Ein syrischer Soldat hält inmitten der Trümmerwüste des antiken Palmyra die Staatsflagge hoch. Foto:  

Der Archäologe Lutz Martin vom Vorderasiatischen Museum in Berlin ist optimistisch, dass das Weltkulturerbe Palmyra in Syrien restauriert werden kann.

Stuttgart - Die antike Oasenstadt Palmyra in Syrien ist nach zehn Monaten unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreit. Doch der Zustand der Kulturstätten dort ist noch unklar. Für die Unesco hat die Zusammenarbeit mit Syrien bei der Wiederherstellung der Sehenswürdigkeiten höchste Priorität. Die Experten der Kulturorganisation der Vereinten Nationen, Archäologen und Kunsthistoriker sind optimistisch, was die Restaurierung des verwüsteten Weltkulturerbes angeht.

„Man wird Palmyra wiederaufbauen“

„Ganz sicher. Man wird die antiken Stätten in Palmyra wiederaufbauen“, sagte der Archäologe Lutz Martin gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. „Es ist nicht so, dass alles zerstört ist. Das Theater beispielsweise ist noch weitgehend intakt, genauso wie die Säulenkolonnade, abgesehen vom Triumphbogen. Bei der Hauptattraktion, dem völlig zerstörten Bel-Tempel, bin ich allerdings skeptisch, ob eine Rekonstruktion möglich sein wird.“

Für Martin, der stellvertretender Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin ist (dort befindet sich das weltberühmte Ischtar-Tor – eines der Stadttore des antiken Babylons – sowie die Prozessionsstraße), hat der Wiederaufbau des Landes „eindeutige Priorität“. „Die Menschen stehen im Vordergrund. Ihre Not muss gelindert werden. Zu ihnen muss zuerst Geld fließen.“

Aber die Kultur sollte man nicht ganz vergessen. „Sie trägt zur Identitätsfindung bei und ist für Syrien sehr wichtig – für die Herausbildung eines gesellschaftlichen und kulturellen Bewusstseins. Palmyra war eine touristische Haupteinnahmequelle Syriens und wird es hoffentlich auch in Zukunft wieder sein.“

Zerstörtes vollständig wiederaufzubauen, hält Martin nicht für sinnvoll. „Auch in Palmyra wurde nicht der Zustand von vor 2000 Jahren komplett wiederhergestellt. Ich plädiere für eine zurückhaltende Rekonstruktion unter Verwendung von Originalteilen.“