Foto: Piechowski

Stadion Festwiese wurde mit 4,5 Millionen Euro saniert - Ausbau auf 10.000 Plätze möglich.

Stuttgart - Es ist ein Eckstein - nicht der Schlussstein in dem Gesamtensemble Neckarpark. Aber die Freude von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster bei der Einweihung des Stadions Festwiese schmälerte das keineswegs. Schuster ist froh, dass die Leichtathletik nun wieder eine "herausragende Trainingsstätte" hat.

Wer auf der neuen Tribüne des Stadions Festwiese sitzt und an den Horizont schaut, hat keine Chance - er wird unweigerlich mit der Vergangenheit konfrontiert: Der Blick des Tribünengastes fokussiert sich auf den Schriftzug Mercedes-Benz-Arena und das neue Fußball-Stadion des VfB Stuttgart. Wer also nach vorne schaut, blickt unwillkürlich zurück auf eine zuletzt ungute Vergangenheit für die Leichtathleten. Denn der Umbau der Arena bedeutete gleichzeitig das Ende einer Ära. Die Laufbahn für Leichtathleten wurde geopfert - seitdem waren die Athleten der olympischen Kernsportart gewissermaßen heimatlos. Und das hat Jürgen Scholz bis heute nicht verdaut. "Mir kommen immer noch die Tränen des Verlusts", sagte der Präsidenten des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV).

Schuster ist bekennender Leichtathletik-Fan

Damit jeder versteht, wie Scholz fühlt und welche Begeisterung die Leichtathletik auf Sportler und Zuschauer ausüben kann, griff der WLV-Präsident bei der Einweihung der neuen Laufbahn in die Trickkiste. Er ließ vor den Augen vieler Stadträte, dem Präsidenten des Württembergischen Landessportbundes, Klaus Tappeser, Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann und OB Schuster flinke Nachwuchssportler über Hürden fliegen. Eine eindrucksvolle Vorstellung, die den Wert und die Faszination dieser Sportart lebendig machte. Und die jeden Cent an Investitionen rechtfertigen sollte.

Wolfgang Schuster musste allerdings niemand mehr überzeugen. Schuster ist ein bekennender Freund der Leichtathletik. Und als solcher habe es ihn getroffen, dass die Leichtathleten durch den Umbau der Mercedes-Benz-Arena "ihre zentrale Wettkampfstätte" verloren hätten: "Die Entscheidung ist mir damals schwergefallen." Somit wird nachvollziehbar, warum Schuster am Mittwoch so freudestrahlend die Pforten der neuen Festwiese öffnete. Denn nun habe die Leichtathletik wieder eine echte Perspektive. Zunächst als Trainingsstätte - später möglicherweise als Schmuckkästchen für kleinere Meetings. Denn der Clou am neuen Stadion ist die Modularbauweise. Die Festwiese kann Schritt für Schritt von zunächst 5000 auf eine Zuschauerkapazität von 10000 erweitert werden. Das Wachstumsprinzip gilt auch für die eher unterdimensionierte Tribüne (280 Zuschauer). Durch die Baukastenbauweise können auch hier weitere Tribünenmodule angedockt werden.

Stadt gab 4,5 Millionen Euro aus

"Deshalb habe ich mich für den Neubau und gegen eine Sanierung ausgesprochen", erklärt Wolfgang Schuster. So habe man auch die Baukosten deckeln können. Die Stadt gab 4,5 Millionen Euro aus - weitere Investitionen sind jedoch nicht ausgeschlossen. "Das ist doch eine spannende Vision. Ich hoffe, dass die Leichathletik hier wächst und gedeiht." Ziel sei es, in Zukunft wieder überregionale Wettkämpfe in Stuttgart auszutragen. Jürgen Scholz versprach jedenfalls, dass er die Investitionen in das Stadion mit "Zins und Zinseszins" zurückzahlen wolle - mit Erfolgen seiner Athleten. "Ich verspreche, dass wir eine deutsche Meisterschaft herbekommen."

Einen Hauch der großen Sportwelt kann der Zuschauer indes schon heute erahnen. Die 280 Klappsitze der neuen Tribüne wurden in der Mercedes-Benz-Arena abgeschraubt und in der Festwiese wieder moniert. "Das ist doch eine schöne Reminiszenz", sagte Architekt Jens Walko. Ein Anklang an die großen Stunden der Leichtathletik in Stuttgart. OB Schuster blickt indes lieber nach vorn. "Dieses Stadion ist nur ein Baustein im Gesamtprojekt", sagte er. Am Ende soll etwas ganz Großes stehen. Nach der Neuordnung der Sportanlage Neckarpark und des Grundstückverkaufs an die Daimler AG, der Sanierung der Molly-Schauffele-Halle sowie der Bebauung des 22 Hektar großen Güterbahnhof-Geländes schwebt Schuster eine Einheit vor, die in Europa einzigartig sei: "Ein Sport-, Freizeit-, Bildungs- und Kulturzentrum Neckarpark." Ein Mosaikstein kam gestern hinzu.