Florian Roller in seinem Element: mit dem Einer auf dem Neckar Foto: Baumann

Der Stuttgarter Ruderer Florian Roller rudert bei der U-23-WM in Italien einem klaren Ziel entgegen: Gold für Deutschland. Die 21-Jährige ist nicht der einzige Teilnehmer aus Stuttgart.

Der Stuttgarter Ruderer Florian Roller rudert bei der U-23-WM in Italien einem klaren Ziel entgegen: Gold für Deutschland. Die 21-Jährige ist nicht der einzige Teilnehmer aus Stuttgart.

Stuttgart - Florian Rollers Karriere begann mit einem Versprechen. Daran erinnert er sich noch gut. Der 21-Jährige von der Rudergesellschaft Stuttgart in Untertürkheim erzählte von jenem bedeutsamen Gespräch mit seiner Mutter. „Mama“, hatte Roller vor sieben Jahren gesagt, „nächstes Jahr werde ich deutscher Meister.“ Die Mutter schüttelte ungläubig den Kopf und versprach: „Wenn du Meister wirst, schenke ich dir ein Boot, einen Einer.“

Damit legte sich bei dem damals 14-Jährigen ein Schalter um. „Da dachte ich: Jetzt greife ich an und habe dann wie ein Verrückter trainiert“, sagte Roller. Er holte den deutschen Meistertitel im Einer des U-17-Wettbewerbs, weitere Medaillen folgten in den Jahren danach. 2013 gewann er Gold bei der Meisterschaft U 23 im Doppelzweier, Ende Juni dieses Jahres siegte er erneut – im Doppelvierer, der Königsklasse. Schlag für Schlag ging es voran: In diesen Tagen ist das Talent bei der U-23-WM in Varese für den Deutschen Ruderverband (DRV) am Start.

In dieser Woche treten rund 50 Ruderer aus Deutschland gegen den Nachwuchs aus aller Welt an. Zu den Startern aus Stuttgart gehört neben Florian Roller auch Svenja Leemhuis, die in diesem Jahr bei der deutschen Meisterschaft ihrer Altersklasse im Frauen-Achter siegte. Den Weltmeistertitel im Leichtgewicht-Doppelvierer hält Gastgeber Italien. Im vergangenen Jahr lieferten sich die Deutschen im österreichischen Linz mit den Franzosen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz. Auf die zwei Kilometer Normaldistanz fiel der Doppelvierer mit Florian Roller hinter den Franzosen zurück, so dass es lediglich für Bronze reichte. Dieses Jahr peilt der Stuttgarter mit seinen Ruderer-Kollegen aus Limburg, Speyer und Berlin die Goldmedaille an.

Um dieses Ziel zu erreichen, fokussiert sich Roller voll und ganz auf das Training. Trotz des Studiums. Der junge Mann studiert Luft- und Raumfahrttechnik im zweiten Semester an der Uni in Stuttgart-Vaihingen. Seine Sporttasche mit der Ruderkleidung ist sein ständiger Begleiter, sie trägt er fast immer bei sich – so kann er direkt von der Uni zum Ruderclub düsen. Seine Einheiten beginnen regelmäßig mit Krafttraining. Zwei Stunden Bankdrücken und -ziehen, Beinstoßgerät und Gewichte. Das tut weh, ist aber erst der Anfang. Danach schlüpft Roller in seine Runderkleidung, schnappt sich aus dem Bootslager den Einer und trägt ihn kopfüber zum Neckar. „Normalerweise begleitet mich mein Trainer dann im Motorboot“, erzählte Florian Roller vor seiner Abreise nach Italien und ließ das Ruderboot ins Wasser gleiten. Zwei Stunden wird Roller die zwei Skulls, Laien nennen sie schlicht Paddel, durchs Wasser ziehen. Fünfzehn oder sechzehn solcher Einheiten absolviert er pro Woche.

„Den Schwerpunkt lege ich derzeit darauf, die Wettkampf-Geschwindigkeit zu erreichen“, sagte der 21-Jährige. Im Training legt er die Normaldistanz in ungefähr sieben Minuten bei Tempo 14 km/h zurück. „Das muss schneller werden“, spornte er sich selbst an. Den Ehrgeiz, den eigenen Grenzen davonzurudern, hat Florian Roller früh entwickelt. Schon mit fünf Jahren ruderte er sein erstes Kinderrennen. „Anfangs war das nicht so einfach, weil man erst mit einer Körpergröße von 1,50 Metern fest im Einer sitzt“, berichtete er.

Natürlich war e s kein Zufall, dass es Florian Roller in den Rudersport verschlagen hat; es musste so kommen: Sein Vater ruderte, seine Mutter ebenfalls – und sogar seine Großmutter. So kam es zu einer Kettenreaktion, an deren Ende der Erfolg von Florian Roller steht, und die Hoffnung auf den Sieg. Die drei Wochen vor der WM hat der Stuttgarter in Limburg an der Lahn und in Ratzeburg im Trainingslager verbracht. Das Gold lockt. Sein großes Vorbild heißt Marcel Hacker, der prominente Ruderer wurde 2002 Einer-Weltmeister und hat den jungen Mann mächtig fasziniert. „ Bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, sagte Roller, der auch die Olympia-Teilnahme im Hinterkopf hat, „wenn man es nicht probiert, hat man schon verloren.“ Eine Belohnung für eine WM-Medaille hat Florian Roller mit seiner Mutter übrigens nicht vereinbart.