Für die Unterführung der B 464 unter der S 60 bei Renningen musste viel weiche Erde ausgetauscht werden. Verkehrsminister Hermann (rechtes Bild, re.) freut sich, dass der Verkehr nun rollt. Foto: Stefan Klein

Der Neubau der B 464 von Sindelfingen bis Renningen ist eine ganz schwere Geburt: Nach fast neun Jahren Bauzeit ist am Dienstag der vorläufig letzte Bauabschnitt offiziell für den Verkehr freigegeben worden. Doch der Anschluss ist noch nicht einmal geplant.

Der Neubau der B 464 von Sindelfingen bis Renningen ist eine ganz schwere Geburt: Nach fast neun Jahren Bauzeit ist am Dienstag der vorläufig letzte Bauabschnitt offiziell für den Verkehr freigegeben worden. Doch der Anschluss ist noch nicht einmal geplant.

Magstadt - Während die meisten Honoratioren mit dem Dienstwagen zur Feier am Feldweg oberhalb der Bundesstraße 464 kommen, radelt Bürgermeister Hans-Ulrich Merz den Buckel hinauf. „Ich freue mich, dass man endlich wieder mit dem Fahrrad durch Magstadt fahren kann“, sagt der Bürgermeister der 9000-Einwohner-Gemeinde im Kreis Böblingen. Fuhren früher mehr als 18 000 Fahrzeuge täglich am Rathaus vorbei, sind es heute gerade die Hälfte. Ohne Umfahrung wären es nach Prognosen bis 2020 rund 30 000 geworden.

Guter Dinge sind auch die Mitglieder des Bürgervereins Trasse 3a, die sich mit einem Banner für die Bundesstraße bedanken. „Das Vereinsziel, den Verkehr aus Magstadt herauszubekommen, ist erreicht“, sagt die Vorsitzende Sabine Schmidt, „nach 17 Jahren werden wir den Verein im Mai auflösen.“ Doch eine Handvoll Renninger reckt schon die nächsten Protestschilder in die Höhe, weil sie durch den künftigen Anschluss an die B 295 mehr Verkehr und Lärm fürchtet.

Schon heute nutzt mancher die B 295 vom A 8-Anschluss Leonberg-West und die B 464 zur A 81 bei Böblingen-Hulb zur Umfahrung des Stuttgarter Kreuzes. Wenn noch die beiden Ampeln bei Renningen wegfallen und die ganze Strecke ohne Kreuzungen befahren werden kann, wittern Kritiker eine Ersatzautobahn für das A 8/A 81-Nadelöhr zwischen Leonberg und Stuttgart. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hält am Dienstag dagegen: „Diese Straße ist auf keinen Fall überdimensioniert.“ Schließlich hat die B 464 auf den 7,1 Kilometern, die neu gebaut wurden, nur eine Spur.

Bis die umstrittene Strecke mit bisher 17 Brücken und Unterquerungen ohne Zwischenstopp an Ampeln zu befahren ist, wird aber noch viel Wasser den parallel verlaufenden Rankbach hinunterfließen. Denn der Anschluss an die B 295 ist noch nicht einmal geplant. Das zuständige Regierungspräsidium, der Landkreis und die betroffenen Kommunen hatten sich zwar auf eine großzügige Version geeinigt, doch Grünen-Minister Hermann sollten dafür zu viele Äcker zubetoniert werden.

Nun tüftelt die Behörde an einer abgespeckten Version, bei der die Kreisstraße nach Leonberg-Warmbronn nicht mehr an die B 295 angeschlossen wird. Allein die Entwurfsplanung wird laut Chef-Straßenplaner Jürgen Holzwarth bis Ende 2016 brauchen, gebaut werden könnte der sogenannte Lückenschluss frühestens 2020.

Der Bau der B 464 ist auch bisher schon reich an Verzögerungen und Kostenexplosionen. Nach 20 Jahren Diskussionen und Streit um die Lage stand im Jahr 2000 die Baugenehmigung. Beim festlichen Spatenstich im Jahr 2005 sollte die Straße 24 Millionen Euro kosten und Ende 2008 fertig sein – inklusive Anschluss an die B 295. Weil die Pläne schon beim Baustart veraltet waren, lief der Zeit- und Kostenplan bald aus dem Ruder.

Die Straße wäre von Anfang an überlastet gewesen, weil man mittlerweile 38 000 Fahrzeuge für das Jahr 2020 erwartete und nicht mehr 24 000, wie zum Zeitpunkt der Planung. Die Pläne mussten kräftig überarbeitet werden, außerdem floss das Geld für die Bauarbeiten zeitweise nur spärlich aus Berlin. Zuletzt sollte die Strecke ohne B 295-Anschluss 44 Millionen kosten, nun werden es 57 Millionen. Die Inbetriebnahme verzögerte sich zuletzt von Juli 2013 bis zu diesem Frühjahr, weil der Untergrund im Bereich der Unterführung unter der S-Bahnstrecke (S 60) viel zu weich war und großflächig ausgetauscht werden musste.