Es ist vorbei: Der herbstliche StN-Garten auf einem Feld in Möhringen wird nun umgepflügt. Foto: StN

Gärtnern liegt im Trend. Tausende Menschen buddeln im Garten. Auch die Stuttgarter Nachrichten haben ein Stück Land beackert, um den Lesern Tipps zu geben. Jetzt endet die Saison.

Stuttgart - Es ist ein komisches Gefühl: Die tief stehende Sonne scheint warm auf das Feld, die Ringelblumen, die Kornblumen, der Klatschmohn, die Cosmea, die Kapuzinerkresse sowie die – zugegebenermaßen etwas seltsamen – Erdbeeren im StN-Garten blühen. Die Karotten und die Rote Bete scheinen immer noch Tag für Tag größer zu werden – teilweise lassen sie sich kaum mehr aus der schweren Erde ziehen. Die Maiskolben schaukeln im milden Wind, die Bienen summen, und die Vögel picken die Samen aus den Sonnenblumen. Es ist alles friedlich.

Doch nicht mehr lange. Denn bald, sehr bald, wird der Bauer Klaus Brodbeck mit seinem Pflug über das Idyll hereinbrechen. Denn – auch wenn man es ob des herrlichen Herbstes nicht glauben will – die Gartensaison ist vorbei. Das Feld muss umgepflügt werden, damit es für das kommende Jahr bereit ist. Auch im Jahr 2014 wollen das Unternehmen Meine Ernte und Bauer Klaus Brodbeck dort wieder Gärten für Städter anbieten.

Seit 2012 vermietet Meine Ernte auch in Stuttgart Gemüsegärten, und zwar auf dem Grund und Boden von Hans-Peter Sperling in Mühlhausen und von Klaus Brodbeck in Möhringen. Dort lag bisher auch der StN-Garten: Meine Ernte hatte unserer Redaktion in diesem Jahr einen Gemüsegarten von 45 Quadratmetern zur Verfügung gestellt.

Doch mit dem ist’s nun vorbei. Und das tut mehr weh als gedacht. Denn von Mai bis November beackerte man das Gärtchen, zupfte dort ein Kraut weg, pflanzte daneben einen Setzling ein, streute dort Samen aus und grub dort um. Und der Garten lohnte all diese Mühen, die aber auch Spaß machten: Nach einem langen Arbeitstag in der Redaktion tat es sehr gut, mit den Händen in der Erde zu wühlen oder diese mit dem Spaten umzugraben. Von Ende Juli an gab es im StN-Garten so viel Gemüse zu ernten, dass beim Gang in den Supermarkt kein zusätzliches Gemüse mehr gekauft werden musste. Zuckerschoten, Erbsen, Bohnen, Radieschen, Lauch, Frühlingszwiebeln, Kartoffeln, Mangold, Zuckermais, verschiedene Salate (sogar Rucola), Mangold, Rote Bete, Bohnenkraut, Kohl, Karotten, Kohlrabi – alles, was das Herz begehrte, war da und konnte zu Leckereien verarbeitet werden.

Das meiste Gemüse ist bereits vorgepflanzt

Das soll nun wirklich vorbei sein? So plötzlich? „Ja, die Zeit verging jetzt doch ganz schön schnell“, sagt auch Iris Faller, unsere Gartenexpertin und Vorsitzende des Kleingartenvereins Kaltental. Auch sie hat die letzten Tag genutzt, um in ihrem Garten einiges für den Winter vorzubereiten: „Ich habe ein paar Blumen umgepflanzt, noch einiges geerntet und zum Schluss haben wir die Wasseruhren ausgebaut“, sagt sie.

Aber Iris Faller hat es gut, sie hat ihren Garten auch im kommenden Jahr noch. Der StN-Garten hingegen ist passé – wenngleich Gärtner, die schon ein Gärtchen bei Meine Ernte hatten, ein Vorgriffsrecht haben und 2014 wieder ihr Stück Acker bekommen.

Eine Option auch für die StN-Gärtnerin? Da heißt es abzuwägen. Denn das Stück Land auf dem Acker bringt einerseits viele Vorteile mit sich. Die wichtigsten: Das meiste Gemüse ist bereits vorgepflanzt, man bekommt Unterstützung und Hilfe von Meine Ernte (Workshops und Newsletter) und Klaus Brodbeck (Sprechstunde) und man trifft vor allem nette Mitgärtner. Andererseits gibt es auch Sachen, die fehlen: Man kann nur auf einem kleinen Wunschbeet seine Lieblingsgemüsesorten oder Früchte und Blumen anpflanzen, man kann den Garten nicht selbst gestalten – und man kann sich dort nicht in einer Liege niederlassen und ein Buch lesen, noch kann man grillen.

Zugegeben, es juckt in den Fingern, ein eigenes Gärtchen zu haben. Doch soll man es wirklich wagen? Nur, wenn Iris Faller hilft! Wird sie es tun? „Ja, klar, das kann ich mir schon vorstellen“, sagt sie. Tatsächlich gibt es schon das Angebot, ein Gärtchen übernehmen zu können. Vielleicht kann dort die Lilie einen neuen Platz finden, die aus dem StN-Garten ausgebuddelt wurde und auf einen Platz zum Überwintern wartet.