Heute fahren 37 Züge in der Spitzenstunde im Stuttgarter Kopfbahnhof ein. Wie viele in den Tiefbahnhof einfahrne können, soll der Stresstest klären. Foto: Kraufmann

Die Gegner von Stuttgart 21 fordern von der Bahn einen Lenkungskreis für den Stresstest.

Stuttgart - Das Aktionsbündnis der Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 fordert von der Bahn die Schaffung eines Lenkungskreises. In diesem wollen die Gegner Bedingungen für einen Stresstest für die Infrastruktur mitbestimmen.

Der Test war von Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler empfohlen worden. Bei dem Test handelt es sich um eine Computer-Simulation. Sie soll klären, ob sich im neuen, achtgleisigen Tiefbahnhof und den neuen Zulaufstrecken in der Tagesspitze (7 bis 8 Uhr) bis zu 49 Züge abfertigen lassen. Sollte dies nicht möglich sein, müsste die Bahn ihre Neubaupläne nachbessern. Im alten Kopfbahnhof fahren heute in dieser Spitzenstunde 37 Züge. 45 bis 46 hält der Verkehrsclub Deutschland mit der alten Infrastruktur für möglich.

Der Lenkungskreis solle mit Experten besetzt werden und damit die in der Schlichtung begonnene Diskussion auf Augenhöhe fortführen, sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Werner Wölfle am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der Stuttgart-21-Gegner. Nur so könne die nötige Akzeptanz geschaffen werden. Die Gegner haben diesen Vorschlag dem Bahn-Vorstand Volker Kefer unterbreitet. "Die Bahn muss uns einbinden. Wenn sie allein die Vorgaben festlegt, ist der Test nichts wert", warnt Wölfle vor einer Ablehnung. Geißler steht laut Wölfle als Beobachter oder Wächter zur Verfügung. Der 80-Jährige hatte in seinem Schlichterspruch diverse Nachbesserungen am bisher geplanten Stuttgart-21-Konzept empfohlen.

"Annahmen müssen realitisch sein"

"Die Annahmen für den Test müssen realistisch sein", erinnerte Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), an die Vorgaben der Bahn für ein entscheidendes Gutachten der Uni Stuttgart zur Leistungsfähigkeit des Durchgangsbahnhofs. Dort war mit sehr kurzen Haltezeiten und ohne die den Bahnhof umgebende Infrastruktur gerechnet worden. In den Schlichtungsrunden räumte die Bahn AG ein, dass die im Gutachten genannten Zugzahlen nicht gefahren werden können.

Lieb appelliert, den neuen Durchgangsbahnhof auf nicht nur 49 Züge auszulegen. Man brauche Reserven, zum Beispiel, damit bei Störungen auch die S-Bahn dort halten könne. Außerdem seien in den nächsten 20 Jahren Zuwächse zu erwarten.

Die Projektgegner erneuern ihre Forderung nach einem Bau- und Vergabestopp. "Wir hoffen sehr, dass Bahn-Chef Rüdiger Grube keine Vergaben tätigt", sagt Gangolf Stocker vom Aktionsbündnis. Auch das Thema Volksabstimmung, so Peter Conradi, solle "in der Debatte gehalten werden".

SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch setzt auf weitere Demonstrationen gegen Stuttgart 21. Eine Demopause gelte allerdings vom 20. Dezember bis zum 10. Januar - sofern die Bahn nicht Bäume fällt oder den Südflügel des alten Bahnhofs abreißt. "Unser Widerstand geht weiter", sagt Brigitte Dahlbender, die Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz. Die Schlichtung habe gezeigt, dass ein Ausbau des Kopfbahnhofs S 21 überlegen sei. Dahlbender: "K 21 hat den Stresstest bestanden."