Musikclubs Foto: Steffen Schmid

Die privat geführten Musikclubs in Stuttgart sehen sich starkem Konkurrenzdruck ausgesetzt. Die Vielfalt der Szene soll deshalb eine Förderung nach dem „Stuttgarter Modell“ sichern. So ein Vorschlag, der am Dienstag im Kulturausschuss diskutiert wurde

Stuttgart - Privat geführte Stuttgarter Musikclubs könnten künftig eine öffentliche Förderung bekommen. „Wir wünschen uns in den Clubs ein urbanes Angebot, das über die Grenzen Stuttgarts wahrgenommen wird“, begründete bei der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien des Gemeinderates am Dienstag der Musiker Walter Ercolino. Die privat geführten Clubs sähen sich einem starken Konkurrenzdruck ausgesetzt; manche müssten deshalb schließen, was eine Verarmung der Clubszene nach sich zöge. Vorbild für eine Clubförderung nach dem „Stuttgarter Modell“ könnten Städte wie Berlin und Hamburg sein. „In der Elbestadt wurde schon im Jahr 2010 die Freie und Hansestadt Hamburg zur Stifterin“, berichtete Peter James, Leiter des Popbüro Region Stuttgart im Ausschuss.

Die dortige Investitionsförderung beziehe sich auf die Schaffung räumlicher und technischer Voraussetzungen wie Ton- und Lichttechnik, würde aber auch im Rahmen von Lärmschutz und energiesparender Maßnahmen (Stichwort „greenmusic“) tätig. Das Stiftungskapital der „Stiftung zur Stärkung privater Musikbühnen Hamburg“ beträgt mindestens 300 000 Euro. „Die Kultur der Moderne resultiert aus dem Dialog zwischen Populärkultur und Hochkultur, in Clubs haben sich in den letzten Jahrzehnten mehr als 200 anerkannte Musikstile entwickelt“, sagte Peter James. Genutzt würden die Clubs in der City vorwiegend durch die „Creative Class“. Das „Stuttgarter Modell“ sieht vor, Clubs wie das Kowalski in der Kriegsbergstraße, den Club Schocken in der Hirschstraße, das White im Schwabenzentrum und den Kings Club in der Calwer Straße zu fördern. Generell gefördert werden könnte, wer seinen Club ein Jahr lang ohne Betreiberwechsel führt, über eine Fläche von 500 Quadratmetern verfügt und bei Veranstaltungen bis zu 1000 Besucher zählt. Vergeben würden die Mittel durch eine Fachjury, die Administration übernähme das Popbüro Region Stuttgart. Während die meisten Stadträte die Idee unterstützen (Jürgen Sauer: „Stuttgart steht in nichts Hamburg oder Berlin nach“), warnte Stadtrat Heinrich Fiechtner: „Da könnte ja jede privat geführte Kneipe, in der Blasmusik gespielt wird, gefördert werden.“

Einig waren sich die kommunalen Vertreter, dass das Institut für Auslandsbeziehungen (Ifa) durch die Stadt künftig wieder „gesetzeskonform“ gefördert wird, dass also Land und Stadt das Ifa zu gleichen Teilen fördern. 1993 hatte die Stadt unter Hinweis auf die damals prekäre Finanzlage ihren Zuschuss halbiert. Gegenwärtig zahlt das Land 742000 Euro für den Betrieb des Ifa, die Stadt lediglich 327800 Euro. „Um uns achtvoll aus der Affäre zu ziehen, werden wir die entsprechende Vorlage in den Haushaltsplan 2016/2017 einbringen“, sagte Jürgen Sauer.