Kickers-Präsident Rainer Lorz: Defizit in der Bilanz Foto: Baumann

Der Kampf des Fußball-Drittligisten ums Überleben verschärft sich: Bei der Mitgliederversammlung musste Präsident Rainer Lorz für das Geschäftsjahr 2012/13 ein Minus von 317000 Euro verkünden.

Stuttgart - Endlich einmal mit einer positiven Ausgangsposition in die Mitgliederversammlung gehen : Das ist das große Ziel von Rainer Lorz. Doch Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers steht auf einem Abstiegsplatz. Zur sportlich ernsten Lage kommt die angespannte finanzielle Situation. Der Präsident musste den anwesenden 221 Mitgliedern am Montagabend im SSB-Waldaupark ein Jahresdefizit zum 30. Juni 2013 von exakt 316 774,31 Euro vermelden. Der Kampf ums Überleben verschärft sich, doch Lorz beschwichtigte: „Der Fehlbetrag ist bedauerlich, doch wir haben die finanzielle Lage unter Kontrolle. Jegliche Form von Panik ist fehl am Platz.“

Der ursprüngliche Plan sah allerdings ganz anders aus. Nach dem überschaubaren Defizit von 32 628 Euro im Geschäftsjahr 2011/12 hatten die Blauen für die folgende Periode sogar ein Plus von 230 000 Euro veranschlagt. Warum sich alles in die andere Richtung entwickelte, hat mehrere Gründe.

Um den Absturz in die Regionalliga zu verhindern, verpflichteten die Blauen in der vergangenen Winterpause drei Spieler. Die Kaderveränderungen verschlangen 150 000 Euro. Auch zwei Trainerwechsel kosteten Geld. Hinzu kam, dass aus Spielbetrieb (Minus von 82 000 Euro) und Werbung (Minus von 107 000 Euro) viel weniger Geld in die Kasse floss als ursprünglich kalkuliert. „Wir blieben auf dem Niveau der Regionalliga. Das haben wir planungstechnisch falsch eingeschätzt“, räumte Schatzmeister Hans-Joachim Zumsande ein. Dass sich die Blauen dabei auch von der Zusammenarbeit mit Vermarktungspartner Ufa mehr erwartet haben, ist ein offenes Geheimnis. „Wir haben gehofft, dass die neue Vertriebsmannschaft schneller Fuß fasst, doch als Nummer zwei hinter dem VfB ist Stuttgart ein schwieriges Pflaster“, sagte Zumsande.

Durch das neuerliche Jahresdefizit erhöhte sich das negative Eigenkapital der Kickers, also die bilanzielle Überschuldung des Vereins, auf 2,196 Millionen Euro. „Damit leben wir seit vielen Jahren, die Fortführung des Spielbetriebs ist dadurch nicht gefährdet, doch so können wir sicher nicht die nächsten fünf Jahre weitermachen“, erklärte der Kickers-Finanzchef. Deshalb wurden bereits Maßnahmen eingeleitet, um die Kosten des Kaders zu entlasten. Zum einen übernehmen Berufsgenossenschaft und Krankenkassen die Gehaltszahlungen für die Langzeitverletzten, zum anderen führten die Blauen bereits Gespräche mit Spielern und deren Beratern wegen einer möglichen Vertragsauflösung in der Winterpause. Die Kandidaten sind Omar Jatta, Paul Grischok, Karim Rouani, Stefan Maletic und Patrick Milchraum. Sportdirektor Michael Zeyer weiß um die Herkulesaufgabe, den Kader weiter zu stärken und trotzdem Kosten einzusparen. „Es gehört zu meinem Job, Geld sinnvoll zu investieren“, sagte der Ex-Profi. Dass dies nicht immer der Fall war, deutete Zumsande mit Blick auf die Ära von Ex-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald an: „Wer einen kleinen Etat hat, muss eben gut einkaufen. Wir haben ein Jahr verloren. Wir wollten sportlich und wirtschaftlich ganz anders dastehen.“ Bleibt für die Kickers-Führungsetage, die noch bis 2015 im Amt ist und am Montag um 22.20 Uhr von den Mitgliedern entlastet wurde, wieder mal die Hoffnung aufs nächste Jahr. Wobei bereits jetzt die Tendenz zu roten Zahlen absehbar ist und damit klar sein dürfte, dass die Mannschaft für eine positive Ausgangsstimmung vor der Hauptversammlung 2014 sorgen muss.

Nach dem Motto „Auf zum fünften Heimsieg“ haben die Kickers vor dem Spiel am Samstag (14 Uhr) gegen Burghausen eine Aktion gestartet. Unter der Nummer 0137 / 7 37 79 77 (ein Euro aus dem Festnetz) besteht täglich die Möglichkeit, Preise zu gewinnen. Die Erlöse gehen zu je 50 Prozent an die Nachwuchsarbeit und an die Taifunopfer auf den Philippinen.