Unter der Bahnbrücke am Südring in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) stehen nach dem Unwetter am Donnerstag die Straßenbahnschienen unter Wasser Foto: dpa-Zentralbild

Sturmtief „Paul“ hält auch in der Nacht viele Menschen in Atem. In Hamburg nehmen Hotelzüge gestrandete Reisende auf. In Hannover wird ein Guns-N’-Roses-Konzert unterbrochen. In Berlin räumt die Feuerwehr ein Flüchtlingsheim.

Hamburg - Nach dem heftigen Sturmtief „Paul“ mit mindestens zwei Todesopfern ist der Bahnverkehr in Deutschland noch immer gestört. Die ICE-Strecke Berlin-Düsseldorf ist wegen eines Oberleitungsschaden zwischen Bielefeld und Gütersloh seit dem frühen Freitagmorgen unterbrochen, der Verkehr wird über Osnabrück umgeleitet. Auch die Strecke Hamburg-Hannover bleibt voraussichtlich bis zum Mittag gesperrt, wie die Deutsche Bahn in Berlin mitteilte. Auch hier wird der Fernverkehr umgeleitet. Das bedeutet aber Verspätungen - das trifft viele Reisende ausgerechnet vor dem Wochenende. Der Zugverkehr auf der Strecke Hamburg-Bremen rollt hingegen wieder. In Ostdeutschland sind viele Regionalstrecken betroffen.

Tornado in Hamburg

„Paul“ war am Donnerstag und in der Nacht mit Gewittern, Starkregen, Hagel und einem Tornado über die Nordhälfte Deutschlands gezogen. Mindestens zwei Menschen starben in Niedersachsen: Ein 50-Jähriger wurde nahe Uelzen in einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen. Bei Gifhorn starb eine 83 Jahre alte Frau, nachdem sie mit ihrem Auto durchs Geäst eines umgestürzten Baumes gefahren war.

Allein in Hamburg rückte die Feuerwehr laut Sprecher bis zum Freitagmorgen rund 240 Mal aus. Bei den Einsätzen waren demnach meist Bäume auf Straßen, Häuser oder Bahngleise gefallen. Am Bahnhof Altona richteten Hilfsorganisationen am Donnerstagabend eine Notunterkunft für gestrandete Bahnreisende ein, wie ein Feuerwehr-Sprecher sagte. Weitere 300 Schlafplätze standen den Festsitzenden in einer Schule zur Verfügung. Die Bahn stellte zudem vier Schlafwagenzüge bereit.

Flüchtlingsheim musste geräumt werden

In Berlin wurde ein Flüchtlingsheim mit 200 Bewohnern geräumt, weil ein Blitz in ein Nachbargebäude eingeschlagen war. Nach Angaben der Feuerwehr fing der Garagenkomplex gegen 4.45 Uhr Feuer, insgesamt brannten etwa 170 Quadratmeter. Wegen der starken Rauchentwicklung räumten die Einsatzkräfte die nahe Flüchtlingsunterkunft. In der Hauptstadt gab es 300 wetterbedingte Feuerwehreinsätze. Im Berliner Olympiastadion gab die Popgruppe Depeche Mode trotz heftiger Gewitterschauer vor Tausenden durchnässten Fans ein Konzert.

Derweil musste die Rockband Guns N’ Roses in Hannover ihre Show unterbrechen. Rund 70 000 Fans mussten den Zuschauerraum verlassen und wurden in einer angrenzenden Messehalle untergebracht. Nachdem das Unwetter durchgezogen war, setzte die Band das Konzert fort.