Oberbürgermeister Fritz Kuhn: In seiner Rolle als Kulturpolitiker kommt er beim Fachausschuss im Rathaus gar nicht gut an Foto: dpa

Der städtische Ausschuss für Kultur und Medien fühlt sich düpiert, weil Stuttgarts OB Fritz Kuhn bei den Etatberatungen andere Schwerpunkte setzen will. Vor allem die Erhöhung des Zuschusses für das Tanzfestival Colours ist den Beratern ein Dorn im Auge. Sie möchten unterfinanzierte Kultureinrichtungen besser fördern.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat mit seinem Kurs bei der Kulturförderung in Stuttgart drastische Kritik und Beschwerden ausgelöst.

Im Ausschuss für Kultur und Medien, dem neben einigen Stadträten vor allem sachkundige Bürger angehören, wurde die geplante Aufstockung des Zuschusses für Eric Gauthiers Tanzfestival Colours 2017 von 250 000 auf 350 000 Euro geradezu verurteilt. Das rührte nicht etwa von einer Geringschätzung des Ballettchefs her, sondern von den Begleitumständen. Während Kuhn persönlich zusätzliche 100 000 Euro dafür vorschlug und auch für ein Lichtkunstprojekt der Kulturregion 120 000 Euro spendieren will, schlug die Verwaltungsspitze im Haushaltsentwurf für 2016 und 2017 nur eine maßvolle Offensive zum Abbau der „strukturellen Unterfinanzierung“ von Kultureinrichtungen vor. Um deren chronische Finanznot zu mildern, will die Verwaltungsspitze nur 438 000 Euro zusätzlich aufbringen. Das ist ungefähr ein Drittel dessen, was die kulturellen Berater der Stadt und Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) für angemessen befunden hatten.

Grünen-Stadtrat verteidigt OB

Auch Eisenmann schien wenig erbaut davon zu sein. Sie verteidigte dennoch das Recht eines Oberbürgermeisters, eigene Schwerpunkte zu setzen. „438 000 Euro sind auch nicht Nichts“, warf sie ein. Die Vertreterin der Schauspielbühnen in Stuttgart aber schlug in eigener Sache und für andere Theater Alarm. Ihr Haus habe die Funktion eines Stadttheaters. Die Frage sei, ob die Politik das überhaupt noch wolle. Sie sei fassungslos. Der Konzertmanager Paul Woog mahnte: „Es geht um Existenzen.“ Auch forderte er Respekt vor Ergebnissen langwieriger Beteiligungs- und Beratungsverfahren. Mini Schulz, Professor an der Musikhochschule, sagte, die Stadt müsste eigentlich die Musikschulgebühren senken statt zu erhöhen – und statt Zuschüsse für ein Festival zu erhöhen, das selbst Sponsoren suchen könne und dessen Erstveranstaltung im Jahr 2015 noch abzurechnen sei. Von „Handaufhalten“ des Ballettchefs war gar die Rede. Andreas Winter (Grüne) versuchte Kuhn zu verteidigen, die anderen Fraktionen signalisierten, die Dinge in den Etatberatungen zurechtrücken zu wollen.