Die Deutschen zieht es auf s Wasser – Kreuzfahrten boomen. Foto: dpa/Rebecca Blackwell

Urlaub auf dem Wasser ist wieder beliebt wie vor Corona. Deutsche Touristen geben insgesamt die Rekordsumme von 111 Milliarden Euro aus.

So kann man sich irren. In der Pandemie lag das Geschäft mit Kreuzfahrten am Boden und Experten meinten, es werde lange dauern, bis frühere Rekordjahre wieder erreicht werden. Doch die Branche hat sich von Corona schnell erholt. Zumindest auf dem deutschen Markt: Mit 3,7 Millionen lag die Zahl der Hochsee- und Flussreisen im vorigen Touristikjahr wieder auf dem bisherigen Spitzenniveau von 2019. Das gab der Deutsche Reiseverband zum Auftakt der Fachmesse ITB bekannt, die am Dienstag in Berlin begann.

Der Kreuzfahrtmarkt sei besonders stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen gewesen und zeige nun „eine eindrucksvolle Erholung“, sagte Norbert Fiebig, Präsident es Deutschen Reiseverbands (DRV). Der Umsatz lag demnach bei 5,5 Milliarden Euro und damit noch eine halbe Milliarden Euro unter der bisherigen Bestmarke vor Corona. Für die rund drei Millionen gebuchten Fahrten auf hoher See gaben die Deutschen gut 4,6 Milliarden Euro aus und damit eine Milliarde Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Der Umsatz mit Flusskreuzfahrten auf Rhein, Donau und anderen Gewässern wuchs von knapp 700 auf 829 Millionen Euro.

Umsatzplus von 41 Prozent

Im Sommer wird der Andrang noch größer werden. Das Umsatzplus für Sommer liege bisher bei 41 Prozent, so der DRV. Besonders Familien entschieden sich vermehrt für Kreuzfahrten und stellten mit einem Plus von elf Prozent gegenüber 2019 den größten Gästezuwachs. 37 Prozent aller bisher gebuchten Kreuzfahrtgäste seien Familien. Insgesamt übertreffe die für den Sommer gebuchte Anzahl aller Kreuzfahrtgäste schon jetzt das Rekordniveau vor Corona.

Die wieder boomenden Kreuzfahrten kurbeln damit das Reisegeschäft insgesamt kräftig an. Allein für ihren vor der Abreise gebuchten Urlaub zahlten die Bundesbürger 79 Milliarden Euro, satte 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Angaben beziehen sich auf das Touristikjahr 2022/23 (1. November 2022 bis 31. Oktober 2023). Die Ausgaben liegen damit auch deutlich um 14 Prozent über dem bisherigen Rekordjahr 2018/19. „Das zeigt: Die Reiselust ist wieder zurück“, betont Fiebig. Insgesamt gaben die Deutschen für ihre mehrtägigen Urlaubs- und Privatreisen sogar die bisher beispiellose Rekordsumme von 111 Milliarden Euro aus. In dieser Zahl sind laut DRV auch Reiseleistungen wie etwa Ausflüge und Nebenausgaben im Zielgebiet eingerechnet. Im Jahr zuvor waren deutsche Touristen sparsamer und ließen sich ihre Reisen 88 Milliarden Euro kosten, im bisher spendabelsten Jahr 2019 vor Corona waren es knapp 100 Milliarden.

Mit der Rückkehr der Touristen verbessere sich die Situation in den Zielgebieten, der Jobmotor Tourismus laufe wieder, betont der DRV. Die Deutschen gehörten zu den größten Nettodevisenbringern im internationalen Reiseverkehr. Die Pandemie und die Reisebeschränkungen hatten Länder, die stark von Tourismus abhängig sind, teils in eine tiefe Krise gestürzt und Millionen Menschen ihrer Existenzgrundlage geraubt.

Türkei ist besonders beliebt

Auch für die bevorstehende Sommersaison erwartet die Branche gute Geschäfte. Die Buchungsdaten in den Reisebüros und Online-Reiseportalen zeigen laut DRV, dass 24 Prozent mehr Bundesbürger für ihren Sommerurlaub eine Veranstalterreise gebucht haben. Der Umsatz mit Pauschal- oder Bausteinreisen habe mit Buchungsstand Ende Januar um 30 Prozent über Vorjahr und um elf Prozent über dem Rekordsommer 2019 gelegen. Die Gästezahl von 2019 liege aber noch 17 Prozent unter dem Niveau vor Corona. Das Geschäft konzentriert sich also auf weniger Kunden, die mehr ausgeben.

Bei den Zielen von Flugpauschalreisen steht die Türkei mit der Region rund um Antalya ganz oben, gefolgt vom bisherigen Spitzenreiter Spanien, Griechenland, Ägypten und Portugal. Die Buchungen für die Türkei sind bisher mit 39 Prozent im Plus. Auch dank deutlich günstigerer Preise nehme die Bedeutung der Reiseziele am östlichen Mittelmeer spürbar zu, betont der DRV. Daran ändern offenbar auch Wetterextreme nicht wie die verheerenden Waldbrände in Griechenland im vorigen Jahr.

Organisierte Reisen liegen im Trend

Beim Urlaub setzen weiterhin viele Bundesbürger auf die Vorteile organisierter Reisen, die zum Beispiel eine bessere Absicherung bei nötigen Rücktransporten bieten als Einzelbuchungen von Flügen und Hotels. Mit Pauschal- und Bausteinreisen der Reiseveranstalter wurde den Angaben zufolge ein Umsatz von rund 37 Milliarden Euro erzielt und damit 31 Prozent mehr als zuvor. Der Marktanteil der organisierten Reise beträgt damit 47 Prozent.