Nadine Faude in Aktion: Beim Trail-Biken kommt es vor allem auf die richtige Technik an Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Mit 13 Jahren stand Nadine Faude zum ersten Mal auf einem Trial-Motorrad, seitdem ist die junge Frau aus Sindelfingen nicht mehr vom Zweirad zu trennen. Dieses Jahr tritt sie bei der Damen-Europameisterschaft an.

Sindelfingen - „Du meinst Moto-Cross?“ Wenn die 19-Jährige von ihrem Hobby erzählt, bekommt sie immer wieder diese Frage zu hören. Dabei sind Trial und MotoCross recht unterschiedliche Sportarten. „Trial kennen weniger Leute. Die meinen deshalb immer, dass ich Moto-Cross fahre“, sagt die Sindelfingerin.

Müde, die Laien aufzuklären, ist Nadine Faude aber nicht. Dafür ist die amtierende Vize-Europameisterin der unter 18-Jährigen viel zu begeistert von dem Sport. „Es geht vor allem um Balance und Geschicklichkeit. Man muss mit dem Trial-Motorrad über Hindernisse fahren. Kommt man mit dem Fuß auf den Boden, gibt es einen Strafpunkt“, erklärt die Schülerin, die dieses Jahr an der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule in Stuttgart ihr Fachabitur macht. Als Hindernisse dienen Traktorenreifen und Baumstämme, aber auch Steine, die eher wie kleine Felsen aussehen.

Einfach nur Gas geben reicht nicht

Damit die Barrieren nicht zu Fallen werden, kommt es auf die richtige Technik an. „Angenommen das wäre mein Hindernis“, sagt die Schülerin und zeigt auf den Tisch im elterlichen Wohnzimmer, „dann müsste ich nun zuerst versuchen, mein Vorderrad hochzubekommen. Dazu muss ich meinen Körper mitbewegen und den richtigen Punkt auf der Kante finden, auf den ich mein Vorderrad aufsetze. Dafür ist es wichtig, die richtige Technik zu beherrschen.“

Einfach nur Gas zu geben reicht nicht. Folglich trainiert Nadine Faude zweimal während der Woche sowie am Wochenende beim MSC Köngen-Wendlingen und beim MSC Falke Wildberg-Sulz. Ein Zeichen für ihren großen Eifer ist die Zugehörigkeit zu zwei Vereinen aber nicht. „Das hat sich einfach so ergeben. Das hat keinen bestimmten Grund“, sagt sie.

Dass es beim Trial-Sport deutlich mehr Männer als Frauen gibt, stört die 19-Jährige nicht. Bei ihren männlichen Vereinskollegen ist sie seit langem voll akzeptiert. „Aber wenn ein Junge mal hinter einem Mädchen steht, weil er schlechter abgeschnitten hat, ist er natürlich nicht begeistert“, fügt sie lachend hinzu. Mit ihren männlichen Kollegen nimmt es die junge Frau aber nicht nur im Verein auf. Auch bei der im März gestarteten Baden-Württemberg-Meisterschaft, die Ende April in Frickenhausen weitergeht, muss sich die Schülerin mit ihnen messen. „Bei Wettbewerben innerhalb Deutschlands treten Männer und Frauen gemeinsam an“, erklärt die Sindelfingerin.

"Mädchen denken viel mehr nach"

Das kann zum Knackpunkt werden. „Jungs haben den Vorteil, dass sie weniger Angst haben. Mädchen denken viel mehr nach. Wenn ich einen Hang runterfahre, denke ich manchmal, hoffentlich falle ich nicht hin. Jungs sagen stattdessen: Dann fall’ ich halt runter. Na und?“, erzählt sie. Mulmig ist es manchmal ganz besonders ihrer Mutter zumute. „Sie schwitzt schon ein bisschen, wenn ich fahre“, sagt Nadine Faude. Ihre Rückendeckung hat sie dennoch: Zusammen mit Faudes Vater und Bruder begleitet die Mutter sie zu den Wettkämpfen.

Zum Trial-Sport kam die Bikerin durch ihren Vater. Wie ihr Bruder Max ist auch er Anhänger des Sports. Als Nadine Faude 2009 zum ersten Mal auf einem Trial-Motorrad stand, war das eine reichlich wackelige Angelegenheit. Doch das Interesse war geweckt: Von da an wollte sie immer wieder auf das Zweirad. „Mir gefällt, dass man dort von Anfang an seine eigene Entwicklung sehen kann. Erst bin ich nur auf einem Kiesweg gefahren, dann ging es immer häufiger ins Gelände“, erzählt sie.

Ihren größten Triumph feierte sie vergangenes Jahr bei der Damen-Europameisterschaft der unter 18-Jährigen. Sie wurde Zweite – und das, obwohl sie zuvor wegen eines Bänderrisses ein halbes Jahr lang mit Knieproblemen zu kämpfen hatte. Dieses Jahr möchte sie wieder bei der Europameisterschaft antreten – und zwar erstmals bei den Erwachsenen. Vergangenes Wochenende hat der Wettbewerb in Italien begonnen. Eine Erkältung machte Nadine Faude jedoch einen Strich durch die Rechnung. „Bedauerlicherweise konnte ich nicht an den Start gehen“, sagt sie.

Nun gilt die volle Konzentration den Läufen in Belgien und der Schweiz. Dort geht der Wettbewerb im August weiter. Ihr Ziel für die EM ist bescheiden: nicht Letzte werden und sich keine Verletzungen zuziehen. Vor allem aber möchte sie eins: Spaß haben. Und wenn es gut läuft, schon bald bei einer Weltmeisterschaft antreten. Das ist ihr großer Traum. Bis dahin heißt es weiter: üben, üben, üben.