Musterzimmer im neuen Hotel Jaz in the City Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gab es im Jahr 2000 noch 13 500 Hotelbetten in der Stadt so sollen es in Kürze 25 000 sein. Und dieser Trend soll sogar beschleunigt werden. Im Bundesvergleich liegt die Landeshauptstadt mit diesem Wachstum aber noch nicht an der Spitze.

Stuttgart - Die Entwicklung ist beeindruckend. Innerhalb von 15 Jahren ist die Zahl der Hotelbetten in der Stadt um rund 7000 gestiegen. Kritiker warnen aufgrund dieser Entwicklung vor einem weiterem Ausbau. Doch tatsächlich steht ein weiterer massiver Zuwachs bevor.

Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz will das Wachstum auf dem Hotelmarkt weiter befeuern und fordert bis 2030 im Schnitt jährlich mindestens 500 zusätzliche Hotelbetten. Denn auch die Zahl der Übernachtungen in Stuttgart soll um mehr als eine Million zulegen. Und: Dellnitz fordert die Stadt auf, rasch konkrete Pläne für ein neues Kongresszentrum vorzulegen. Ein Neubau auf den heutigen Gleisflächen des Stuttgarter Hauptbahnhofs kommt aus Sicht des Tourismuschefs deutlich zu spät.

Dellnitz plant gern langfristig. „Schauen wir uns den Zeitraum von 2014 bis 2020 einmal an“, sagt er. In diesen Jahren kommen in der Stadt rund 6000 Hotelbetten hinzu. 1500 davon existieren bereits. Das bedeutet: Allein in den kommenden dreieinhalb Jahren werden nochmals rund 4500 neue Betten entstehen. „Mir ist klar, dass sich da einige die Frage stellen, ob der Markt das verkraftet“, sagt Dellnitz. Aus seiner Sicht gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln. Sowohl die Übernachtungszahlen als auch die Auslastung der Hotelbetten sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, berichtet der Tourismuschef.

Wurden in Stuttgart im Jahr 2000 noch rund zwei Millionen Übernachtungen registriert, waren es im vergangenen Jahr bereits 3,7 Millionen. Auch die Auslastung der Hotelbetten ist in diesem Zeitraum von rund 40 Prozent auf mehr als 50 Prozent geklettert. Doch Dellnitz denkt nicht daran, sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben. Prognosen und Studien wurden in Auftrag gegeben, um das touristische Potenzial der Landeshauptstadt auszuloten. „Ich rechne für das Jahr 2030 mit 4,9 Millionen Übernachtungen“, sagt Armin Dellnitz. Das Plus von 1,2 Millionen sei realistisch, solange die Wirtschaft keine wesentlichen Einbrüche verzeichnen müsse, sagt er.

Dehoga warnt vor zu optimistischer Planung

Doch genau davor hat man gerade beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga offenbar ein wenig Angst. „Der gegenwärtige Aufwärtstrend ist nicht in Stein gemeißelt“, sagt Daniel Ohl, Geschäftsführer der Kommunikationsabteilung des Dehoga. Die Einbrüche während der Wirtschafts- und Finanzkrise vor wenigen Jahren seien extrem schmerzhaft gewesen, erinnert sich Ohl. Zwar attestiert auch der Dehoga-Mann: „Derzeit ist die Auslastung in Stuttgart und die wirtschaftliche Lage auf dem Hotelmarkt sehr günstig.“ In Richtung von Dellnitz fügt er jedoch hinzu: „Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten bedeutet eine erhebliche Herausforderung für Stuttgarts Tourismusvermarktung.“

Armin Dellnitz scheint sich dieser Herausforderung bewusst zu sein. „Wir können das Ziel von 4,9 Millionen Übernachtungen nur erreichen, wenn parallel zu den neuen Hotels auch die entsprechende Infrastruktur geschaffen wird“, sagt der Tourismuschef. Und: „Wir brauchen mehr Platz für Kongresse und Veranstaltungen.“ Die Stadt stoße bereits an ihre Grenzen, und das Problem werde sich in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen. „Wir müssen schon heute Anfragen für große Kongresse ablehnen, weil wir schlicht nicht die Räume dafür haben“, beklagt Dellnitz. „Daher brauchen wir dringend ein neues Kongresszentrum.“ Bislang gelten die heutigen Gleisflächen direkt hinter dem Hauptbahnhof als wahrscheinlichstes Grundstück für den Bau eines neuen Veranstaltungszentrums. Dellnitz sagt aber: „Ich halte es für sehr gefährlich, auf die Stuttgart-21-Flächen zu warten. Bis da ist es noch zu lange hin.“

Forderung nach neuem Kongresszentrum

Das Problem, dass Stuttgart zu wenig Veranstaltungsflächen hat, habe die Stadt bereits erreicht. „Wenn wir nichts tun, wird daraus ein ernsthafter Standortnachteil“, sagt der Tourismusförderer. Durch die Sanierung und dadurch bedingte zeitweise Schließung der Liederhalle in wenigen Jahren werde das Problem zusätzlich verschärft, fügt Dellnitz hinzu. Er selbst bringt als Standort für das neue Kongresszentrum das Gelände rund um die alte Bahndirektion an der Heilbronner Straße ins Spiel. „Die Lage wäre ideal“, sagt er. Aus Sicht des Tourismuschefs ist es wichtig für die Stadt, neue Einrichtungen zur Eröffnung des Bahnhofs fertig zu haben und nicht erst dann mit den Planungen oder den Bauarbeiten zu beginnen: „Stuttgart 21 wird der Stadt touristisch einen gewaltigen Schub geben. „Besser, wir sind rechtzeitig bereit dafür, als dann erst reagieren zu müssen.“

Die Stadtverwaltung wollte sich auf Anfrage nicht zum möglichen Standort für ein neues Kongresszentrum äußern.