen Aspekte hinausgeht. „Am Anfang bestand unser Team aus nur vier Leuten“, erklärt Teichmann, „Da standen wir vor einem Berg von Dingen, die erledigt werden mussten.“ Deswegen wandten sie sich an andere Studenten, die sich mit ihrem Fachwissen in die Planung einbrachten. Bei Mars 18 kümmern sich BWL-Studenten um die Kostenrechnung und Medizinstudenten darum, dass die Astronauten von dem etwa 500 Tage langen Flug keine körperlichen oder seelischen Schäden davontragen. Angehende Luft- und Raumfahrttechniker berechnen den nötigen Treibstoff und die Konstruktion der Raumfähre. Etwa 35 Studenten arbeiten mittlerweile an Mars 18 mit.

Zusammen haben sie ein vorläufiges Konzept entwickelt. „Die Kosten sollten sich zwischen einer und zwei Milliarden Euro belaufen“, so Teichmann. Damit die Astronauten auf dem 500-Tage-Flug nicht vor Langeweile verrückt werden, könnten sie einen Podcast, eine Art Radiosendung, über ihr Leben in der Raumkapsel produzieren. So könnten die auf der Erde Gebliebenen den Verlauf der Mars-Mission verfolgen, und die Mars-Reisenden hätten eine Beschäftigung. Mit den Astronauten zu telefonieren dürfte aber nicht möglich sein. Würde man auf der Raumstation in einen Telefonhörer sprechen, käme das Signal erst mit einer Verspätung von 20 Minuten auf der Erde an.

Bis März werden die Studenten um Dan Fries und Lukas Teichmann noch an den Feinheiten ihres Projektes arbeiten. „Das nennt man Iterationsprozess“, sagt Fries. „Dabei zieht jede kleine Änderung eine Reihe von immer größeren Folgen nach sich. Wenn man zum Beispiel das Gewicht der Raumfähre ein wenig erhöht, steigen die Kosten enorm an.“ Denn nur ein Kilogramm Masse ins Weltall zu schießen kostet bis zu 80 000 Euro. Deswegen muss man bei der Abstimmung der einzelnen Aspekte sehr vorsichtig sein. Wenn das Projekt fertig ist, wird es von einer Jury auf vier Kriterien untersucht: die technische Qualität, Einfachheit, Kosten und ob die Zeitplanung bis 2018 realistisch ist.

Die Studentengruppe mit dem besten Entwurf wird neben einem Preisgeld von 10 000 Euro auch eine Einladung zur Mars Society Convention gewinnen. Auf dieser internationalen Tagung der Marsforscher soll ihr Siegerkonzept vorgestellt werden. Davor darf eine Endauswahl der zehn besten Teams nach Kalifornien zum Ames-Forschungszentrum der Nasa reisen. Den Flug dorthin müssten die Studenten allerdings selbst finanzieren. Auch ihre Arbeit an dem Projekt bezahlen sie vor allem aus eigener Tasche. „Im Moment ist das größte Problem, Sponsoren zu finden“, sagt Teichmann.

Wer die Studenten von Mars 18 unterstützen will, kann per E-Mail über die Adresse L.Teichmann@Mars18.de mit Lukas Teichmann Kontakt aufnehmen.