Die Stuttgarter Taxifahrer sind streiterprobt und gehen nicht zum ersten Mal auf Konfrontationskurs mit der Politik – im vergangenen Jahr haben sie für einen Tag das Cannstatter Volksfest bestreikt und auf dem Marktplatz lautstark ihrer Forderung nach besseren Stellplätzen am Wasen Luft gemacht Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stuttgarter Taxifahrer lassen an der Verkehrspolitik der Grünen in Stadt und Land kein gutes Haar und drohen mit einer Wahlempfehlung für die Landtagswahl. Daraufhin gibt es jetzt gleich mehrere Gesprächstermine – und viel Zuspruch von verärgerten Autofahrern.

Stuttgart - Damit hätte Murat Arslan wohl nicht gerechnet. „Wir werden von E-Mails und Anrufen überflutet“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale (Taz). Sie vermittelt über 700 Fahrzeuge in der Stadt und am Flughafen, hat als Genossenschaft mehrere Tausend Fahrer unter ihrem Dach – und jüngst damit gedroht, diesen Einfluss gegen die Grünen einzusetzen. Denn deren Politik, Straßen zurückzubauen und Fahrstreifen dem Fahrradverkehr zu opfern, verursache immer neue Staus.

Kunden beschwerten sich darüber, Fahrer seien verärgert. Die Grünen allerdings seien nicht bereit zu Gesprächen und ignorierten Einladungen. Deshalb wolle man eine Wahlempfehlung für die Landtagswahl im nächsten Jahr aussprechen.

„Wir bekommen viele positive Rückmeldungen“, sagt Arslan jetzt. Vor ihm stapeln sich die Zuschriften. „Der Verkehr steht überall“, heißt es da, „die ganzen Verengungen müssen wieder weg“ oder gar „das Schönreden der Grünen-Politiker kann man nicht mehr ertragen“. Und noch einiges mehr, manches davon auch nicht zitierfähig. Die Taxifahrer scheinen mit ihrer Kritik so manchem Autofahrer aus dem Herzen zu sprechen. Andere dagegen schütteln den Kopf und fragen sich, was das ganze Theater eigentlich soll, zumal die Verkehrspolitik in Stadt und Land seit Jahren nicht von den Grünen allein bestimmt wird.

Doch die so angegriffene Partei ist offenbar aufgeschreckt. Die Stuttgarter Landtagsabgeordnete Muhterem Aras hatte der Taz schon vor der Berichterstattung in den Stuttgarter Nachrichten ein Gespräch angeboten, danach kamen noch einige weitere Anfragen dazu – unter anderem aus dem Staatsministerium von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Vertreter der dortigen Verkehrsabteilung wollen sich alsbald mit den Taxlern an einen Tisch setzen. Und auch das Vorzimmer von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat sich gemeldet, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren.

Pro Jahr wird eine Straße zurückgebaut

Beim Tiefbauamt der Stadt heißt es indes, es gebe pro Jahr im Durchschnitt lediglich eine größere Rückbauaktion von Fahrspuren zu Gunsten von Radfahrern. „Wir prüfen vorher genau, ob dort überhaupt die Kapazität dafür vorhanden ist“, sagt ein Sprecher. Man baue nicht, wenn dadurch „der Autoverkehr unverhältnismäßig ausgebremst“ werde. In den vergangenen Jahren gab es Maßnahmen in der Waiblinger und Nürnberger Straße in Bad Cannstatt oder in der Böblinger Straße zwischen Kaltental und Vaihingen.

Zuletzt standen laut Tiefbauamt der erste Bauabschnitt in der Neckartalstraße zwischen Wilhelmsbrücke und Haltestelle Mühlsteg mit 500 Meter Radweg sowie der Umbau der Fritz-Elsas-Straße auf 600 Meter Länge auf dem Programm. Bis zum nächsten Jahr folgt der zweite Abschnitt in der Neckartalstraße mit 800 Meter Radstreifen bis zur Reinhold-Maier-Brücke.