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Die Christdemokraten sind in Alarmstimmung. Der Grund sind die Ergebnisse zweier Umfragen zur OB-Wahl, die von der Uni Hohenheim und von Infratest-Dimap veröffentlicht wurden.

Stuttgart - Die Christdemokraten sind in Alarmstimmung. Der Grund sind die Ergebnisse zweier Umfragen zur OB-Wahl, die von der Uni Hohenheim und von Infratest-Dimap veröffentlicht wurden. Professor Frank Brettschneider sieht den Grünen Fritz Kuhn und den bürgerlichen Kandidaten Sebastian Turner gleichauf. Infratest ermittelte sogar aktuell 31 Prozent für Kuhn, für Turner nur 28. Dabei schadet die Konkurrenz durch die SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm, den S-21-Gegner Hannes Rockenbauch und den parteilosen Jens Loewe dem Grünen-Kandidaten wahrscheinlich stärker als Turner.

Am Donnerstag wurden die Umfrageergebnisse bekannt – gleich am Freitag versuchte der CDU-Kreisvorsitzende und Wahlkampfleiter Stefan Kaufmann die Reihen zu schließen. In einem Brief an die Mitglieder spricht er von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Turner und Kuhn. Er rief dazu auf, mit großem Engagement Nachbarn, Geschäftskollegen und Freunde von Turners Qualitäten zu überzeugen. Hoffnung wird nun aus der Tatsache geschöpft, dass zwischen 37 und 48 Prozent der Wahlberechtigten noch unentschlossen sind.

Kaufmann liefert auch gleich Argumentationshilfe. Nur Turner wisse, wie Geld erwirtschaftet werden müsse, seine Wirtschaftskompetenz sei unbestritten. Er biete mehr Perspektive als Kuhn, weil er jünger ist und mehr als acht Jahre OB sein könne.

Intern beurteilen manche Christdemokraten die Lage als dramatisch. Die Rede ist von einem „Realitätsschock“. Die eigene Anhängerschaft sei nur zu drei Vierteln mobilisiert, heißt es intern. Bei allen Bevölkerungsschichten würde man sich besseren Zuspruch wünschen – auch bei der Industrie- und Handelskammer. Kuhns Alter von 57 Jahren werde vielleicht nicht unbedingt als Gegenargument begriffen.

Peter Conradi (SPD), der 1974 selbst OB-Kandidat war, sieht in Kuhns Alter auch keinen Hinderungsgrund. Peer Steinbrück wolle mit 65 Jahren für die SPD Kanzler werden. Nach den Umfragen spreche viel für ein Duell Kuhn gegen Turner.

In der SPD führen die Umfragezahlen mit Platz drei für Bettina Wilhelm (Infratest-Dimap: 21 Prozent) zu ganz neuen Rechenmodellen. Der Kreisvorsitzende Dejan Perc sieht „erhebliche Dynamik“. Das klassische SPD-Wählerpotenzial sei noch nicht ausgeschöpft. „Vielleicht landet Sebastian Turner auf Platz drei und tritt dann zum zweiten Wahlgang nicht mehr an“, sagt Perc. Wilhelm erhalte inzwischen aus dem Lager der Freien Wähler Zuspruch. Am Ziel, „einen CDU-OB zu verhindern, habe sich nichts geändert“, so Perc. Bliebe es bei Platz drei für Wilhelm, würde das nach bisherigen Aussagen der SPD bedeuten, dass sie zugunsten von Fritz Kuhn zurückziehen würde.

Nach der Wahl könnten weitere personelle Konsequenzen diskutiert werden. In der CDU gebe es Überlegungen, dass Kaufmann nach einer Niederlage von Turner als Vorsitzender zurücktreten müsse, verlautet aus der Partei. Kaufmann war es, der bewusst auf einen Parteilosen setzte, Turner anwarb und von der Parteibasis gegen das CDU-Mitglied Andreas Renner aufstellen ließ.