Juni 2014: Der Sturm Ela verursachte 250 Millionen Euro Schaden an Autos. Nun drohen höhere Beträge bei den Kfz-Versicherungen Foto: dpa

Auch dieses Jahr werden viele Autoversicherungen ihre Preise wieder anheben – und das versteckt, warnen Verbraucherschützer. Entsprechend sollten Autofahrer ihren Tarif überprüfen und gegebenenfalls bis zum Stichtag 30. November wechseln.

Berlin - Wenn’s ums das Heilig’s Blechle geht, zeigt sich der deutsche Autofahrer treuherzig: Jeder Vierte ist immer noch bei seinem allerersten Versicherer unter Vertrag. Das ergab eine Umfrage des Versicherungsunternehmens LVM. Doch diese Treue kann einen teuer zu stehen kommen: Viele Gesellschaften verschicken in diesem Herbst Briefe, in denen sie Preiserhöhungen ankündigen. Mal wieder. Weil sich Kfz-Versicherungen für viele Anbieter in den vergangenen sechs Jahren immer mehr zu einem Zuschussgeschäft entwickelt haben – sei es aufgrund teurer Unwetterschäden oder den steigenden Preisen von Ersatzteilen –, werden die Autofahrer zum Ausgleich verstärkt zur Kasse gebeten. Doch nicht immer ist das für alle Versicherten sichtbar.

So gibt ein Blick auf die Jahresrechnung nicht unbedingt Auskunft darüber, ob die Preise erhöht wurden oder nicht. Darauf weist die Zeitschrift „Finanztest“ in ihrer aktuellen Ausgabe hin. Selbst wenn die Rechnung niedriger ausfalle als im Vorjahr, könne sich der Beitrag erhöht haben.

Denn wer unfallfrei geblieben ist, rutscht jedes Jahr in eine günstigere Schadensfreiheitsklasse, bis er in der günstigsten angekommen ist. Daher sind meist jedes Jahr ein paar Prozent Beitrag weniger fällig. Dass die dahinterstehende Grundprämie angehoben wurde, bekommen viele Autobesitzer dagegen oft nicht mit. Manche Versicherer geben sich laut „Finanztest“ große Mühe, eine Beitragserhöhung zu verschleiern. Sie würden zwar meist einen sogenannten Vergleichsbeitrag angeben, versteckten diesen aber zuweilen in der Rechnung. Manchmal fehlte ein aussagekräftiger Vergleich völlig.

Werden die Prämien im Dezember erhöht, darf immer noch gekündigt werden

Da die Verbraucher aber ihre alte Kfz-Versicherung noch bis zum 30. November kündigen können, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sich umzusehen.

Damit der Wechsel gelingt, muss die Kündigung bis zum letzten Tag des Novembers beim Versicherer sein. Das ist dieses Jahr ein Sonntag. Da nicht der Poststempel sondern das Zustelldatum bei der Versicherung zählt, sollte der Brief bis zum 28. November verschickt werden. Einige Versicherungen informieren ihre Kunden auch erst im Dezember über höhere Prämien. Doch auch dann dürfen Verbraucher kündigen – und zwar 30 Tage nach Erhalt der Post, heißt es bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Allerdings sollte man erst kündigen, wenn man schon vom neuen Versicherer ein besseres Angebot vorliegen hat. Und dieses sollte gründlich geprüft werden, warnen die Experten von „Finanztest“. Zwar seien die meisten Verträge für junge und ältere Fahrer am teuersten und am günstigsten für Autofahrer mittleren Alters – doch es gibt Ausnahmen: Entsprechend könnten bestimmte Tarife gerade für junge oder ältere Fahrer besonders günstig sein.

„Günstig für alle Altersgruppen im Test ist die DA Deutsche Allgemeine“, so die Tester. Ihr Komforttarif sei in Haftpflicht, Teil- und Vollkasko preislich weit besser als der Durchschnitt. In der Haftpflichtversicherung ist auch der Europa-Basistarif besonders günstig. In der Vollkasko gilt das für die Tarife Asstel-Plus und GVV-Basis.

Bei der Kasko bringt die Werkstattbindung eine Vergünstigung

Neben dem Preis sind bei der Auswahl die Leistungen entscheidend: Beim Bund der Versicherten (BdV) gibt es hierzu ein Merkblatt mit den wichtigsten Leistungen, www.bundderversicherten.de/kfzversicherung. Auch die Verbraucherschützer von „Finanztest“ geben Tipps: So sollten Kunden in der Haftpflichtpolice auf eine möglichst hohe Deckungssumme achten. In der Kasko wiederum lohnt sich eine Werkstattbindung. Solche Tarife sind meist 10 bis 20 Prozent günstiger.

Dagegen lassen sich einige Extras sparen – wie etwa die Innenreinigung nach einem Glasbruch. Besser ist es da, mehr Geld in Zusatzleistungen wie die Übernahme von Schäden an Kunststoffscheiben zu investieren. Denn das bieten laut „Finanztest“ nur wenige Versicherer.

Die Stiftung Warentest bietet bei Kfz-Versicherungen einen Online-Preisvergleich, www.test.de/analyse-kfz. Die Auswertung kostet 7,50 Euro.