Schwere Zeiten für die Boxer von Gold-Blau Foto: StN

Als Boxer sind die Sportler vom Sportverein Gold-Blau Stuttgart es gewohnt zu kämpfen. Derzeit mühen sie sich jedoch vergeblich: Trotz großer Anstrengungen findet sich keine neue Trainingshalle.

Als Boxer sind die Sportler vom Sportverein Gold-Blau Stuttgart es gewohnt zu kämpfen. Derzeit mühen sie sich jedoch vergeblich: Trotz großer Anstrengungen findet sich keine neue Trainingshalle.

Stuttgart - Als Boxer, Judoka oder Aikidosportler sind sie das Kämpfen gewohnt, aber gegen diesen Gegner kommen die Mitglieder des Sportvereins Gold-Blau Stuttgart nicht an: Der Kampfsportclub verliert seine Heimat. Schon in zehn Tagen muss der SV Gold-Blau die angemieteten Räume im Feuerbacher MKI-Areal in der Junghansstraße räumen. Aus der bisherigen Trainingsstätte des Sportvereins sollen Büroräume werden. Wo die 130 Mitglieder des Vereins künftig ihrem sportlichen Hobby nachgehen können, steht in den Sternen.

Bei der Suche nach einer neuen Unterkunft haben sich der Vorsitzende Paul Tajbert und seine Mitstreiter bislang nur blutige Nasen geholt. Bei potenziellen Vermietern genauso wie bei Ämtern oder der Lokalpolitik. „Wir werden noch eine Lösung finden. Da bin ich mir sicher“, gibt sich Tajbert bei einem Infoabend gegenüber den 50 anwesenden Mitgliedern demonstrativ optimistisch.

Bis vor drei Monaten war die Welt des SV Gold-Blau in Ordnung. In der kurzen Zeit seit der Vereinsgründung 2001 konnte man vor allem im Boxen bis in die nationale Spitze vordringen und sogar einige deutsche Meistertitel nach Stuttgart holen. Man hatte sich an die einfachen Verhältnisse in der Lagerhallenatmosphäre gewöhnt. „Sechs Jahre waren wir hier drin“, betont Sprecher Waldemar Welter, wie froh der Verein einfach war, nach vier Umzügen innerhalb der ersten zehn Jahre im MKI-Areal auf 256 Quadratmetern endlich eine längerfristige Heimat gefunden zu haben.

Dann die Kündigung des Mietvertrags durch den Stadtjugendring, der als Hauptmieter wiederum auf eine Neuplanung der Areal-Eigentümer reagiert hatte. „Als Untermieter sind wir das Opfer“, beschreibt Welter den „schweren Schlag“ für den Verein. Eigentlich stand der Mietvertrag gerade erst vor einer Verlängerung. „Statt Planungssicherheit für die nächsten Jahre zu haben“, sagt Welter, „stehen wir vor dem Nichts.“ Den Schuldigen für die Misere sieht Welter nicht beim Stadtjugendring. „Zu denen war das Verhältnis immer spitze, wir haben einige gemeinsame Jugendprojekte gemacht“, sagt der Vereinssprecher.

Eine Räumlichkeit in der Größe zwischen 300 und 400 Quadratmeter sucht der Verein. Bisher ohne Erfolg. Entweder wollen Eigentümer keinen zu 90 Prozent aus jugendlichen Mitgliedern bestehenden Sportverein als Mieter, oder es scheitert am Geld. Den mit 3,80 Euro pro Quadratmeter extrem niedrigen Mietpreis vom MKI-Areal wird der SV Gold-Blau künftig kaum finden. „Aber acht Euro und mehr gehen nicht“, sagt Tajbert.

Eine drohende Verdopplung der Kosten für Raummiete einfach an die Mitglieder in Form von Betragserhöhungen weiterzugeben scheidet für die Vereinsführung aus. Waldemar Welter: „Dadurch würden vor allem jene ausgegrenzt, die sich ihren Sport nur schwer leisten könnten.“ 15 Euro beträgt der Monatsbeitrag für Mitglieder unter 18 Jahren, Erwachsene zahlen 25 Euro.

Als Übergangslösung steht derzeit im Raum, dass die Judoka in einer städtischen Halle unterkommen und der Box-Leistungskader bei benachbarten Vereinen den Trainingsbetrieb aufrechterhalten kann. Paul Tajbert und Waldemar Welter eilen seit Wochen von einem Gespräch zur nächsten Immobilienbesichtigung. Aufgeben kommt für sie nicht infrage. Aber an manchen Tagen bleibt bloß noch das Prinzip Hoffnung. „Vielleicht meldet sich ja jemand, der Geld übrig und ein Herz für die Jugend hat.“