Ralf Häußler erläutert den Zuhörern die Ziele der Handy-Aktion Foto: Veronika Kanzler

Der Theologe Ralf Häußler spricht über die Produktionsbedingungen für die Rohstoffe in modernen Smartphones und die Folgen für die Lieferländer.

Sillenbuch - Fast jeder benützt sie täglich. Die meisten Menschen können sich kaum vorstellen, ohne Smartphone auszukommen. Dabei ist es normal geworden, die Hightech-Mobiltelefone nach 18 bis 24 Monaten gegen ein neueres Modell einzutauschen.

Doch wie steht es mit dem Wissen über Rohstoffgewinnung, Herstellung, Nutzungsdauer und Alternativen zu den herkömmlichen Geräten? Um auf die teils unmenschlichen Produktionsbedingungen aufmerksam zu machen, hat der Theologe Ralf Häußler am Freitagabend einen Vortrag im Clara-Zetkin-Haus gehalten. Gemeinsam mit der Steuergruppe „Fairtrade Sillenbuch“ begrüßte er rund 20 Zuhörer.

Die Aktion will die Menschen sensibilisieren

Häußler arbeitet beim Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung der evangelischen Landeskirche Württemberg und ist dort in der Entwicklungspolitik tätig. Unter dem Motto „fragen.durchblicken.handeln!“ wurde die Handy-Aktion von acht Organisationen, darunter Brot für die Welt, ins Leben gerufen. Die Aktion will die Menschen dafür sensibilisieren, welche Auswirkungen die Smartphone-Produktion auf Mensch und Natur hat. Sie will darauf aufmerksam machen, „dass beispielsweise noch heute die demokratische Republik Kongo ausgebeutet wird“, sagte Häußler. Dort gebe es Bodenschätze im Wert von fünf Billionen Euro. „Die Regierung und die Unternehmen aber fühlen sich der Bevölkerung nicht verpflichtet“, so der Theologe. Und da die Rechtsstaatlichkeit fehle, sei der Abbau und Handeln von Metallen dort „die Finanzierung von Waffen, Machtsicherung und Gewalt gegen die zivile Gesellschaft“.

Auch bei der Produktion der Mobiltelefone sehe es nicht besser aus. Vor allem junge Frauen in China arbeiten in den Fabriken – sechs bis sieben Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag. Als einige von ihnen aus Verzweiflung aus den Fenstern der Gemeinschaftsunterkünfte sprangen, so Häußler, habe deren Firma Auffangnetze eingesetzt, damit Todesfälle vermieden würden.

In deutschen Haushalten liegen 100 Millionen Handys

Was jeder Einzelne dazu beitragen, diese Missstände ein wenig zu mindern? „Ein großer Schritt wäre gemacht, wenn wir die Nutzungsdauer verlängern, denn das bedeutet weniger Rohstoffverbrauch“, erklärte Häußler. In deutschen Haushalten liegen schätzungsweise 100 Millionen ungenutzte Handys in Schubladen, das seien unter anderem 2,5 Tonnen Gold. Eine Alternative zu den gängigen Modellen sei das „Fairphone“, das „zwar auch nicht fair ist, aber immerhin fairer“, so Häußler.

Und alle, die ein Handy in der Schublade haben, können dieses im Weltladen an der Planie abgeben. „Diese werden dann zu einem von uns ausgewählten Subunternehmen der Telekom gebracht, wo alle Daten gelöscht und auch kaputte Handys repariert werden“, sagte Ralf Häußler. So halten die Geräte länger oder werden fachgerecht recycelt.