Der Karlsruher Energiekonzern EnBW will abgebrannte Brennstäbe aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim (Foto) in Neckarwestheim zwischenlagern. Foto: dpa

In Baden-Württemberg könnte es wieder Atommüll-Transporte geben. EnBW will zeitnah die Erlaubnis, dass Brennstäben aus Obrigheim nach Neckarwestheim umgelagert werden.

In Baden-Württemberg könnte es wieder Atommüll-Transporte geben. EnBW will zeitnah die Erlaubnis, dass Brennstäben aus Obrigheim nach Neckarwestheim umgelagert werden.

Neckarwestheim - Der Karlsruher Energiekonzern EnBW will abgebrannte Brennstäbe aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim in Neckarwestheim zwischenlagern. Eine entsprechende Genehmigung solle „zeitnah“ beantragt werden, kündigte der Vorsitzende der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH, Jörg Michels, am Mittwoch in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) an.

In dem 2005 vom Netz gegangenen Atomkraftwerk Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) lagern 342 Brennelemente. Diese könnten in 15 Castoren verpackt und ins Standort-Zwischenlager nach Neckarwestheim verfrachtet werden, wo es Platz für 151 Behälter gibt. Die EnBW hält einen Transport der Castoren auf der Straße oder auf dem Neckar für möglich. Dadurch wäre der Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim vermeidbar, was den Rückbau des AKW erheblich verzögern würde. „Dann würde Obrigheim nuklearer Standort bleiben und der Rückbau ginge nicht weiter“, erläuterte Michels die Alternative.

Mit dem Rückbau des Meilers in Obrigheim zur „atomfreien grünen Wiese“ ist der Betreiber nach Aussage von Michels „relativ weit“. Seit April laufe schon die dritte Abbauphase, in der „das Herz der Anlage“, der Reaktordruckbehälter, demontiert wird. Im September sei der Behälterdeckel in vier Teile zerlegt worden.

Michels erwartet, dass Obrigheim zwischen 2020 und 2025 „aus dem Atomgesetz entlassen“ werden kann. Man habe das AKW nicht einfach stehen lassen, sondern sich für den „direkten Rückbau“ entschieden, um die Lasten nicht künftigen Generationen zu hinterlassen.

Untersteller hatte die Pläne der EnBW schon im April begrüßt

Obwohl es in Neckarwestheim in der Vergangenheit von Verbänden und Anwohnern Proteste gegen die Lagerung der Brennelemente aus Obrigheim gegeben hat, erklärte Michels, die Resonanz auf die Transport-Option sei „überwiegend positiv“. Das Thema begeistere zwar nicht, aber diese Variante sei sinnvoll und nachvollziehbar.

Bis Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres erwartet er die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Studie. Dabei soll es um die Fragen gehen, ob ein Transport machbar ist, welche Transportmittel eingesetzt werden sollen und wie sich der Betreiber mit den Behörden abstimmen kann. Die Kosten für den Bau eines neuen Zwischenlagers lägen wohl im unteren zweistelligen Millionenbereich. Allerdings verschlingt auch der Transport der Brennelemente Millionen.

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte die Pläne der EnBW schon im April begrüßt. Er sagte damals: „Jeder Standort weniger ist ein Mehr an Sicherheit für die Menschen.“ Ein neuer Castortransport über die kurze Distanz von Luftlinie 40 Kilometern sei zudem „im Vergleich zu einem jahrzehntelang zu betreibenden und zu überwachenden Zwischenlager in Obrigheim das geringere Risiko“. Der Transport ist allerdings nicht vor 2016 zu erwarten.

Das Atomkraftwerk Obrigheim als damals ältestes in Betrieb befindliches deutsches AKW (seit 1968) war 2005 vom Netz gegangen und befindet sich seit 2008 im Rückbau. Die Atomkraftwerke Philippsburg I (gebaut 1979) und Neckarwestheim I (1976) wurden nach der Katastrophe von Fukushima (Japan) abgeschaltet. Im Zwischenlager Neckarwestheim ist Platz für 151 Castoren; derzeit stehen dort 41 Behälter.