Ihr Herz für die Kickers müssen die Fans künftig in Reutlingen zeigen Foto: Baumann Foto:  

Selten ging es bei Drittligist Stuttgarter Kickers auf der Zielgeraden einer Saison so entspannt zu. Ein Höhepunkt steht noch aus: Das WFV-Pokal-Finale an diesem Mittwoch (19 Uhr) in Großaspach gegen den 1. FC Heidenheim. „Diesen Titel zu gewinnen bedeutet uns viel“, sagt Präsident Rainer Lorz.

Selten ging es bei Drittligist Stuttgarter Kickers auf der Zielgeraden einer Saison so entspannt zu. Ein Höhepunkt steht noch aus: Das WFV-Pokal-Finale an diesem Mittwoch (19 Uhr) in Großaspach gegen den 1. FC Heidenheim. „Diesen Titel zu gewinnen bedeutet uns viel“, sagt  Präsident Rainer Lorz.
 
Stuttgart - Herr Lorz, haben Sie Ihrem Präsidenten-Kollegen Bernd Wahler schon zum Klassenverbleib des VfB in der Fußball-Bundesliga gratuliert?
Noch nicht. Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob das angebracht ist. Der Anspruch des VfB war doch ein ganz anderer.
Die Kickers haben die Erwartungen dagegen übertroffen.
Wenn mir im Oktober jemand gesagt hätte, wir sind fünf, sechs Spieltage vor Schluss schon gerettet, landen auf einem einstelligen Tabellenplatz und schaffen zudem die Qualifikation für den DFB-Pokal, hätte ich das in der Tat nicht für möglich gehalten.
Wer ist für Sie der Mann der Saison?
Da fällt mir ein Trio ein: Trainer, Sportdirektor – und unser Kapitän Enzo Marchese.
Was zeichnet Coach Horst Steffen aus?
Ich kann mich noch gut an unser erstes Treffen in Köln erinnern. Mir hat seine offene, sympathische und verbindliche Art auf Anhieb imponiert. Er lässt sich nicht verbiegen und geht seinen Weg. Seine Philosophie gefällt mir: Er will mit seinem Team das Spiel dominieren und attraktiven Fußball bieten.
Ihn von der Mönchengladbacher A-Jugend zu holen war die Idee von Michael Zeyer.
Ja, und es war eine mutige Entscheidung. Beim WFV-Pokal-Spiel vergangenen Oktober in Heimerdingen mussten wir uns wegen dieser Entscheidung noch heftige Kritik gefallen lassen.
Längst wird Steffens Arbeit hoch geschätzt. Wann wird der bis 2015 laufende Vertrag verlängert?
Michael Zeyer hat mit ihm bereits darüber gesprochen und eine grundsätzlich positive Rückmeldung erhalten. Horst Steffen fühlt sich richtig wohl bei uns, und ich rechne daher mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung.
Hätten Sie auch einen Plan B?
In diesem schnelllebigen Geschäft kann man nichts ausschließen. Deshalb hätten wir im Fall der Fälle sicher auch eine entsprechende Antwort parat. Wir haben unsere Strukturen professionalisiert, ein hauptamtlicher Sportdirektor macht vieles einfacher.
Was schätzen Sie an Michael Zeyer?
Seinen Mut zu einer klaren Meinung, seine punktgenauen Analysen. Als wir nach acht Spielen mit drei Punkten dastanden, kamen die folgenden Maßnahmen einer Operation am offenen Herzen gleich. Die Nachverpflichtungen mussten sitzen. Und die Trefferquote war top. Das zeigt: Michael Zeyer hat einen eindeutigen Plan, ein Konzept und handelt danach – ohne zu klagen.
Wie eng ist sein finanzieller Spielraum?
Die Trainer- und Spielerwechsel kosteten uns Geld. Wir werden den Etat für Mannschaft und Funktionsteam in der kommenden Spielzeit von 2,5 Millionen Euro auf 2,2 Millionen Euro reduzieren.
Die Bedingungen für die Lizenzerteilung zu erfüllen, wird kein Problem?
Bis zum 27. Mai müssen die Unterlagen beim DFB sein, wir sind gut unterwegs.
Wie lautet die Zielsetzung für die neue Saison?
Wir werden nicht als Aufstiegsfavorit Nummer eins ins Rennen gehen. Und wir lassen uns auch nicht blenden: Fast alle Spiele in dieser Drittligasaison waren irrsinnig eng. Aber natürlich wollen wir uns entwickeln und weiter nach oben klettern.
Wie groß ist der Nachteil, die Vorrunden-Heimspiele in Reutlingen austragen zu müssen?
Wir müssen das Kreuzeiche-Stadion als Ausweichspielstätte annehmen. Dies sollte nicht als Ausrede dienen.
Im umgebauten Gazistadion wird dann die zweite Liga angepeilt?
Das ist unser Ziel. Doch es bringt nichts, zu sagen, in dem bestimmten Jahr ist es ein Muss. Das zeigen die warnenden Beispiele, gerade auch in der laufenden Spielzeit der dritten Liga.
Wäre denn Zweitligafußball in Degerloch überhaupt möglich – es wird ein Fassungsvermögen von 15 000 Zuschauern verlangt?
Künftig werden wir eine Kapazität von 11 500 haben. Klar müssten wir nochmals aufstocken. Hinter den Toren wäre das möglich. Klar ist: Die Waldau wird definitiv unsere Heimat bleiben.
Was erwarten Sie von den letzten beiden Saisonspielen?
Einen Titel zu gewinnen, bedeutet uns viel. Diese Chance haben wir im WFV-Pokal-Endspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Und im letzten Saisonspiel erwarte ich gegen RB Leipzig einen stimmungsvollen Abschluss mit 6000 Zuschauern im Stadion.
Und vor dem Saisonstart gibt es wieder ein Derby gegen den VfB?
Das planen wir zur Eröffnung unseres neuen Stadions im Frühjahr 2015.