Den zentralen Abgang von der Bahnsteighalle zur S-Bahn können Bahnreisende nur noch knapp zwei Wochen lang benutzen. Foto: www.7aktuell.de | Oskar Eyb

Mit interaktiver Grafik - Berufspendler, die am Hauptbahnhof in die S-Bahnen wechseln und umgekehrt, müssen sich umstellen. Am 12. August wird der zentrale Abgang aus der Bahnsteighalle geschlossen. Fahrgäste sollen einen Umweg über den Nordausgang nehmen.

Stuttgart - Nicht Rom, sondern Schorndorf, Backnang, Herrenberg. „Viele Wege führen zur S-Bahn“, sagt Nikolaus Hebding. Der Bahnhofsmanager formuliert am Dienstag die Redensart über den Mittelpunkt des römischen Reichs zu einem Bonmot über den Mittelpunkt des Stuttgarter S-Bahn-Systems um. Intoniert hat er damit eine Veränderung im Hauptbahnhof, mit der täglich vor allem tausende Berufspendler klarkommen müssen. Von den vier Wegen aus der Bahnsteighalle zu den unterirdischen Nahverkehrsstationen wird Hebding in zwei Wochen (genauer: am 12. August) den wichtigsten schließen. Der Abgang samt Rolltreppe im nördlichen Teil am früheren Gleis 1 liegt im Bereich des neuen tiefer gelegten Hauptbahnhofs, ist also den Baggern im Weg, die demnächst die Baugrube dafür ausheben.

Die Bahn wird eine neue Route ausweisen und empfiehlt, den Weg über den Nordausgang ins Freie zu nehmen, nach links die Rampe hinunter zur Klett-Passage zu gehen, um dann vom dortigen Polizeiposten aus nach rechts die Rolltreppe zur S-Bahn anzusteuern.

Der Weg werde eigens mit großen Hinweistafeln ausgeschildert, so Hebding. 20 zusätzliche Mitarbeiter fungieren in den ersten Wochen während des Bahnbetriebs als Lotsen. Die Alternativroute soll bis 2021 bestehen bleiben, jenem von der Bahn stets genannten Inbetriebnahmejahr von S 21.

240 000 Fahrgäste passieren täglich den Stuttgarter Hauptbahnhof, rund dreiviertel von ihnen steigen um, etliche sind Pendler auf dem Weg zur Arbeit und zurück, damit also auch potenzielle S-Bahn-Nutzer. Über die Zahl, wie viele den Abgang aus der Bahnsteighalle benutzen, kann die Bahn keine Angaben machen.

Damit künftig nicht alle über die große und die kleine Schalterhalle sowie über den Mittelausgang des Bonatzbaus in die Klett-Passage strömen, will die Bahn besagte Alternative über den Nordausgang einrichten. Der Aufzug in der kleinen Schalteralle bleibt ergänzend für Menschen mit sogenannter eingeschränkter Mobilität in Betrieb.

Gemessen vom Gleis 16, dem am weitesten von der S-Bahn entfernten Bahnsteig, müssen Fahrgäste nun nochmals 100 Meter Wegstrecke zu den Nahverkehrszügen zurücklegen – zusätzlich zu jenen 120 Metern, um die im vorigen Jahr die Bahnsteige ins Gleisvorfeld verlegt worden waren.

Kritik an dem Konzept übte jüngst der Gemeinderat, der eine Überdachung an der Bahnhofsnordseite gefordert hatte. Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Dietrich hält dies für „einen vernünftigen Vorschlag“. Die Machbarkeit werde derzeit geprüft. Hans Heydemann vom S-21-kritischen Arbeitskreis Ingenieure 22 sieht in der Schließung des Abgangs eine Verschlechterung des aktuellen Brandschutzes: „Auf dies Weise fällt ein Fluchtweg aus dem S-Bahnbreich weg“.