Viele, die sich gegen ihre Kopfschmerzen selbst behandeln, verkennen die Nebenwirkungen der Tabletten Foto: dpa-tmn

Ob Schmerzmittel oder Heilpflanzen: Viele, die sich gegen ihre Kopfschmerzen selbst behandeln, verkennen die Nebenwirkungen der Tabletten.

Bremen - Spannungskopfschmerzen und Migräne-Attacken sind in Deutschland wahre Volkskrankheiten. Doch statt zum Arzt zu gehen, erfolgt die Therapie oft über frei verkäufliche Arzneimittel aus der Apotheke. Die häufigsten Kopfschmerztabletten sind Kombi-Präparate – meist aus Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol und Koffein. Weitere häufige Wirkstoffe sind Ibuprofen und Naproxen. Sie sind dafür bekannt, dass sie schnell und mit drei bis sechs Stunden auch andauernd wirken.

Doch gerade ASS, Ibuprofen und Naproxen bergen auch einen ungesunden Nachteil. Denn sie gehören zu den so genannten Nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID). Diese schalten ein Enzym namens Cyclooxygenase aus, das nicht nur bei Entzündungen, sondern auch beim Instandhalten von Darm- und Magenschleimhaut eine Rolle spielt. Daher können sie sowohl erwünschte, als auch unerwünschte Wirkungen auslösen, sagt der Schweizer Gastroenterologe Hans-Peter Wirth.

Geschwür im Verdauungstrakt durch Schmerzmittel

So bekommt etwa jeder fünfte NSAID-Konsument ein Geschwür im Verdauungstrakt. Vor allem bei der Einnahme von ASS ist das Risiko recht hoch, dagegen gilt Ibuprofen als weniger aggressiv.

Als problematisch gelten auch Schmerzmittelkombinationen mit Koffein. Nach Angaben der Cochrane Collaboration, einem internationalen Netzwerk unabhängiger Wissenschaftler, verstärkt Koffein die schmerzstillende Wirkung der Arznei nur mäßig. Zudem führt der anregende Effekt des Alkaloids dazu, dass man ein Präparat zu oft und zu lange einnimmt. Die Stiftung Warentest stuft daher Kombi-Präparate mit Koffein generell als „wenig geeignet“ ein.

Paracetamol gilt als harmloses Schmerzmittel

Besser ist es, sich bei Kopfschmerzen generell mit dem Wirkstoff Paracetamol zu behandeln. Es gilt als eher harmloses Schmerzmittel, das auch Kindern und Jugendlichen verabreicht werden kann. Erst jetzt wieder hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Wirksamkeit bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber als „hinreichend belegt“ bestätigt.

Auch Heilpflanzen sind eine Alternative. Ihnen fehlt jedoch oft der Wirkungsnachweis. Eine der Ausnahmen ist die Pestwurz. Sie wurde bereits im griechischen Altertum als krampflösendes Mittel eingesetzt, und Studien belegen ihre Wirkung bei Migräne-Attacken. Allerdings haben auch pflanzliche Mittel Nebenwirkungen - harmlos ist die Einnahme also keinesfalls. Vor der Selbstmedikamentation sollte in jedem Fall der Arzt zu Rate gezogen werden.

Auch Pfefferminzöl, verrieben auf Stirn und Schläfen, kann den Kopfschmerz hemmen. In Studien der Schmerzklinik Kiel zeigten sie bei Spannungskopfschmerzen ähnliche Erfolge wie Paracetamol und Aspirin – nur eben mit deutlich weniger Nebenwirkungen.