Die Taxibranche hat zu kämpfen – und will mit einer neuerlichen Tariferhöhung gegensteuern Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Taxibetriebe wollen erneut mehr Geld für ihre Fahrten. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar – allerdings muss es einen Mehrwert für die Kunden geben, findet unser Autor Jürgen Bock.

Stuttgart - Eine Taxifahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafen könnte künftig fast zehn Euro teurer werden. Das ist ein Wort. Zumal die Tarife bereits vor zwei Jahren kräftig erhöht worden sind. Für Fahrgäste, die knapp bei Kasse sind, stellt sich damit zwangsläufig deutlich häufiger als zuvor die Frage, ob sie sich ein Taxi überhaupt noch leisten können. Für Diskussionen sorgen dürfte auch der Zuschlag von 7,50 Euro, den künftig Rollstuhlfahrer für den Transport in umgebauten Fahrzeugen bezahlen sollen.

Fakt ist: Die Taxibranche in Stuttgart liegt seit Jahren am Boden. Das hat 2013 auch ein Gutachten im Auftrag der Stadt ergeben. Viele Betriebe arbeiten nicht wirtschaftlich – aus welchen Gründen auch immer. Seither ist noch der Mindestlohn dazu gekommen. Viele Wagen stehen die meiste Zeit und warten auf Kunden, häufig besteht der Alltag aus Kurzfahrten, die sich nicht lohnen. Es gibt also Gründe genug, eine Erhöhung nachvollziehen zu können. Und wer teure Spezialfahrzeuge für Behinderte anschafft, kann auch erklären, warum er für solche Fahrten einen Zuschlag will.

Trotzdem muss die Stadt beim Prüfen des Antrags und – so sie ihn genehmigt – danach genau im Auge behalten, wie sich die Branche entwickelt. Die generell schlechte Lage darf nicht immer nur als Grund für höhere Preise herhalten – es muss sich dann auch etwas verbessern. Fahrer müssen angemeldet, Autos instand gehalten, Rollstuhlfahrer tatsächlich in geeigneten Autos transportiert werden. Eine Gegenleistung, damit die Kunden sehen: Die Branche meint es ernst.

juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de