Die Dichte der Kultureinrichtungen in Stuttgart im großen Rechteck zwischen Staatsgalerie, Musikhochschule, Haus der Geschichte, Landesbibliothek, Stadtbücherei, Institut für Auslandsbeziehungen, Landesmuseum, Kunstmuseum (im Bild), Friedrichsbau Varieté, Innenstadt-Kinos, Kunstgebäude und Staatstheater hätte man als Kulturquartier erfassen können. Foto: dpa

Wie die Politik sich im Herzen der Landeshauptstadt Stuttgart ausbreitet und Entwicklungschancen ungenutzt bleiben.

Stuttgart - Die Landesregierung hat die längst existierende Bürgergesellschaft neu erfunden. An ihrem Regierungssitz in Stuttgart setzt sie jedoch auf raumgreifende Präsenz – das in der Stadtmitte seit Jahren angestrebte Kulturquartier wird zum Politikquartier.Die Gegenwart

Die Initiative unserer Zeitung, die Dichte der Kultureinrichtungen in Stuttgart im großen Rechteck zwischen Staatsgalerie, Musikhochschule, Haus der Geschichte, Landesbibliothek, Stadtbücherei, Institut für Auslandsbeziehungen, Landesmuseum, Kunstmuseum, Friedrichsbau Varieté, Innenstadt-Kinos, Kunstgebäude und Staatstheater als Kulturquartier zu erfassen und entsprechend sichtbar und erlebbar zu machen, fand kurzzeitig Interesse bei Stadt und Land. Doch seit zwei Jahren ist Schweigen in Sachen Kulturquartier, auch eine Initiative der vormaligen Kunstmuseumsdirektorin Marion Ackermann, dem Kulturquartier über Skulpturen im öffentlichen Raum mehr Eigengewicht zu geben, versandete in den Tiefen der Verwaltung.

Zieht sich die Landespolitik vor dem Hintergrund von Ministeriumsneubauten an der Willy-Brandt-Straße dann zumindest aus der Innenstadt zurück? Im Gegenteil. Parlamentarier beziehen zusätzlich den Königin-Olga-Bau (Gebäude der Dresdner Bank). Daniel Abbou, Sprecher des Finanz- und Wirtschaftsministeriums, sagt dazu: „Wir sichern uns jetzt die Flächen und schauen dann, wer reinkommt.“ Vor allem aber das Kunstgebäude am Schlossplatz gerät ins Politikervisier. Bis mindestens 2015 soll das in den vergangenen Jahren aufwendig sanierte Haus mit seinem national einmaligen Kuppelsaal als Ausweichquartier dienen. Die Kunst muss draußen bleiben. Weiter nutzen kann der Württembergische Kunstverein Stuttgart den Kunstgebäude-Anbau, den eigen zugänglichen Vierecksaal.