Die Kulisse entsteht Stück für Stück: Der Rummel auf dem Wasen wird aufgebaut. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das 83. Stuttgarter Frühlingsfest beginnt am Samstag. Erstmals nach drei Jahren mit allem was dazugehört, Buden, Karussells, Festzelte. Aber: Wegen der Helene-Fischer-Konzertreihe und des Pokal-Halbfinals droht dramatisches Verkehrschaos.

So ein Knoten kann sinnvoll sein. Wenn man ihn gut knüpfen kann, hält er alles zusammen. So erzählt Homer, dass der antike Abenteurer Odysseus seine Schätze mit einem „zaubermächtigen Knoten“ gesichert habe. Stuttgart erlebt gerade auch, wie ein Knoten geschnürt wird. Leider nicht von Odysseus, sondern von der Deutschen Bahn. Das Entstehen dieses „digitalen Knotens“ ähnelt leider eher dem Versuch eines 15-Jährigen vor dem Abschlussball einen Windsorknoten in seine Krawatte zu binden.

Was sagt die Veranstalterin?

Da sitzt nichts. Das betrübt nicht nur die Pendler, sondern alle, die es gut meinen mit dem Frühlingsfest (findet vom 22. April bis zum 14. Mai statt) im Besonderen und den Veranstaltungsstätten im Neckarpark im Allgemeinen. Der Einbau der neuen Signaltechnik und die verschiedenen Gleissperrungen rund um Stuttgart „stellen uns vor unbefriedigende Umstände“, sagt Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die das Frühlingsfest organisiert und die Porsche-Arena und Schleyerhalle betreibt. Und dabei, man merkt es, nimmt er sich noch zurück.

Es ist vertrackt. Nehmen wir etwa den Mittwoch, 3. Mai. Da läuft das Frühlingsfest, Helene Fischer tritt in der Schleyerhalle auf, die Handballer des TVB Stuttgart spielen gegen die Füchse Berlin in der Porsche-Arena. Und dann empfängt der VfB zum Halbfinale des Pokals in der Mercedes-Benz-Arena Eintracht Frankfurt.

Es kommen also zusätzlich zu den Besuchern des Rummels auf dem Wasen noch 70 000 Menschen in den Neckarpark, alle am frühen Abend, mitten im Berufsverkehr. Es gibt kaum Parkplätze, und dann fahren noch, wenn überhaupt, weniger S-Bahnen und Regionalzüge. Und der Schienenersatzverkehr, vulgo Busse, ist ebenso Teil des Staus.

„Das wird eine Herausforderung“, sagt Jörg Schiebe, Revierleiter in Bad Cannstatt und beim Wasen für die Einsätze der Polizei verantwortlich. Er kennt das, Jahr für Jahr wiederholt er das Mantra, bitte mit den Öffentlichen zum Wasen zu kommen, es gebe keine Parkplätze. Und wieder und wieder rufen verzweifelte Autofahrer bei der Polizei an, während sie um den Festplatz kreisen und bitten um Rat, wo sie parken könnten. „Da können wir leider nicht helfen“, sagt Schiebe.

Nicht mehr „light“

Den Rat, umzusteigen, kann er dieses Jahr zwar auch geben, aber wer aus dem Süden oder Osten kommt, der wird mutmaßlich das Auto nehmen, weil die Anreise auf der Schiene gar nicht möglich oder kompliziert ist. Und dadurch, dass weniger S-Bahnen fahren, bedeutet dies automatisch auch, dass mehr Leute am Bahnhof Cannstatt warten und die Bahnsteige voller werden. Auch ein Sicherheitsproblem, mit dem die Bundespolizei umgehen muss.

Ansonsten aber sieht man sich gerüstet für das erste „Frühlingsfest in Vollversion“, wie Kroll das nennt, seit 2019. Im Vorjahr gab es noch das „Frühlingsfest light“, ohne Festzelte, ohne Maßkrüge, ohne ausufernde Partys. „Wir haben uns bewusst für diese Light-Version entschieden“, hatte Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann damals gesagt, „dabei haben viele Aspekte eine Rolle gespielt. Zum einen konnten wir nicht wissen, welche Coronaverordnungen gelten, aktuell spielt natürlich die Weltpolitik mit dem Krieg in der Ukraine eine Rolle.“ Der Krieg tobt immer noch. Das Frühlingsfest kehrt aber wie die Gesellschaft zur Normalität zurück. Mit vier Festzelten, mit Partys, Maßkrügen und trotz aller Diskussionen um einen Ruhetag mit erweiterten Öffnungszeiten im Vergleich zum Vorjahr.

Neue Gondeln fürs Riesenrad

230 Betriebe bauen ihre Imbisse, Buden, Karussells und Zelte auf. Erstmals dabei sind der 80 Meter hohe Freifallturm Fortress Tower und das Laufgeschäft Rio. Oscar Bruch junior hat 42 neue Gondeln für sein Riesenrad Bellevue bauen lassen. Von dort oben kann man auf die Gleise in Cannstatt schauen. Und gucken, wie das vorangeht mit dem Knoten knüpfen.

Wann ist geöffnet?

Das Frühlingsfest beginnt am Samstag, 22. April und endet am 14. Mai. Geöffnet ist der Festplatz montags bis donnerstags von 13 bis 23 Uhr. Freitags von 13 bis 24 Uhr. Samstags und am Sonntag, 30. April, ist von 11 bis 24 Uhr Betrieb, sonntags und am 1. Mai von 11 bis 23 Uhr.