Klicken Sie sich durch die Trainingsbilder. Foto: Pressefoto Baumann

Kurz vor Ligastart hat Timo Hildebrand noch keinen Verein - Training bei den Kickers.

Stuttgart - Wer Timo Hildebrand im Sommer 2007 vorausgesagt hätte, dass er in drei Jahren bei den Stuttgarter Kickers trainiert, den hätte er nur herzhaft ausgelacht. Nun ist er heilfroh, wenigstens beim Regionalligisten ein paar Einheiten zu absolvieren - und sieht das als Anfang einer besseren Zukunft.

Das Lachen ist zurück in seinem Gesicht. Als Timo Hildebrand nach 100 Minuten Training mit der Mannschaft der Stuttgarter Kickers den Platz verlässt, wirkt er erleichtert. "Das ist einfach etwas ganz anderes", sagt er, wischt sich den Schweiß von der Stirn und fügt mit einem glücklichen Gesichtsausdruck hinzu: "Es war dringend mal wieder an der Zeit, in einem Tor zu stehen und Schüsse zu halten."

Timo Hildebrand - einst hochgelobt

In den vergangenen Wochen blieb ihm das verwehrt. Es war ruhig geworden um Timo Hildebrand. Um den einst so hochgelobten Torhüter, der noch vor drei Jahren als Publikumsliebling des VfB Stuttgart den Meistertitel gefeiert hatte und als potenzieller Nachfolger von Oliver Kahn vor einer großen Karriere zu stehen schien. Knapp zwei Wochen vor dem Bundesligastart ist Hildebrand noch immer vereinslos.

Und so hielt sich der 31-Jährige zuletzt im Stuttgarter Kunstturnforum fit. Mit Sprüngen auf dem Trampolin und Schwüngen am Barren statt mit Paraden zwischen den Pfosten. Einsam und allein. Es war ein trister Alltag im Leben des abgestiegenen Stars. Die Hoffnung, in der letzten Minute doch noch von einem Bundesligaclub verpflichtet zu werden, trieb ihn aber stets an.

"Es gibt Kontakte, aber nichts Konkretes"

Doch damit ist es nun vorbei. "Die Kader der Bundesligavereine sind besetzt, das wird nichts mehr", sagt Hildebrand, der nun bis auf weiteres bei den Kickers mittrainiert. Und dieses Gastspiel kann sich noch wochenlang hinziehen. Denn selbst ein Engagement in der zweiten Liga bis zum Winter sei für ihn nun nicht mehr möglich. Die einzigen Auswege aus der Misere: Ein Bundesligatorhüter verletzt sich schwer - oder ein Vertrag im Ausland. Laut verschiedenen Internet-Plattformen sollen zwar englische Clubs Interesse an Hildebrand haben, eine baldige Vertragsunterzeichnung scheint jedoch nicht in Sicht. "Es gibt Kontakte, aber nichts Konkretes", sagt er.

Dabei hatte Hildebrand noch vor Wochen ausgeschlossen, jemals wieder ins Ausland zu wechseln. Immerhin hatte mit seinem Wechsel vom VfB zum FC Valencia im Sommer 2007 sein Unheil begonnen. Hildebrand verlor den Machtkampf gegen den spanischen Torhüter Santiago Canizares - und hatte fortan bei den Spaniern einen Stammplatz auf der Ersatzbank. Selbst mehrere Trainerwechsel verbesserten seine Situation nur kurzzeitig. Die bittere Konsequenz: Einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf den Platz im deutschen Tor musste die Europameisterschaft 2008 im Fernsehen anschauen. "Die Zeit in Spanien hat mir zwar als Mensch gutgetan. Aber sportlich gesehen war es heute, mit ein bisschen Abstand betrachtet, ein Fehler, dorthin zu gehen", sagt Hildebrand.

Hoffenheim verlängerte Vertrag mit Hildebrand nicht

Also wechselte er zurück in die Bundesliga - zu 1899 Hoffenheim. Seine Situation besserte sich jedoch nur kurz. Als die Mannschaft in die Krise schlidderte und Hildebrand seine Mitspieler öffentlich kritisierte, manövrierte er sich zunehmend ins Abseits. Der Tiefpunkt aus Hildebrands Sicht: In der Sommerpause holten die Hoffenheimer lieber Tom Starke von Zweitligist MSV Duisburg, anstatt mit Hildebrand zu verlängern.

Doch der vor allem wegen seines in der Szene kritisch beäugten Umfelds zuletzt unliebsame Torhüter scheint seine Lektion gelernt zu haben. Von den meisten seiner umstrittenen Beratern hat sich Hildebrand getrennt, kümmert sich jetzt in erster Linie selbst um seine Karriere und äußert sich in der Öffentlichkeit deutlich defensiver. "Ich bin ja das erste Mal in so einer Situation, aber ich bin optimistisch - irgendwas wird sich ergeben", sagt er, verliert dann aber sein soeben zurückgewonnenes Lächeln wieder aus dem Gesicht und fügt ein wenig gequält hinzu: "Ich muss ja optimistisch sein."