Stilberaterin Sylvia Ebner zeigt, welche Farbe womöglich besser passt Foto: Heinz Heiss

Wo lassen Sie sich coachen? Wie, das haben Sie nicht nötig, Ihr Geschmack ist unfehlbar? Schön für Sie! Andere besitzen nicht so viel Selbstsicherheit. Sie wenden sich an die Stuttgarter Farb- und Stilberaterin Sylvia Ebner. Sie stimmt die modische Linie auf den jeweiligen Typ ab.

Stuttgart - Die Farbe Royalblau wird jetzt sofort aus dem Kleiderschrank verbannt. Und Pink sowieso. „Macht Sie unvorteilhaft“, stellt Sylvia Ebner bei der Farbanalyse fest.  Dezent und feinfühlig, denn ein Fallbeil-Urteil wie „geschmacklos“ oder „unmöglich“ käme ihr nie über die Lippen.

Für diese Analyse legt sie ihren Kunden in ihrem Atelier in der Reutlinger Straße vor einem Tageslicht-Spiegel Schals in verschiedenen Farben um die Schultern, um die Wirkung im Zusammenspiel mit Haut und Haaren zu testen. Stehen ihr oder ihm kalte Farben mit hohem Blau-Anteil? Lassen warme Farben mit mehr Gelb-Anteil den Teint strahlen? Ist sie oder er ein Frühlingstyp, dem helle und klare Farben gut zu Gesicht stehen? Oder ein Sommertyp, geeignet für gedämpfte Töne?

„Die Grundlage für diese Analyse und die Einordnung in Jahreszeiten-Typen, die in den 70er Jahren in den USA entwickelt wurde, ist die Farblehre des Bauhauslehrers Johannes Itten“, erklärt Sylvia Ebner.

Farbige Kleidung gibt einen Eindruck von der Persönlichkeit des Trägers

Allein durch den Griff zu den falschen Farben könne man einen völlig verkehrten Eindruck seiner Persönlichkeit hinterlassen. Besorgte Nachfragen nach dem gesundheitlichen Befinden, weil man, zum Beispiel in Türkis, aussieht wie’s Kätzle am Bauch, ist noch die harmloseste Konsequenz.

„Ich will Vorzüge und Persönlichkeit optimal hervorheben“, nennt Sylvia Ebner Anspruch und Ziel ihrer Beratung. Bella Figura zu machen, das sei vor allem im Berufsleben immer wichtiger für den Erfolg.

Zählen die inneren Werte gar nicht mehr? „Doch, natürlich“, lacht Sylvia Ebner, „aber die Verpackung muss stimmen, denn der erste Eindruck ist meist nicht mehr zu korrigieren.“

Stilberatung: ein sensibles Geschäft

Die attraktive Blondine, schlank und hochgewachsen, ist gelernte Damenschneiderin und Schnittdirektrice. Beides die besten fachlichen Voraussetzungen, um nach einer Fortbildung als Farb- und Stilberaterin die Garderobe der Kunden kritisch unter die Lupe zu nehmen.

„Ich bitte die Kunden, ein paar Kleidungsstücke mitzubringen.“ Da erkenne sie schnell, ob der Stil der Garderobe zur Figur und den körperlichen Proportionen passe. „Das ist ein sensibles Geschäft“, beschreibt sie ihr Metier. Als Erstes frage sie nach den Wünschen: „Warum kommen Sie zu mir, was wollen Sie ändern?“

Frauen erzählen dann freimütig, dass sie sich besser in Szene setzen und endlich das Beste aus ihrem Typ machen wollen. Vielleicht, weil sie eine schwere Zeit oder eine Trennung hinter sich haben. Oder weil sie die ewigen praktischen Jeans und T-Shirts leid sind. Und ein neues Outfit brauchen, wenn sie nach der Familienphase wieder ins Berufsleben einsteigen wollen.

"Das massenhafte Angebot macht die Wahl schwer"

„Aber das massenhafte Angebot an Kleidung macht die richtige Wahl schwer“, weiß Sylvia Ebner. Sie erlebt bei Hausbesuchen vollgestopfte Kleiderschränke und jede Menge Fehlkäufe. Und sie begleitet auch beim Einkauf: „Vorher klären wir, welches Budget zur Verfügung steht.“ Ihr Rat: „Ein hochwertiges Stück ist sinnvoller als mehrere Billigteile.“ Das letzte Highlight auf das neue Image setzt ein kleiner Kurs im richtigen Umgang mit Make-up.

Eine Bewerbung und der Wechsel im Job sind für Männer Motivation und Anlass, sich ausnahmsweise mal kritisch beäugen zu lassen und Tipps für Verbesserungen zu akzeptieren. Welche Kragenform ist ideal, Kent-, Haifisch- oder Button-down-Kragen? Wie sollte die Krawatte gebunden werden, wie ist die Passform des Jacketts, sitzen die Hosen, ist die Beinlänge richtig, und, ganz wichtig, verhunzen nicht die Schuhe den Eindruck?

Auch Brille, Frisur, eventuell der Bart, sind für das Gesamtbild wichtig. Und nicht zuletzt gehören gutes Benehmen und sorgfältige Körperpflege genauso zum erfolgreichen Auftritt wie der passende Zwirn.

Ungeputzte Schuhe, falsche Passformen und kein Deo gehen gar nicht

Was geht gar nicht? Ungeputzte Schuhe. Oder dicke Sohlen zum Anzug. Die falschen Krawatten. Und die falsche Passform, zu lang, zu eng, zu weit. Es komme natürlich auf den Beruf an, differenziert die Beraterin. Im Banken- und Wirtschaftsbusiness gelten andere Dresscodes als in kreativen Berufen. Da sei der Casual- oder Smart-Casual-Look erlaubt. Etwas locker und lässiger.

Dem „klassisch-extravaganten“ Stil des Kollegen Martin Haar in Jeans, Sakko und Lackschuhen stellte sie daher ein gutes Zeugnis aus: „Sie lieben Stilbrüche, aber Sie dürfen es, man nimmt es Ihnen ab.“

Lassen sich mehr Männer oder Frauen beraten? „Das hält sich die Waage“, versichert Frau Ebner. „Frauen starten meist mit der Farbberatung und wollen dann doch noch die Stilberatung. Männer dagegen fackeln nicht lange und buchen kurz entschlossen das ganze Paket.“ Kosten? „Zwischen 140 und 500 Euro je nach Baustein. Bei Hausbesuch und Einkaufsbegleitung gilt in der Regel ein Stundensatz ab 70 Euro.“

Stil und Geschmack kann man lernen, ist die Expertin überzeugt. Es sei nur wichtig, dass der Kunde die Korrekturen und Veränderungen als optimal wahrnimmt und verinnerlicht. Registrieren die lieben Mitmenschen bewundernd das gute Aussehen und den neuen Chic, dann haben beide, Beraterin und Kunde, alles richtig gemacht.