Nicht nur Bryan Cranston alias Walter White aus der Serie „Breaking Bad“ schwört auf Hüte. Foto: Verleih

Es ist Tag des Hutes – doch die meisten Männer laufen oben ohne durch die Gegend. Hüte seien einfach nur noch peinlich, sagen Kritiker. Ein Unsinn, dem widersprochen werden muss.

Stuttgart - Heute, am 25. November, ist der Tag des Huts. Hat mit der heiligen Katharina zu tun: Nach französischem Brauch setzen an ihrem Namenstag 25-jährige ledige Frauen der Statue Sainte Catherine einen Hut auf. Da unsereins nicht unbedingt zu dieser Klientel gehört, setze ich mir heute wie gewohnt meinen Deckel selber auf. Zu klären ist lediglich: Welchen? Einen ausgesprochenen Festtagshut habe ich nicht, auch wenn ich eines meiner besseren Modelle der Marke Stetson für Spezialeinsätze reserviert habe. Meine schönsten sind im Übrigen für den Sommer gemacht, darunter ein paar Panamas in verschiedenen Formen zur Selbstbelohnung, ein Cowboy-Exemplar aus Stroh für Ernstfälle und ein überaus praktischer, knetbarer Hanfhut als Mehrzweckwaffe.

Der Sommer ist schuld, dass ich seit einigen Jahren Hüte trage. Weil die Sonne meine Kopfhaut im Halbglatzenbezirk bedrohlich malträtierte, musste ich mir zwingend eine Mütze besorgen. Und weil mir diese ewigen Basketballkappen mit dem Logo der New York Yankees und die noch blöderen Truckermützen der Dorf-Hipster auf den Geist gingen, suchte ich in der Stuttgarter Poststraße Louis Lenz auf. In diesem Hutladen, gegründet 1823, fand ich eine luftige Schiebermütze von Stetson. In kurzer Zeit gewöhnte ich mich so sehr an das Stück, dass ich mich auch mit Exponaten für Herbst, Winter und Frühling eindeckte. Bald schon kam ich mir nackt, würdelos und verwundbar vor, wenn meine Halbglatze im Freien versehentlich mal blank lag. Der Kopf an sich ist ja ein sehr empfindliches, extrem schlecht isoliertes Körperteil, weshalb viele Menschen penibel darauf achten, auf keinen Fall ihr Hirn zu strapazieren.

Wenn niemand lacht, ist es der richtige Hut

Bei jedem Mützenkauf stand ich nicht nur zwischen tausend noch edleren Kopfbedeckungen, auch Hüte genannt. Umringt war ich auch von echten Hutmacherinnen, den Stylistinnen. Also bat ich eines Tages eine der Damen, mir zur Abwechslung einen wahren Hut zu gönnen. Über Frank Sinatra gibt es ein Buch von Bill Zehme mit dem Titel „My Way oder Die Kunst, einen Hut zu tragen“. Diese wegweisende Stil-Fibel hatte ich schon gelesen, als meine Halbglatze noch überschaubar und ein Hut kein Thema für mich war. Auf die Frage, woran ein Mann erkennt, dass er den passenden Hut trägt, antwortet Sinatra: „Wenn niemand lacht.“ Ich wusste also, worum es ging.

Heute ist es mir völlig wurscht, wenn ich höre, Männerhüte seien für alle Ewigkeiten aus der Mode und nur noch peinlich. Sie wirkten, hat ein Stilkritiker geschrieben, wie eine Verkleidung für große Jungs, die gern Mafioso oder Künstler spielten. Wahr ist vielmehr: Ohne den Schutz einer gut gebogenen Krempe bist du eine Null. Nur ein Trottel mit zu vielen Klischees aus Opas Kino in seinem schlecht isolierten Hirn denkt angesichts gut behüteter Männerhäupter an Al Capone oder an Frank Sinatra. Womöglich ist er sogar so doof und lacht. Es wäre sein letztes Lachen im Leben.