Diese jungen Menschen haben aus ihren Eindrücken von Stuttgarter Museen Kunstwerke geschaffen. Foto: Lichtgut/Michael Latz

19 neu nach Stuttgart gekommene Jugendliche haben sich eine Woche lang vier Stuttgarter Museen angeschaut und ihre Beobachtungen künstlerisch verarbeitet.

Stuttgart - Die Familie Schwarz aus der Slowakei hat es dem aus Kamerun stammenden Franz besonders angetan. Sie war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland geflüchtet – mit einer Kuh als einzigem, aber wichtigen Besitz, wie im Haus der Geschichte in Stuttgart zu sehen ist.

Zusammen mit 18 anderen Jugendlichen, von denen etwa zwei Drittel eine Flucht hinter sich haben, hat Franz die vergangene Woche jeweils vormittags neben dem Haus der Geschichte drei weitere Stuttgarter Museen besucht und dabei an seine eigene Situation in der Fremde, aber auch an seine Zukunft gedacht –wie Familie Schwarz damals vermutlich auch.

Denn genau das war das Ziel des Projekts „Neu in Stuttgart – Museen entdecken“, an dem sich neben dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg auch das Linden-Museum, das Naturkundemuseum und die Staatsgalerie beteiligt hatten und das Kinder- und Jugendhaus Degerloch als Kooperationspartner gewonnen worden war.

Jeweils vormittags wurden die Museen besucht, setzten sich die elf bis 16 Jahre alten Jugendlichen mit den dort präsentierten Gegenständen auseinander, malten sie. Nachmittags konnten sie sich erneut mit den gemalten Objekten beschäftigen. Bastelten die Stempel für ein für sie wichtiges Wort, ordneten mehr oder weniger zufällig gefundene Gegenstände auf Fotopapier an und belichteten es, malten in Dreiergruppen Dinosaurier oder abstrahierten Dinge aus dem Lindenmuseum mit Farbe und Spiegelfolie. „Immer ging es dabei um das Neu-Sein, darum, wie man sich orientiert, Veränderungen wahrnimmt und Verbindungen herstellt“, sagt Eva Kirchner, die als Projektleiterin hinter der „inSmuseum“ genannten Kooperation der Museen steht, die vom Innovationsfonds Kunst des Landes gefördert wird.

Stolz präsentierten die Jugendlichen am Samstag im Jugendhaus die Ergebnisse dieser Woche, stellten Hefte und Bilder mit Zeichnungen und Gemälden vor. „Alle waren sehr konzentriert und haben sich auf die Kunst eingelassen“, sagt Kathrin Kaps, die die Gruppe künstlerisch betreute. Die unterschiedliche Herkunft habe nur bei der Auswahl der Gegenstände eine Rolle gespielt, nicht aber bei der Umsetzung zu einem Kunstwerk, ergänzt sie.

Terje Lange, der Leiter des Kinder- und Ju-gendhauses Degerloch, ist voll des Lobes über das Projekt. Vier Kinder aus der benachbarten Flüchtlingsunterkunft wären bei dem Projekt dabei gewesen. „Die Jugendlichen hatten Zeit, sich mit ihrer Situation zu beschäftigen und hätten zudem eine große Wertschätzung bekommen und konnten sich präsentieren. „Denn im normalen Jugendhausalltag gehen sie nicht zuletzt aufgrund der noch nicht so guten Sprachkenntnisse ein wenig unter“, so Lange.