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Anlage zeigte Belegung der Gleise - Bahn musste Lokführer per Funk oder schriftlich dirigieren

Stuttgart -  Ein Totalausfall des Stellwerks am Hauptbahnhof hat am Dienstagabend zu starken Verspätungen geführt. Manche Reisenden vermuteten einen Stromausfall, weil die Züge einfach in den Bahnhöfen stehenblieben. Den aber gab es nicht. Da das Stellwerk von 19.11 Uhr an keine verlässliche Anzeige über die Gleisbelegung lieferte, mussten die Züge teils an den Haltestellen gestoppt werden, erläuterte ein Bahnsprecher am Mittwoch das Vorgehen.

In dem 32 Jahre alten Stellwerk am Hauptbahnhof werden die Gleise noch immer mit riesigen hinterleuchteten Panoramatafeln überwacht. Zugbewegungen werden darauf mit verschiedenen Farben dargestellt. Ist ein Fahrweg dunkel, dann sind die Gleise frei. Gelb/Weiß bedeutet, dass die Strecke für eine bevorstehende Durch- oder Rangierfahrt gesperrt ist, Rot zeigt eine aktuelle Fahrt an.

Um 19.11 Uhr habe das gesamte Gleisbild Rot gezeigt, so der Bahnsprecher: "Es war ein Totalausfall, wir konnten keine Weichen und Signale mehr stellen." Die Züge wurden so schnell wie möglich gestoppt, der Verkehr anders geregelt. Anders heißt: Die Lokführer erhielten ihre Anweisungen über den digitalen Zugfunk oder im Hauptbahnhof sogar schriftlich über Zettel. Nur so habe man die Sicherheit gewährleisten können. Bis um 19.23 Uhr konnte die Bahn nach eigenen Angaben den Ausfall teilweise beheben. Um 20 Uhr funktionierte das Stellwerk wieder störungsfrei. Die Verspätungen dauerten aber auch danach noch an. Insgesamt, so der Sprecher, wurden 51 verspätete Züge, darunter 28 S-Bahnen, gezählt. Diese hätten im Schnitt auf den Fahrplan 15 Minuten verloren - mit Ausreißern. Bei 16 Verbindungen gab es Ausfälle.

Ursache unklar

Die Ursache für die "funktionelle Störung" sei unklar, die Untersuchung nicht abgeschlossen, so der Bahnsprecher. Das Alter des Stellwerks habe keinen Einfluss auf dessen Zuverlässigkeit. Täglich würden, einschließlich S-Bahn, 1350 Fahrten darüber abgewickelt, hinzu kämen bis zu 3000 Rangierfahrten.

Die Arbeiten im Gleisvorfeld, mit denen seit Monaten und noch bis 2012 der Bau des neuen Tiefbahnhofs vorbereitet wird, schließt das Stuttgart-21-Sprecherbüro als Ursache für den Defekt nahezu aus. Eine Beschädigung von Kabeln könnte bei der Verlegung neuer Weichen und Gleise zwar geschehen, ein Komplettausfall des Stellwerks damit aber kaum ausgelöst werden.