Hany Azer Foto: Kraufmann

Hany Azer gibt laut Bahn "auf eigenen Wunsch" seinen Posten als Gesamtprojektleiter auf.

Stuttgart - Der für Stuttgart 21 und die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm verantwortliche Gesamtprojektleiter Hany Azer gibt seinen Job auf. Die Deutsche Bahn AG teilte den Weggang Azers am Montagnachmittag mit.

Hany Azer habe Stuttgart 21 am 1. April 2008 „in einer sehr schwierigen Phase übernommen“, wird Bahn-Chef Rüdiger Grube in der Mitteilung zitiert. „Seitdem führte er das Projekt mit hohem technischem Sachverstand und beispielslosem persönlichem Einsatz. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“, lobt Grube den Topingenieur, mit dem er – wie Vorgänger Hartmut Mehdorn – per Du ist. „Auch wenn wir es außerordentlich bedauern, müssen wir die Entscheidung natürlich respektieren“, so Grube.

Arbeiten nur mit Personenschutz

Als Grund für den Rückzug des 61-jährigen Ingenieurs nennt die Bahn die „Anfeindungen bis hin zu Drohungen“, denen Azer sich immer wieder ausgesetzt sah. Zuletzt sei es ihm „nur unter Personenschutz“ möglich gewesen zu arbeiten. Nach Informationen unserer Zeitung sollen auch die Ehefrau und die erwachsenen Söhne, die in Nordrhein-Westfalen leben, von S-21-Gegnern angefeindet worden sein. In Stuttgart wurde Azer von Personenschützern der Bahn begleitet; Objekt- oder Personenschutz der Polizei hatte er nicht.

Azer habe sich „nach reiflicher Überlegung“ entschlossen, die Stelle des Projektleiters abzugeben. Das ist die offizielle Lesart der Bahn. Hinzu kommen angeblich gesundheitliche Gründe. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass der Ingenieur im Konzern nicht unumstritten war.

Zuletzt hatte sich Azer auch den Groll der Chefetage zugezogen. Volker Kefer, Vorstand für Infrastruktur und Technik, hätte sich in der S-21-Schlichtung voriges Jahr gewünscht, dass sein Projektleiter „mehr tut und mehr in den Vordergrund tritt“, erinnert sich ein Bahn-Mitarbeiter. Auch bei anderer Gelegenheit, etwa einem Auftritt Grubes mit S-21-Architekt Christoph Ingenhoven, hatte sich Azer provozierend am Rand gehalten und sich so den Unmut Grubes zugezogen. „Durch unprofessionelle Aktionen hat er sich ins Aus manövriert“, kritisiert ein Bahn-Manager. Auch gegenüber Politik und Medien konnte Azer auf stur schalten.