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Die Frage, wer man selbst eigentlich ist, wie man sich sieht und wie man erlebt wird, bestimmt die 90 „Hydra“-Minuten an diesem Sonntag. Ein stimmiger „Tatort“.

Gut, dieser Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) grummelt sich durch Wien. Und Klaus Borowski (Axel Milberg) darf den Mürrischen von der Kieler Förde geben. Den Maßstab des Unverträglichen aber setzt Peter Faber, Chef des Ermittler-Quartetts im Dortmunder „Tatort“. Keiner ist so allein, so liebend, so verantwortwortungsvoll, solch ein zynischer Solist. Jörg Hartmann spielt diesen Menschenfeind mit hoher Intensität, aber eben auch mit einer guten Portion Distanz zu seiner Filmfigur.

Die Frage, wer man selbst eigentlich ist, wie man sich sieht und wie man erlebt wird, bestimmt auch die 90 „Hydra“-Minuten an diesem Sonntag. Es ist kein „Tatort“, der irgendwie irgendetwas beleuchtet. Buch (der gebürtige Stuttgarter Jürgen Werner) und Regie (die gebürtige Karlsruherin Nicole Weegmann) blicken vordergründig tief in die gewaltbereite rechte Szene, doch eigentlich ist „Hydra“ eine Reflexion von Beziehungen – zwischen Paaren, innerhalb von Gruppen, in Arbeitsteams, zwischen Menschen unterschiedlicher (sozialer) Herkunft.

Kai Fischer ist tot. Kopf der Dortmunder Nazi-Szene. Erschossen aus nächster Nähe. Racheakt zwischen Gesinnungsgenossen? Lynchjustiz durch Angehörige früherer Opfer Fischers? „Hydra“ streut die Spuren breit – und macht auch vor der Polizei selbst nicht halt. Mittendrin: das Faber-Quartett mit einer großartigen Aylin Tezel als Oberkommissarin Nora Dalay. Anna Schudt gibt Fabers Co. Martina Bönich neues Gewicht, und selbst Daniel Kossik (Stefan Konarske) gewinnt in diesem Spannungsfeld an Kontur.

Das Finale aber gehört Peter Faber alleine. Zurück am Tatort, in den Ruinen eines Hochofens, empfängt er den Täter. Eine ruhige, eine beunruhigende Szene, ebenso stimmig wie diese gesamten 90 „Tatort“-Minuten.

Diesen Sonntag in der ARD, 20.15 Uhr