Endlich dran: Bei manchen Ärzten muss man lange warten. Foto: dpa

Der neue Terminservice der Kassenärzte startet am 23. Januar. Die Wartezeiten sollen kürzer werden. Patienten dürfen allerdings nicht wählerisch sein.

Stuttgart - Am 23. Januar 2016 – und damit auch nicht einen Tag früher als vorgeschrieben – startet die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Das Datum ergibt sich aus dem Inkrafttreten der jüngsten Gesundheitsreform (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) zum 23. Juli. Sie zwingt alle KVen, solche Servicestellen binnen sechs Monaten einzurichten. Entsprechend begeistert sind die Vertretungen der Kassenärzte von dem Vorhaben der Bundesregierung.

Patienten, die einen Facharzttermin brauchen, können also ab dem 23. Januar bei der KVBW anrufen. Sie muss dem Patienten einen Termin verschaffen, wobei die Wartezeit zwischen Anruf und Termin vier Wochen nicht übersteigen darf. Das hört sich in der Theorie einfach an. In der Praxis jedoch erfordert es eine Reihe von Regelungen und Vorkehrungen, damit die Terminbörse funktionieren kann, wie KVBW-Sprecher Kai Sonntag erläutert.

Ganz wichtig für Patienten: Sie dürfen sich nicht auf eigene Faust an die KVBW wenden, sondern müssen immer zuerst zum Hausarzt gehen und sich von ihm eine sogenannte dringliche Überweisung ausstellen lassen. Auf dem Überweisungsschein wird ein Code aufgedruckt, der die Dringlichkeit des Terminwunschs bestätigt, aber keine persönlichen Daten enthalten soll.

Patienten müssen nehmen, was kommt

Der Code funktioniert wie ein Eintrittsticket: Der Patient nennt ihn am Telefon, der Code wird ins Terminvergabesystem der KVBW eingespeist, das schließlich Terminvorschläge macht.

Grundsätzlich gilt, dass Patienten keinen Anspruch darauf erheben können, einen ganz bestimmten Arzt zu konsultieren, der ihnen vielleicht von Bekannten als besonders gut empfohlen worden ist. Sie müssen demnach nehmen, was kommt.

Auch beim Termin selbst dürfen Patienten nicht wählerisch sein. Wer an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit nicht kann, hat möglicherweise Pech. Die KVBW sieht sich in diesem Fall nicht verpflichtet, einen Ausweichtermin anzubieten. Sie kann das tun, wenn das Terminvergabesystem zufällig noch einen Alternative ausspuckt, muss es aber nicht.

Welche Anreise ist noch zumutbar?

Lehnt der Patient zudem einen Termin ab, weil er aus irgendwelchen Gründen nicht passt, verfällt die dringliche Überweisung. Für einen neuen Anlauf wird dann eine ganz neue Überweisung vom Hausarzt mit neuem Code benötigt.

Noch nicht geklärt ist, welche Anreise den Patienten zuzumuten ist. Darf sich der Kardiologe, Orthopäde oder Neurologe, der gerade einen Termin frei hat, in 20, 30 oder gar 50 Kilometer Entfernung vom Patienten befinden? Diese Frage ist im Gesetzestext nicht eindeutig geklärt. Die Spitzengremien von Ärzten und Krankenkassen, die sogenannten Bundesmantelpartner müssen sich darauf erst verständigen. Wann entschieden wird, ist offen.

Die KVBW setzt zum Start der Terminservicestelle zunächst darauf, dass die Fachärzte im Land verfügbare Behandlungstermine auf freiwilliger Basis an das System melden, das die Terminangebote nach Facharztgruppen und Regionen sortiert. Wenn das Angebot nicht ausreicht, behält man sich auch vor, Fachärzten Termine und Patienten auch zuzuteilen.

Eine Nummer gibt es noch nicht

„Wir arbeiten im luftleeren Raum. Niemand kann heute verlässlich vorhersagen, wie viele Anfragen überhaupt kommen und wie viele Termine wir brauchen werden“, sagt KVBW-Sprecher Kai Sonntag. Er setzt darauf, dass in dringenden Fällen die Hausärzte für ihre Patienten Termine beim Facharzt besorgen. Oder dass Patienten sich selbst kümmern, nicht zuletzt um einen Facharzt ihrer Wahl sehen zu können.

Sicher ist einstweilen nur, dass die Terminservicestelle ab dem 23. Januar erreichbar ist. Eine Telefonnummer gibt es noch nicht, auch die Erreichbarkeit im Tagesverlauf ist noch nicht abschließend geklärt. Bis zu fünf interne Mitarbeiter sollen die Zusatzaufgabe für die KVBW bewältigen. Ob Neueinstellungen nötig sind, ist noch offen. Ein externes Callcenter wird jedenfalls nicht eingesetzt.