Betrüger im Internet haben es vor allem auf Bankdaten abgesehen – und greifen hier oft tief in die Trickkiste. Foto: imago/Thomas Trutschel

Wer arglos bei wenig bekannten Internet-Shops mit erstaunlich niedrigen Preisen einkauft, kann nicht nur das Geld für nie gelieferte Ware verlieren. Einer Stuttgarterin wäre fast das Konto geplündert worden.

Der Fantasie der Trickbetrüger sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Das neueste Motto: Warum sollen Opfer nur mit falschen Shops im Internet abgezockt werden, wenn sich anschließend noch weitaus größere Summen direkt vom Bankkonto ergaunern lassen? In Stuttgart ist nun eine neue Betrugsmasche mit der Kombination aus Fake-Shops und falschen Bankmitarbeitern aufgetaucht. Im Visier stand eine 47-jährige Frau aus Feuerbach, berichtet die Polizei am Montag. Die Täter hatten es auf mehrere Zehntausend Euro abgesehen.

Kosmetik, Shampoos, Schönheitsprodukte – alles scheinbar nur ein paar Klicks entfernt. Eine 47-Jährige bestellte auf der vermeintlichen Homepage eines Händlers mit angeblichem Sitz im Saarland Lippenstift und andere Schönheitsprodukte zu einem vermeintlich günstigen Preis. Dass sie dabei an ein Portal geraten war, vor dem gerade die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt, sollte sie schon am nächsten Tag zu spüren bekommen.

Perfide: Täter warnt vor Betrug, den er dann selbst begeht

Wie die Stuttgarter Polizei am Montag mitteilte, ist die Frau am vergangenen Donnerstag, 29. Februar, ins Visier von Anrufbetrügern geraten. Bei einem Telefonanruf gegen 10.45 Uhr erklärte ihr ein angeblicher Bankmitarbeiter, dass sie mit ihrem Internetkauf am Vortag auf einen Fake-Shop hereingefallen sei und dass ihr dabei mehrere Zehntausend Euro abgebucht worden seien. Besonders perfide: Der Mann kannte detailliert die Daten ihrer Bankverbindung, musste also „echt“ sein. Noch perfider: Er erklärte, dass man ihr sofort helfen und den Betrag zurückbuchen könne.

Der angebliche Banker lotste die Betroffene ins Onlinebanking, wo er eine angebliche Überweisung über mehrere Zehntausend Euro auf ihr Konto vorbereitet hatte – und ließ die eingeschüchterte Frau den Betrag online freigeben. In Wirklichkeit wurde ihr Konto nun wirklich geplündert, was sie zunächst nicht bemerkte. Erst später schöpfte sie Verdacht, alarmierte die Polizei und ihre Hausbank. Zu ihrem Glück konnte ihre echte Bank und ein echter Mitarbeiter die Transaktion gerade noch abbrechen.

Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt

„Es ist davon auszugehen, dass die Telefonbetrüger und die Betreiber des Fake-Shops zusammen agieren, und so an die Daten der möglichen Opfer gelangen“, sagt Polizeisprecherin Daniela Treude. Das Betrugsdezernat der Stuttgarter Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei warnt nicht nur vor zweifelhaften Shops im Internet. Sondern auch davor, was Betrüger allein mit den Daten alles anfangen können.

„Wir haben nach Hinweisen von Ratsuchenden auch diese Seite untersucht“, sagt Kathrin Bartsch, Rechtsexpertin und Digitalreferentin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen, die ihrerseits einen sogenannten Fake-Shop-Finder anbietet. „Irgendwann ist unklar, ob man sich überhaupt noch auf echten Seiten befindet“, sagt die Expertin. Bei diesem Shop sei das Impressum offenbar gefälscht. Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer stimme nicht mit den Angaben aus dem Impressum überein, im Handelsregister sei die angegebene Firma nicht zu finden.

Fake-Shops als Einfallstor für weitere Betrüger

„Solche Fake-Shops sind ein Einfallstor für das Phishing“, sagt Verbraucherschützerin Bartsch, „und das nimmt immer mehr zu.“ Das Abgreifen von Daten erfolge somit nicht mehr nur über E-Mails und darin platzierte Weiterführungen auf gefährliche Seiten. Das besondere Problem sei, „dass die Betroffenen oft selbst nicht mehr wissen, bei welchen Shops sie sich das eingefangen haben könnten.“

Die echte Polizei bietet zum Thema Fake-Shops echte Vorbeugungstipps an. Der Link lautet https://praevention.polizei-bw.de/praevention/betrug-im-netz/ und führt auch wirklich auf eine Seite der Polizei.