Die Hauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) Foto: BR

Der neue Franken „Tatort“ aus Franken: „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ setzt ganz auf das neue Ermittlerteam Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel – und gewinnt.

Politischer Mord? Wirtschaftskrimi? Beziehungstat? Alles scheint möglich in diesem Fall. Ein Spezialist für Flugkörper wird abseits offizieller Straßen erschossen in seinem Wagen aufgefunden. Zwei Schüsse aus nächster Nähe. Haare deuten auf eine zweite Person hin, eine Frau. Welche Frau aber, müssen sich Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel als neues „Tatort“-Ermittlerduo Voss und Ringelhahn bald fragen. Zu vieles scheint in diesem Fall auseinander und zugleich zusammenzuführen.

Hinrichs und Manzel genießen das Spiel mit ihrem ersten Auftritt ganz offensichtlich. Er gibt seinen Voss als Großen von der Küste, sie ihre Ringelhahn als Analytikerin, die vieles ertragen kann, Ungerechtigkeit aber nicht. Da passt es, dass der Stiefbruder des Opfers im sauberen Mittelständler-Gewand an Kleinst-Sprengbomben verdient.

Darf es noch ein bisschen mehr sein? Autor und Regisseur Max Färberböck zieht rechtzeitig die Bremse. Und so wird „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ bald wieder so dicht wie zu Anfang. Auch deshalb, weil Färberböck nicht nur Hinrichs und Manzel viel Raum lässt. Keine Figur in diesem „Tatort“ taucht einfach nur auf, ist einfach nur da. Alle scheinen unmittelbar mit der Geschichte verknüpft, agieren als Beteiligte in einem fein gespannten Figurengewebe.

Oder ist es doch die Wirkung der Bilder von Felix Cramer, die durch diesen „Tatort“ trägt? Cramer sieht vor allem im Nebensächlichen das Besondere, wählt überraschende Perspektiven. Dass die Zuschauer nun auch noch dem neuen Nürnberger Ermittlerteam auf Nachtfahrten folgen müssen und aufgesetzte Gedankenschwere zu ertragen haben, vergisst man darüber fast. Zu gut sind die Dialoge, zu überraschend sind die sich daraus ergebenden Perspektivwechsel. Nicht zuletzt in der Frage, was eigentlich Liebe sein kann, was Partnerschaft, was Ehe, was gar eine „gute“ Ehe im Gegensatz zu einer „glücklichen“ Ehe.

Ein Motiv ergibt sich aus alldem noch immer nicht, auch kein Täterprofil. Setzen Färberböck und Cramer auch deshalb noch einmal auf das rettende Dunkel als das raunende Etwas? Bald aber haben sie ihre Figuren und deren Spiel wieder im Griff. „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ – das ist eine schöne Hoffnung. Voss und Manzel müssen sie durchkreuzen – und wie sie das machen, weckt die Vorfreude auf weitere Fälle.

„Tatort – Der Himmel ist ein Platz auf Erden“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD