Schauspieler Ufuk Cakmak (links) schlüpft in die Rolle des Lehrers. Regie bei dem Stück führt Stephan Moos (im Hintergrund am Tisch). Foto: FACTUM-WEISE

Mit dem Stück „Die Welle“ treten Ditzinger Realschüler im Theaterhaus Feuerbach auf. Bereits seit November vergangenen Jahres probt die Theater-AG das Stück nun schon wöchentlich.

Feuerbach/Ditzingen - Angelehnt an eine wahre Begebenheit, haben die Schüler der Ditzinger Realschule gemeinsam mit den Schauspielern Ufuk Cakmak und Stephan Moos des Stuttgarter Theaterhauses das Stück „Die Welle“ erarbeitet. Kommende Woche ist Premiere. Auch wenn die Ditzinger das Ende der Vorlage abgeändert haben, steht im Mittelpunkt eine Kernfrage, die der Stuttgarter Schauspieler Stephan Moos so formuliert: „Wie sieht es aus mit der Verführbarkeit von Schülern?“ Denn am Ende mussten die Ditzinger Jugendlichen eines erkennen, so Moos: „Auch sie hätten verführbar sein können.“

Eine wahre Begebenheit bildet die Basis des Stücks

San Francisco im Jahr 1967, auf dem Höhepunkt der Hippiebewegung, ausgerichtet auf Freiheit und Individualität. In dieser Zeit macht der Lehrer mit seinen Schülern ein gewagtes Experiment. Denn in seiner Klasse glaubt niemand, dass eine Minderheit eine Mehrheit einschüchtern und beherrschen kann. Doch schon nach wenigen Stunden hat der Lehrer seine Klasse so diszipliniert, dass die meisten der Heranwachsenden bereit sind, ihre Individualität zugunsten eines bequemen, unselbstständigen Lebens aufzugeben. Blindlings folgen sie dem Lehrer auf eine Versammlung, auf der der Führer der neuen Jugendbewegung „Die Welle“ bestimmt werden soll. Die wahre Begebenheit ist die Basis des Theaterstücks.

Die Ditzinger arbeiten laut dem koordinierenden Pädagogen Jörg Becker bereits zum dritten Mal mit dem Feuerbacher Theaterhaus zusammen. Er hat den Kontakt hergestellt. In der Stuttgarter Kultureinrichtung wiederum sind nach eigenen Angaben öfters Schulprojekte zu Gast. Man vermittle gerne auch Schauspieler, so eine Sprecherin.

Einmal in der Woche wird geprobt

Die Ditzinger Theater-AG probt das Stück seit November vergangenen Jahres. Einmal in der Woche kommen die Acht- und Neuntklässler zusammen – und lassen sich auf die Schauspielarbeit ein. Das verlangen ihnen die beiden Profis freilich auch ab. Dass das gerade für die 14- bis 15-Jährigen nicht ganz einfach ist, wissen die beiden wohl: „Sie müssen ihre Ich-Bezogenheit durchbrechen“, erklärt Moos. Sie müssen Emotionen zeigen zu einer Zeit, in der es doch gerade darauf ankommt, cool zu sein. Ihnen zu vermitteln, dass ein lautes Wort, eine konstruktive Kritik dazu dient, noch mehr aus einem Darsteller herauszuholen, ist für die Schüler ein Lernprozess. Doch auch Ufuk Cakmak in der Rolle des Lehrers spricht von einer „Herausforderung“, weil er mit „starken Persönlichkeiten“ zusammenarbeite. Er ist aber der Profi, der mit den Schülern auf der Bühne steht und sie gleichzeitig anleitet. Er gibt einen Lehrer, der als Schauspieler von den anderen Akteuren doch Nähe und Emotion einfordern muss, damit das Spiel wirkt – obwohl ein wahrer Pädagoge stets Distanz zu den Jugendlichen wahren müsste.„Ich geh’ mein Weg, ich chill’ mein Leben“, sagt einer der Schüler – während sein Klassenkamerad sich der Disziplin unterworfen hat. Er stellt die Stühle zu Beginn des Unterrichts akkurat in Zweierreihen auf. Wenig später sind sie alle mit dabei: „Stärke durch Disziplin! Stärke durch Gemeinschaft“ hallt es durch den Raum.