So sehen die bisherigen Pläne: Um den neuen Flughafenbahnhof als Durchgangsbahnhof in die ICE-Trasee zu integrieren, ist ein langer Tunnelring nötig (gleb gestrichelte Linie). Die schwarz-weiß gestrichelte Linie zeigt den Verlauf des Streckenbestands, die blaue den der Autobahn 8. Klicken Sie sich durch drei PlanungsvariantenFoto: StN-Grafik Lange

Trasse zum Flughafen: Alternative zum geplanten Flughafenbahnhof liegt unter der S-Bahn-Station.
 

Stuttgart - Am 31.Januar will die Deutsche Bahn den Bürgern ihre aktuelle Stuttgart-21Planung im Bereich Fildern erläutern. Neben der Doppelnutzung der Trasse durch Fern- und S-Bahnen ist vor allem das Konzept des Flughafenbahnhofs umstritten. Doch es gibt Alternativen.

Während im Stuttgarter Talkessel seit bald zwei Jahren der Bau von Stuttgart21 in vollem Gange ist - und sogar die ersten Meter der ICE-Strecke Wendlingen-Ulm gebaut sind -, herrscht auf den Fildern Stillstand. Bis auf ein schmales Grundkonzept für den Zugverkehr und einige vage Illustrationen hat die Bahn der Öffentlichkeit bisher nichts Konkretes vorgelegt.

Nach eigenen Angaben hat die Bahn dem Eisenbahn-Bundesamt für den Planfeststellungsabschnitt 1.3 auf den Fildern neben ihrer sogenannten Antragstrasse, die weitgehend dem Grundkonzept entspricht, 16 Varianten vorgelegt. Am 31.Januar will die Bahn ihren aktuellen Pläne den Bürgern auf den Fildern darstellen. Was gebaut wird, entscheidet aber am Ende das Bundesamt.

Die zwei stärksten Kritikpunkte

Auf die Professionalität der Bahn und die Weisheit ihrer Aufsichtsbehörde mag man sich auf den Fildern aber nicht alleine verlassen. Bürger und Bürgerinitiativen, Bürgermeister und Stadträte, Politiker und Parteien wollen ein Wort mitreden. Auch Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte unlängst in einem Radiointerview, dass er S21 im Filderbereich "wirklich noch verbessern" wolle.

Für Hermann ist die jetzige Planung der Bahn schlicht "Murks". Selbst im Konzern ist man sich bewusst, dass die Antragstrasse nur ein Kompromiss ist zwischen verkehrlichen Notwendigkeiten und den Kosten. "Es ist gut möglich, dass im Rahmen der anstehenden öffentlichen Erörterung der Pläne neue und andere Vorschläge kommen", sagt S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich. Dafür sei man im Prinzip auch "immer offen".

Die zwei stärksten Kritikpunkte an der bekannten Bahnplanung betreffen die Doppelnutzung der S-Bahn-Trasse zwischen den Haltepunkten Oberaichen und Flughafen durch die S-Bahn und die Fernzüge zwischen Stuttgart und Singen sowie den zweiten unterirdischen Fernverkehrsbahnhof am Flughafen in 28 Meter Tiefe.

Auf der Suche nach Verbesserungen

Auf der Suche nach Verbesserungen und Alternativen interessieren sich die Kritiker jetzt für die Varianten, die sich bei der Bahn bisher nicht durchsetzen konnten. Immerhin haben diese Pläne den Vorzug, dass sie eisenbahntechnisch sicher machbar sind. In der offiziellen Variantenuntersuchung des Planfeststellungsabschnitts 1.3, die unserer Zeitung vorliegt, werden dabei zwei Grundkonzepte angeführt: die Durchgangslösungen, bei der die Trasse vom Hauptbahnhof zum Flughafen nach dem Fildertunnel eng an der A8 zum Airport geführt wird (wie bei der Antragstrasse) und die sogenannte Nebenschlusslösungen, bei denen die künftige ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm östlich an Plieningen vorbei im Bogen zur A8 führt und der Flughafen nur durch ein "Plieninger Dreick" angeschlossen wird.

Für die Nebenschlusslösungen werden elf Varianten genannt. Sie kommen teils ohne neuen Bahnhof aus oder haben eine zweite Station, in der ein Teil der Züge jedoch wendet. Einen Durchgangsbahnhof gibt es nur für den Preis sehr langer Tunnel. Der Knackpunkt liegt aber nördlich der A8: Um die Trasse bei Plieningen ganz oder teilweise unterirdisch zu führen, fallen Mehrkosten von bis zu 225 Millionen Euro an.

Viele Anwohner befürchten mehr Lärm

Auch für die Durchgangslösungen gibt es einige Varianten. Ins Auge fallen vor allem solche, die den Fernbahnhof in Tieflage, aber direkt unterhalb der bestehenden S-Bahn-Station vorsehen. Wenn die Station direkt neben der S-Bahn läge, könnte der Bahnhof in offener Bauweise besonders günstig gebaut werden. Beide Varianten bedingen aber, dass Fernzüge aus Singen im Fernbahnhof wenden, um zum Hauptbahnhof zu fahren. Dafür lägen sie in allernächster Nähe, und die kritisierte Doppelnutzung der S-Bahn-Station wäre vom Tisch.

Die Lösung würde auch der Maxime des Flughafens folgen. "Möglichst viele Passagiere sollen per Zug möglichst nahe zum Airport fahren können", sagt Flughafen-Sprecher Volkmar Krämer. Auch für die SSB wäre die Variante von Vorteil, weil sie mehr Raum ließe für eine Einfädelung der U6. "Wir arbeiten dieses Jahr an einer genehmigungsfähigen Planung für die Verlängerung der U6 bis zum Flughafen", sagt SSB-Vorstand Wolfgang Arnold.

Dass eines Tages Fernzüge auf S-Bahn-Gleisen durch Leinfelden-Echterdingen rollen, dürfte sich aus rechtlichen Gründen kaum noch ändern lassen. Viele Anwohner befürchten deshalb mehr Lärm. "Nach heutigem Stand hätten die Bürger keinen Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen", heißt es beim Bahn-Konzern. Falls man die Strecke aber zur "Pilotstrecke" der künftigen schärferen Lärmgesetze erkläre, könne man womöglich doch bis zu 100 Millionen Euro für Lärmschutz freischlagen.