Manuela Bastian will die Taxifahrerin Devki unbedingt wiedersehen. Foto: W-Film

Manuela Bastian studiert an der Filmakademie Baden-Württemberg und hat einen Dokumentarfilm über eine junge Taxifahrerin im männerdominierten Indien gedreht. Jetzt kommt der Streifen nach vielen Auszeichnungen offiziell ins Kino.

Stuttgart - Where to, Miss?“ – der jüngste Dokumentarfilm der Ludwigsburger Filmakademie-Studentin Manuela Bastian ist ein Glücksfall für das deutsche Doku-Kino auf der einen und die Regisseurin Bastian auf der anderen Seite. Und für das Publikum eh: Bastians sanft beobachtete Geschichte der jungen Taxifahrerin Devki im patriarchalisch geprägten Mega-Moloch Neu-Delhi hat Charakter, Seltenheitswert und eine ganz eigene Erzählweise. Wir haben uns mit Manuela Bastian unterhalten – über Schwierigkeit und Bedeutsamkeit eines hochoffiziellen Kinostarts, ihr nächstes Projekt und natürlich auch über ihre anhaltende Faszination für Indien.

Was bedeutet es dir persönlich, dass „Where to, Miss?“ im Kino zu sehen ist?
Das war immer schon ein Traum von mir. Ernsthaft gerechnet haben wir nicht damit, das war schon eher eine Wunschvorstellung. Wir wussten, dass der Film und das Thema es verdienen, mehr Aufmerksamkeit bekommen. Und so was erreicht man natürlich mit einem Kinostart. Jetzt müssen ihn die Menschen nur noch anschauen.
Wie kriegt man einen Film denn nun ins Kino?
Das ist eine einzige Glückssache. Man muss zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Verleih geraten, der zufällig noch einen – in unserem Fall – Dokumentarfilm aufnehmen will. Letztendlich kann ich es mir so erklären, dass unsere Bildsprache überzeugt hat. Die ist untypisch für dieses Filmgenre, weil „Where to, Miss?“ teilweise wie ein Spielfilm wirkt. Unsere tolle Protagonistin, die eine wirklich unglaubliche Mimik hat, hat aber bestimmt auch viel dazu beigetragen.
Musik von Milky Chance („Stolen Dance“) schadet wahrscheinlich auch nicht . . .
Stimmt. Wir hatten das Glück, dass unser Kameramann Jan die Band persönlich kennt und sie schon zu einem solch frühen Zeitpunkt anfragte, als sie noch gar nicht so berühmt war. Mit anderen Worten: Als sie noch Zeit hatten. Einmal mehr alles eine Sache des richtigen Zeitpunkts.
Was hast du durch die teilweise haarsträubenden Drehbedingungen in Indien und rund um die Entstehung von „Where to, Miss?“ gelernt?
Dass es sich lohnt, einen solch langen und schwierigen Prozess durchzuhalten. Ich selbst hatte sehr viele Zweifel, wie daraus irgendwann ein Film werden soll. Jeden Tag aufs Neue, um genau zu sein. Ich habe gelernt, Unsicherheiten auszuhalten und allen Widrigkeiten zum Trotz erst mal weiterzumachen. Ob es das bei einer ähnlichen Situation künftig leichter macht, weiß ich nicht, aber zumindest weiß ich, dass ich mich auf meine Intuition verlassen kann.
Dein Film wurde unter anderem auf Festivals und Wettbewerben in Island, auf Mallorca und auch in Indien gezeigt. Was bringt das eigentlich ganz konkret?
Das ist schwer zu beziffern, doch ich fand die Publikumsreaktionen unglaublich spannend und wichtig. Auf nahezu jedem Festival gab es Diskussionen, die mir gezeigt haben, dass sie der Film wirklich beschäftigt hat. Der Tollste war ein kleiner Junge, der eigentlich gar keinen Bock auf den Film hatte, weil er lieber Playstation gespielt hätte und sich am Ende am meisten am Gespräch beteiligt hat. Klar, und natürlich konnte ich eine Menge herumreisen und tolle neue Orte kennenlernen. Das war für mich eine besondere Bereicherung.
Was kommt als nächstes von dir?
Diesmal wird es ein Spielfilm über die Beziehung zweier Zwillingsschwestern. Was genau daraus wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen, doch es wird definitiv mein Diplomfilm. Danach, das weiß ich schon jetzt, kommt wieder ein Dokumentarfilm dran. Gut möglich, dass es mich dafür nach Nepal zieht.
Wieso eigentlich immer wieder Indien und Nepal?
Die Ungerechtigkeiten bezüglich der Rechte der Frauen sind dort noch viel offensichtlicher als hier. Ich finde es extrem wichtig, unsere Aufmerksamkeit auf die Zustände vor Ort zu richten und aufzuzeigen, wie schwierig es für Frauen ist, Schulbildung oder Selbstständigkeit zu erhalten.
Ist die nächste Reise nach Indien auch schon geplant?
Na klar. Ich will Devki unbedingt wiedersehen!