Bewegungsanalysen können für Sportler interessant sein. Foto: Spinnax GmbH & Co.KG

Das Start-up Subsequent will beim Toreschießen helfen – Und welche wichtige Rolle ein Handy dabei spielen kann.

Manuel Stein findet es sehr schade, dass die deutschen Fußballfrauen bei der Weltmeisterschaft so schnell ausgeschieden sind. Damit steht er nicht allein. Ein besonderes Angebot hätte er aber vielleicht doch gehabt, um die Fußballerinnen weiterzubringen: „Wir hätten gerne einen Beitrag geleistet“, sagt der Gründer des Start-ups Subsequent aus Konstanz. Der Beitrag, das wären Informationen gewesen, die vielleicht geholfen hätten, den Ball öfter ins Tor der Gegnerinnen zu jagen.

Mit Daten kennt Stein sich aus. Nach dem Studium befasste er sich in seiner Doktorarbeit mit Taktik im Fußball, fand aber nirgends Daten, die ihm geholfen hätten, gut genug zu analysieren, was auf dem Spielfeld vor sich geht. „Also mache ich selbst ein Unternehmen auf, das Daten sammelt“, so seine Überlegung im Frühjahr 2021.

Dabei war ihm klar, dass alles möglichst einfach gehen müsse. Eine Kamera, die am Stadiondach oder einem Stab hängt, macht ein Video. Aufnahmen können auch mit einem guten Handy gemacht werden. Das Video wird dann an Subsequent geschickt und von der Software des Start-ups ausgewertet. Dabei wird eine Art Skelett eines Spielers erzeugt, das dessen Bewegungen zeigt. Mit Hilfe des Skeletts kann nach den Worten von Stein genauer erfasst werden, wie der Spieler sich bewegt, mit welchen Bein er den Ball gespielt oder wie er sich gedreht hat.

Über den Bildschirm huschen Skelette

Die Angaben, die der Trainer bekommt, sollen damit präziser werden als das, was etwa der Zuschauer am Fernsehapparat sieht. Solche Informationen können dann fast in Echtzeit an den Trainer am Spielfeldrand geschickt werden und diesem Tipps geben. Das war auch ein Grund für den englischen Namen, den sich das Start-up gegeben hat. Subsequent – das bedeutet, aus dem, was gemacht wird, folgt etwas: „Der Co-Trainer kann am Laptop anhand der Skelette sehen, was passiert. Bei einer Unterbrechung kann er dann einem Spieler zurufen, was er anders machen soll“, sagt Stein, „etwa, in welchen freien Raum er laufen soll oder wie er sich der Deckung durch den Gegner entziehen kann“.

Handys statt stationärer Messgeräte

Die Handys für die Videoaufnahme sind weitaus billiger als stationäre Messsysteme: „Diese können leicht mal ein paar hunderttausend Euro kosten“, meint Stein, „ein Amateurverein kann sich das nicht leisten“.

Richtige Neigung beim Slalom

Mit Fußball hat alles angefangen, inzwischen können die Mitarbeiter des Start-ups auch analysieren, ob ein Skifahrer die richtige Neigung hat, wenn er zwischen Slalomstangen durchprescht oder wie die Drehung des Handgelenks beim Tennisspielen war. Genaue Messungen unterstützen, was das Auge sieht – und die Vergänglichkeit des Augenblicks kann gespeichert werden, um auch noch später aus den Daten zu lernen. „Wir sind ein reiner Softwareentwickler“, meint Stein, „Subsequent verkauft keine Kameras und hängt auch keine auf“. Für seine Software sieht der Geschäftsführer von Subsequent weitere Einsatzmöglichkeiten. Denn Datensammeln muss sich keineswegs auf den Sport beschränken. Ein weiteres Feld könnte das betriebliche Gesundheitswesen sein: „Man kann etwa analysieren, wie jemand auf seinem Bürostuhl sitzt. Oder man kann untersuchen, wie sich ein Parkinsonpatient bewegt“.

Therapie bei Parkinson

Mit Hilfe der Ganganalyse können dann Medikamente verschrieben oder Übungen angeboten werden. In anderen Fällen können solche Analysen helfen, die richtige Prothese auszusuchen.

Finanzierung ohne Investoren

Seine vier Mitarbeiter kennt Stein aus der Studienzeit, das Unternehmen hat auch schon einige Preise abgeräumt. So wurde es etwa vom Bundeswirtschaftsministerium dieses Jahr mit dem ersten Preis als Digitales Start-up des Jahres 2023 ausgezeichnet und gehörte im vergangenen Jahr zu den Preisträgern des Innovationspreises Baden-Württemberg (Rudolf-Eberle-Preis).

Dieses Jahr steuert Subsequent „auf die erste Umsatzmillion zu“, wie der Unternehmensgründer vorhersagt. „Wir haben keine Investoren, sondern sind komplett selbst finanziert“, berichtet Stein. Schnelle Expansion um jeden Preis ist nicht seine Sache: „Wir bauen das Haus von unten her auf“. Zu den Kunden zählen Sportvereine, der Deutsche Eishockeyverband, Forschungsinstitute, aber auch Kliniken wie etwa die Universitätsklinik in Tübingen oder die Kliniken Schmieder in Allensbach. In fünf Jahren aber „haben wir hoffentlich ein paar Dutzend Mitarbeiter mehr“, meint der Softwareexperte vom Schwäbischen Meer.