Autokorso durch Stuttgart nach der Deutschen Meisterschaft 1950 Foto: SWR

Um Höhenflüge und immer wiederkehrende Krisen geht es in einem Film des SWR, der sich mit der Geschichte des VfB Stuttgart befasst. Der Streifen wird am Sonntag, 12. Oktober, um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen gezeigt.

Stuttgart - Der 57-jährige Hansi Müller, Ex-Profi und Ex-„Bravo“-Boy, streut in der lockeren Gesprächsrunde im Anschluss an die Darbietung des 45-minütigen Streifens ein, dass der Fußball ja von Anekdoten lebt – und von Sprüchen. Einen der besten liefert der 80-jährige Lothar Weise, der damals, aus dem thüringischen Erfurt und somit aus der DDR kommend, zunächst für zwei Jahre bei den Stuttgarter Kickers und dann von 1958 bis 1963 beim VfB spielte. Seinerzeit hätten ihm die Verantwortlichen im Stuttgarter Verein gleich mal klargemacht, wofür das Kürzel VfB steht: „Vorbild für Bayern München“. Keine Aufschneiderei, denn „bei uns hat Bayern keine Chance gehabt – heute jedoch hätte der beste VfB-Spieler keine Chance, bei den Bayern zu spielen.

Weise hatte wie alle seine Kollegen noch einen Hauptberuf, nämlich als Tankstellenpächter in Fellbach. Er gehört neben Müller, Karlheinz Förster, Jogi Löw oder Thomas Hitzlsperger zu jenen Gesprächspartnern, die in dem Film der SWR-Sportjournalisten Jens Ottmann und Thomas Wehrle über Erfolge und Misserfolge ausführlich Auskunft geben. Es sind allesamt Fußballer, die „ihre Knochen hingehalten und den roten Brustring eintätowiert haben“, wie es der Moderator der Gesprächsrunde, Johannes Seemüller von „Sport im Dritten“, umschreibt.

Auf die jüngste Entwicklung mit der Entlassung von Sportdirektor Fredi Bobic musste das Autorenduo natürlich flugs reagieren und den Film auf den neuesten Stand bringen. „Trostlose Auftritte statt Spitzenfußball“, heißt es ja immer wieder in der Vereinsgeschichte – und trotzdem gilt: einmal VfB-Fan, immer VfB-Fan.

Ansonsten gibt es, bei aller Chronologie und Rückblicken auf die erste deutsche Meisterschaft 1950 mit dem Korso vor 200 000 Fans in Stuttgart und der Region sowie den vier weiteren Meisterschaften, immer wieder eingestreute lebendige Interviewpassagen. Es geht um den legendären Antreiber Robert Schlienz, der mit 24 Jahren bei einem Autounfall seinen Unterarm verlor und doch die Mannschaft nach vorne trieb.

Später darf natürlich auch der Abstieg in die zweite Liga im Juni 1975 nicht fehlen. Eine Zeit mit dem Tiefpunkt, als der VfB mal vor 1200 Zuschauern im riesigen Neckarstadion gegen den SSV Reutlingen antreten musste – und auch noch mit 2:3 verlor, wie sich Hansi Müller als einer der damaligen Protagonisten erinnert.

Ottmann und Wehrle schildern auch den anschließenden Wiederaufschwung mit der „Lichtgestalt aus Baden“, nämlich Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Das verlorene Uefa-Cup-Endspiel gegen Neapel darf natürlich ebenso wenig fehlen wie die Titel 1984, 1992 und 2007 – mit 200 000 jubelnden Fans, die die Innenstadt in einen Ausnahmezustand versetzen, samt dem Konzert der Fantastischen Vier auf dem Schlossplatz.

Ebendiese Fantas berichten von ihrer engen Beziehung zum VfB. Michi Beck etwa gesteht, dass er als Kind keineswegs Fan von Hansi Müller war, „weil er immer so wahnsinnig angegeben hat, ja, er war der David Beckham des VfB Stuttgart“. Und zusammen mit Smudo intoniert er erstmals in der Öffentlichkeit die neue VfB-Hymne, basierend auf der Melodie ihres Hits „Troy“.

Heimlicher Filmstar aber ist Ute Lochner. Seit 2007 ist die Leipzigerin VfB-Fan, seit 2009 Mitglied und Dauerkartenbesitzerin. Eine Saison lang pendelte sie die 500 Kilometer zu jedem Heimspiel. Bei einem Champions-League-Spiel des VfB in Barcelona lernte sie 2010 ihren Freund kennen und zog noch im selben Jahr in Bad Cannstatt mit ihm zusammen, nur eine Viertelstunde Fußweg vom Stadion entfernt. Angesichts dessen verwundern die Aussagen nicht, die die 28-Jährige beim Dreh im leeren Stadion tätigt: „Es gibt so viele gute Dinge, die der VfB in mein Leben gebracht hat.“ Und: „Ich muss nicht nach Hause gehen, das hier ist ja mein Zuhause.“

Der Film über den VfB und seine Geschichte läuft in der Reihe „Fußballfieber“ am Sonntag, 12. Oktober, um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen.