Foto: StN

Die Bahn hat den Werbeclip für eine Kundgebung der S21-Gegner an SSB-Haltestellen verboten.

Stuttgart- Das Aktionsbündnis gegen das Bahn-Projekt Stuttgart 21 will kommenden Samstag im Schlossgarten 10.000 Menschen gegen den geplanten Tiefbahnhof versammeln. Darauf sollte ein 10-Sekunen-Werbeclip in den Haltestellen der Bahn und SSB hinweisen. Er wurde verboten.

Das Mini-Filmchen, das auf grünem Grund lediglich Datum, Ort und die Namen des Schauspielers Walter Sittler und des Rappers Max Herre als Protagonisten zeigt, flimmerte drei mal über die von der Ströer Städte Medien GmbH in den SSB-Haltestellen betriebenen 18 Bildschirme. Am Montag musste Ströer den Beitrag des Aktionsbündnisses aus dem Werbeprogramm nehmen. Die Stuttgarter Straßenbahnen pochten offenbar, wie zuvor schon die DB, auf ihr Hausrecht.

Hausrecht in den Haltestellen

"Von Ströer war uns vertraglich zugesagt worden, dass der Film bis Freitag läuft", sagt Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz. "Ich nehme an, dass Druck gemacht wurde", so Pfeifer am Dienstag nach der kurzfristigen Kündigung des 3800 Euro teuren, von den Gegnern aus Spenden bezahlten Werbevertrags. Pfeifer spricht von weiteren Behinderungen bei der Vorbereitung des "Protestivals" im Schlossgarten. Dem Aktionsbündnis seien "im gesamten Stadtgebiet nur 200 Plakate genehmigt worden".

Der SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker seit Jahren Galionsfigur des Widerstands, will die Kündigung nicht hinnehmen. "Rechtlichen Konsequenzen" sollen geprüft werden.

Rainer Benz, Chef der Stuttgarter Werbeagentur rb.w, die den Clip konzipiert und die Werbezeit gebucht hatte, rät von einer juristischen Auseinandersetzung ab. Das Absetzen des Clips sei "sicher korrekt, denn Bahn und SSB haben in den Haltestellen das Hausrecht". Ströer müsse der Bahn Werbebotschaften mit politischem Inhalt angeblich zur Freigabe vorlegen.

Auch S21-Befürworter gehen in Offensive

Benz ist bekennender Gegner des geplanten Tiefbahnhofs. Er spricht eine weitere Sphäre an: "Politisch und gesellschaftlich", sagt der Mann, der seit 30 Jahren im Werbegeschäft ist, "war die Absage unklug". Schließlich habe man nur "einen harmlosen Veranstaltungshinweis gezeigt". - Oder zeigen wollen, denn die DB kippte ihn vor der Ausstrahlung aus dem Programm.

Das Aktionsbündnis setzt nun auf Postkarten, die in die Haushalte verteilt wurden und auf den um 14 Uhr im Schlossgarten beginnenden Protest hinweisen.

Auch S21-Befürworter gehen in Offensive

Nicht nur die Gegner, auch die Befürworter von Stuttgart 21 suchen neuerdings die Offensive. CDU, SPD, FDP und Freie Wähler im Gemeinderat werben in den Neckarvororten einträchtig für eine Info-Veranstaltung am kommenden Dienstag um 19 Uhr. Dann will SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold in der Untertürkheimer Sängerhalle über den Ausbau des Kopfbahnhofs referieren. "K 21, Alternativ zu S 21 oder ein Phantom?", heißt sein Vortrag.

So lange die Gegner auf die Straße gingen müssten das die Befürworter der neuen Infrastruktur auch "mal raus", sagt CDU-Stadtrat Dieter Wahl: "Man hat uns vorgehalten, nichts zu tun, jetzt müssen wir den Leuten sagen, dass K21 keine Lösung ist."

In Unter- und Obertürkheim, Wangen und Hedelfingen, die von 2011 an von Tunnelbauarbeiten betroffen sein werden, hofft man auf Aussagen der Bahn AG. "Wir würden uns wünschen, auf dem Laufenden gehalten zu werden", sagt Obertürkheims Bezirksvorsteher Peter Baier. Dessen Kollegin Beate Dietrich (Wangen) findet es "müßig, über K21 zu sprechen", schließlich werde nicht der Kopf-, sondern der Tiefbahnhof samt Tunneln gebaut. "Uns hier würde interessieren, wie viele Jahre lang und mit welchen Beeinträchtigungen wir zu rechnen haben", sagt Dietrich. Ob es darauf Antworten gibt ist unklar. Man "bemühe sich", Arnold einen Ansprechpartner der Bahn zur Seite zu stellen, heißt es im S-21-Sprecherbüro von Wolfgang Drexler. Die Gegner sind da konkreter: "Wir werden einen Infostand vor der Sängerhalle haben", sagt Gangolf Stocker. Fragen würden beantwortet.