Der Polier sei Schuld, sagt der Architekt. Dieser habe die Bodenplatte 40 Zentimeter zu hoch gesetzt. Und das hat Folgen. Foto: Malte Klein

40 Zentimeter können ganz schön viel sein. Jedenfalls ist ein Mehrfamilienhaus in Steinenbronn um eben soviel gewachsen, weil sich irgendjemand vermessen hat. Und das wird teuer.

Steinenbronn - Eigentlich sollten auf dem Grundstück an der Seestraße in Steinenbronn die Bauarbeiter werkeln. Das tun sie aber gerade nicht und es ist noch nicht absehbar, wann sie ihre Arbeit dort wieder aufnehmen. Der Bau von zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt acht Wohnungen ruht bereits seit Mitte April. Das sagt René Schmid, der Projektsteuerer der Wohnbau Merkt aus Weil im Schönbuch. „Es gibt einen Baustopp durch das Landratsamt, und jetzt müssen weitere Schritte geklärt werden.“ Das Untergeschoß ist nämlich 40 Zentimeter zu hoch betoniert worden.

Aus Sicht des planenden Architekten Andreas Lowek ist der ausführende Polier Schuld an der Misere. „Die Gebäude haben eine unterschiedliche Höhe über dem Meeresspiegel. Der Polier hat dann wohl die verkehrte Höhe dem verkehrten Haus zugeordnet.“

Eigentlich sollte es ja bergab zum Hauseingang gehen

Von der beauftragten Firma für den Rohbau war auf Anfrage keine Stellungnahme zu bekommen, warum die Bodenplatte 40 Zentimeter zu hoch ist.

Für den Architekten Lowek bedeutet das, dass er einiges im Plan ändern muss. Konkret geht es um die Geschosshöhe, die Dachneigung und den Weg zum Haus. „Nach der früheren Planung ging man zum Haus leicht bergab. Nun geht man ebenerdig auf das Haus zu“, sagt Loweg.

In der vergangenen Sitzung des Technischen Ausschusses haben die Gemeinderäte über die geänderten Pläne der Wohnbau Merkt beraten und diese aus Sicht der Kommune einstimmig genehmigt. Im Antrag steht, dass sich die Traufhöhe und die Gauben um 40 Zentimeter erhöhen und die Firsthöhe aber um 13 Zentimeter niedriger ausfällt.

Die Gemeinderäte waren über die Planänderung aber durchaus verärgert. Dieter Menzel (SPD) wunderte sich darüber und machte seinem Ärger Luft: „Ich bezweifele, dass das ein Versehen ist. Ich vermute eher, dass das Absicht ist.“ Der Architekt Lowek widersprach Menzels Vorwurf: „Das war keine Absicht, sondern ein Fehler des Poliers. Wir müssen deshalb ja alles umplanen.“ Otto Elsäßer (Freie Wähler) nannte das Geschehene unglücklich.

In 30 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt

Der Projektsteuerer René Schmid von der Wohnbau Merkt ordnet das Geschehene ein: „Ich bin jetzt seit 30 Jahren in dem Beruf. Aber dass eine Firma die Bodenplatte 40 Zentimeter zu hoch setzt, habe ich noch nicht erlebt.“ Er habe zwar mal davon gehört, dass das anderen Unternehmen passiert sei. „Aber das ist doch sehr selten.“

Schmid erläutert die nächsten Schritte: „Das Landratsamt und der Ortsbaumeister werden das geänderte Bauvorhaben weiter bearbeiten. Wenn es genehmigungsfähig ist, haben die Anlieger vier Wochen Zeit, um Bedenken anzumelden.“ Danach wird es noch weiter bearbeitet. „Wir gehen davon aus, dass das Verfahren wohl noch sechs bis sieben Wochen dauert,“ Sollten die Bauarbeiter es nicht mehr schaffen, diese Zeit aufzuholen, käme es zu einer Bauzeitverzögerung.