Auch im vierten Teil ein prächtiger Bursche mit Charakter und kampfeslustiger denn je: Der Autobot Bumblebee in „Transformers: Ära des Untergangs“ Foto: Paramount

Michael Bays vierter „Transformers“-Film ist ein gewaltiges Spektakel, das nur genießen kann, wer keine Fragen stellt. Doch man muss dem Regisseur eines lassen: Er weiß, wie schwerelose Kino-Unterhaltung geht.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Transformers"

Meteoriteneinschlag, Vulkanaktivitäten – so lauten gängige Theorien, wieso die Dinosaurier ausgestorben sind. Falls diese wechselwarm waren, was nicht sicher ist, könnten auch die der Evolution entschlüpften warmblütigen Säugetiere ihnen in kalten Nächten die Gelege weggefressen haben. Wer das schon abstrus findet, kennt den Regisseur Michael Bay nicht. In Teil vier seines „Transformers“-Spektakels hat er eine ganz eigene Erklärung parat, die Fahrzeug-Kampfroboter-Mutanten ursächlich einschließt.

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Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Film anzuschauen: ernsthaft und stöhnend ob der vielen Ungereimtheiten oder ohne nachzudenken und staunend über die ebenfalls vielen gewaltigen Effekten. Wie kann der enttarnte Autobot-Anführer Optimus Prime, eben noch schwer beschädigt, nur Minuten später wieder voll in Form sein? Wieso sind Verfolger erst kaum abzuschütteln und dann reicht einmal Abbiegen? Wieso geht nur einem einzigen Alien-Gewehr nie die Munition aus? Müßige Fragen, schon in Teil eins, als man sich noch wunderte, dass die guten Autobots als Zugmaschinen und Sportwagen am Boden kleben, während die bösen Decepticons sich in Kampfjets und -hubschrauber verwandeln können.

Bay lehrt in der Filmreihe, deren Grundidee auf realen Gestaltwandler-Spielzeugen basiert, dass alles möglich ist – vor allem das Unmögliche. Er reichert geballte Action und spektakuläre Tricktechnik mit gut dosiertem Humor an, er engagiert gestandene Schauspieler und hübsch anzuschauende Nachwuchskräfte – und mischt alles zum leichten Film-Cocktail. Erfolgreich: In den USA und China ist „Transformers 4“ bereits fulminant gestartet und bewegt sich auf die Milliarden-Dollar-Marke zu.

Der Alien-Krieg will nicht enden, die gigantischen Bots sind prächtiger denn je, die sekundenschnellen Verwandlungen wirken noch detailreicher. Und weil ihre DNA nun entschlüsselt ist und Menschen sie herstellen können, macht die Evolution auch hier den nächsten Schritt: Partikelströme materialisieren sich im Raum zu Kampfmaschinen.

Die organische Einbindung von Menschen und virtuellen Charakteren in überwiegend digitale Sets ist erneut gut gelungen. Spektakulär etwa ein menschlicher Balance-Akt auf außerirdischen Ankerstahlseilen zwischen Raumschiff und Wolkenkratzer, Raubtierbots im Genick. Oder der Showdown mit zig realen und digitalen Figuren, die gleichzeitig schlagen, schießen, springen, während ständig etwas explodiert.

Optimus Prime wird wieder unterstützt vom sensiblen Bumblebee, außerdem einer einer Art Samurai und einem herrlichen Haudegen mit Kabelbart, elektronischer Zigarre und nahezu unerschöpflichem Waffenarsenal. Der Kopfgeldjäger-Bot Lockdown, keiner Seite verpflichtet, sorgt für eine ganz neue Art von Ärger, Megatron, Anführer der Decepticons, erweist sich einmal mehr als unverwüstlich, und auch die Ahnen aus der Urzeit haben ihren Auftritt.

Den bisherigen Hauptdarsteller Shia LaBeouf hat Lars von Trier in „Nymphomaniac“ ins Charakterfach gelupft. Seinen Platz nimmt Marc Wahlberg („The Departed“) ein, voll spielerischer Lust und mit Heldenformat gestaltet er seine Rolle als wunderlicher Erfinder mit 17-jähriger Tochter (Nicola Peltz, Megan Fox nacheifernd). Die Chinesin Bingbing Li darf vor Hongkong-Kulisse Kung-Fu vorführen, und statt John Turturro, in den ersten drei Teilen zuverlässig als Agenten-Freak, bietet Bay nun Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) auf als verblendetes Genie. Mit dem ihm eigenen Humor reflektiert er sogar da kurz, aber glaubhaft die Verantwortung des Menschen im Umgang mit Risikotechnologien – und demonstriert damit, dass dieser Film ein richtig guter hätte werden können. Doch diese Möglichkeit hat Michael Bay verworfen. Anders als etwa Joss Whedon („Avengers“) interessiert ihn Substanz nur, solange sie die Knalleffekte nicht stört.

Man kann diesem kriegsbegeisterten Regisseur manches vorwerfen, den unsäglichen Propagandastreifen „Pearl Harbor“ (2001) zum Beispiel oder seine allzu unbekümmerte Haltung zu Kollateralschäden. Eines muss man ihm lassen: Er weiß, wie schwerelose Kino-Unterhaltung geht.

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